Daten nach Branchen geordnet
Big Data. Digitalisierungswissen gewinnt in etlichen Branchen an Bedeutung. Inzwischen gibt es branchenspezifische Ausbildungen für den Handel, das Marketing oder für Informatiker.
Die Datenströme, die wir Tag für Tag in unterschiedlichen Lebensbereichen erzeugen, sei es per Smartphone, Online-Einkauf, Kreditkartennutzung oder Navi, bergen wertvolle Informationen für alle möglichen Wirtschaftsbereiche.
So sei zum Beispiel im Handel für Führungskräfte von Bedeutung, digitale Kompetenzen zu entwickeln, um die Perspektive des Kunden einzunehmen, sagt Marc Knoppe, Professor für Internationales Handelsmanagement, Strategisches Marketing und Innovationsmanagement an der Technischen Hochschule Ingolstadt. „Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern nur sinnvoll, wenn der Kundennutzen steigt. Damit verbunden ist die Fähigkeit, Marktforschung und Big Data zu analysieren, zu bewerten und strategische Schlüsse zu ziehen.“Es gelte in Zeiten digitalen Managements, alle geplanten Maßnahmen aus der Kundenperspektive zu hinterfragen, also etwa, ob sie einen Mehrwert für den Kunden bieten, der Kunde bereit sei, dafür einen höheren Preis zu bezahlen, oder verloren gegangene Kunden dadurch zurückgewonnen werden könnten. Staaten wie die USA oder China seien Europa im Verständnis der Kundenperspektive meilenweit voraus.
Knoppe wird den neuen Zertifikatslehrgang „Digitalisierung im Handel. Ohne Strategie kein Retail 4.0“leiten, der im Februar 2018 am Salzburger Institut für Management (IFM) starten soll. Der Lehrgang richtet sich an Führungskräfte in nationalen und internationalen Marken- und Handelsunternehmen. In fünf je zweitägigen Modulen sollen ihnen strategische Kompetenz und Fähigkeiten zur Analyse von Big Data, zur Ableitung von Maßnahmen sowie zum Management der Veränderungen vermittelt werden.
Wirtschaftliche und technische Sicht
Ein ebenfalls neuer Zertifikatslehrgang, der vor allem Manager und Marketingfachleute adressiert, ist vor wenigen Wochen am Management Center Innsbruck (MCI) gestartet: „Digital Business Analytics & Digital Strategies“. Im Mittelpunkt des 16-tägigen Programms steht Big Data, also die riesigen Datenmengen, die in vielen Unternehmensbereichen entstehen, analysieren und nutzen zu lernen. Die Grundlagen von Digital Business Analytics und Big Data Management werden sowohl aus der Sicht des Managements als auch aus technischer Sicht dargestellt. Die Teilnehmer benötigen laut Susanne Herzog, Leiterin der Executive Education am MCI, kein technisches Vorwissen. „Die einzigen Voraussetzungen sind analytisches Verständnis und die Bereitschaft, sich auf neue Modelle und Terminologien der Digital Analytics einzulassen. Grundlagen aus der IT und dem Controlling helfen natürlich, Inhalte schneller zu erfassen.“
Der Zertifikatslehrgang wird in das ebenfalls neue Masterstudium des MCI „Digital Marketing & Analytics MSc“integriert, das im März 2018 starten wird. Absolventen des Lehrgangs können diesen also für das Masterstudium anrechnen lassen. Zielgruppe des Masterstudiums sind Unternehmer, Führungskräfte und Entscheidungsträger, die mit ihrem Unternehmen digital sichtbarer werden oder neue Produkt-Markt-Kombinationen schaffen möchten. Das Qualifikationsprofil von Marketingfachkräften verändert sich. „Im Marketing sind die Auswirkungen der Digitalisierung bereits sehr deutlich zu spüren“, sagt Herzog. „Kommunikationskanäle und Zielgruppenansprache verändern sich.“Dabei sei digitales Marketing weitaus mehr als Ad-Words-Konto und Social-Media-Präsenz. Eine besondere Entwicklung ist laut Herzog auch, dass sich zum Beispiel die Grenze zwischen Marketingkommunikation und Sales auflöst. „Mit dem Bereich Analytics halten auch Controllingterminologien Einzug ins Marketing.“
Datenanalyse mit mehr Auswahl
Seine Zielgruppe verbreitert hat mit dem Wintersemester 2017 das Masterstudium „Biomedizinische Informatik“der FH OÖ in Hagenberg. Der Studiengang, der seit heuer unter dem Titel „Data Science & Engineering“läuft, ist laut Studiengangsleiter Herwig Mayr eines von maximal zehn Data-Science-Studien im gesamten deutschsprachigen Raum. Fünf Jahre habe man zur Vorbereitung des neuen Studienkonzepts gebraucht und könne heute die Wahl zwischen zwei Vertiefungen anbieten: „Biomedizinische Datenanalyse“und „Datenanalyse in Marketing & Produktion“. Dadurch werde das Studium auch für allgemeine Informati- ker oder Wirtschaftsinformatiker attraktiv. Auch das bisherige Studium sei stark an Data Science orientiert gewesen, sagt Mayr, primär wäre es aber als konsekutives Masterstudium zum Bachelor „Medizin und Bioinformatik“angelegt gewesen. Dennoch sei es sehr breit aufgestellt gewesen. Man sei sich dieser Stärke bewusst geworden, als Absolventen zunehmend von Amazon, Apple oder Google angeheuert wurden. Für Data Science seien fundierte Kenntnisse in Informatik, Mathematik und Statistik Voraussetzung, sagt Mayr. Trotzdem habe man schon im ersten Jahrgang beispielsweise auch eine Biologin mit an Bord.