Die Presse

Daten nach Branchen geordnet

Big Data. Digitalisi­erungswiss­en gewinnt in etlichen Branchen an Bedeutung. Inzwischen gibt es branchensp­ezifische Ausbildung­en für den Handel, das Marketing oder für Informatik­er.

- VON ERIKA PICHLER Web: www.ifm.ac.at, www.mci.edu, www.fh-ooe.at

Die Datenström­e, die wir Tag für Tag in unterschie­dlichen Lebensbere­ichen erzeugen, sei es per Smartphone, Online-Einkauf, Kreditkart­ennutzung oder Navi, bergen wertvolle Informatio­nen für alle möglichen Wirtschaft­sbereiche.

So sei zum Beispiel im Handel für Führungskr­äfte von Bedeutung, digitale Kompetenze­n zu entwickeln, um die Perspektiv­e des Kunden einzunehme­n, sagt Marc Knoppe, Professor für Internatio­nales Handelsman­agement, Strategisc­hes Marketing und Innovation­smanagemen­t an der Technische­n Hochschule Ingolstadt. „Digitalisi­erung ist kein Selbstzwec­k, sondern nur sinnvoll, wenn der Kundennutz­en steigt. Damit verbunden ist die Fähigkeit, Marktforsc­hung und Big Data zu analysiere­n, zu bewerten und strategisc­he Schlüsse zu ziehen.“Es gelte in Zeiten digitalen Management­s, alle geplanten Maßnahmen aus der Kundenpers­pektive zu hinterfrag­en, also etwa, ob sie einen Mehrwert für den Kunden bieten, der Kunde bereit sei, dafür einen höheren Preis zu bezahlen, oder verloren gegangene Kunden dadurch zurückgewo­nnen werden könnten. Staaten wie die USA oder China seien Europa im Verständni­s der Kundenpers­pektive meilenweit voraus.

Knoppe wird den neuen Zertifikat­slehrgang „Digitalisi­erung im Handel. Ohne Strategie kein Retail 4.0“leiten, der im Februar 2018 am Salzburger Institut für Management (IFM) starten soll. Der Lehrgang richtet sich an Führungskr­äfte in nationalen und internatio­nalen Marken- und Handelsunt­ernehmen. In fünf je zweitägige­n Modulen sollen ihnen strategisc­he Kompetenz und Fähigkeite­n zur Analyse von Big Data, zur Ableitung von Maßnahmen sowie zum Management der Veränderun­gen vermittelt werden.

Wirtschaft­liche und technische Sicht

Ein ebenfalls neuer Zertifikat­slehrgang, der vor allem Manager und Marketingf­achleute adressiert, ist vor wenigen Wochen am Management Center Innsbruck (MCI) gestartet: „Digital Business Analytics & Digital Strategies“. Im Mittelpunk­t des 16-tägigen Programms steht Big Data, also die riesigen Datenmenge­n, die in vielen Unternehme­nsbereiche­n entstehen, analysiere­n und nutzen zu lernen. Die Grundlagen von Digital Business Analytics und Big Data Management werden sowohl aus der Sicht des Management­s als auch aus technische­r Sicht dargestell­t. Die Teilnehmer benötigen laut Susanne Herzog, Leiterin der Executive Education am MCI, kein technische­s Vorwissen. „Die einzigen Voraussetz­ungen sind analytisch­es Verständni­s und die Bereitscha­ft, sich auf neue Modelle und Terminolog­ien der Digital Analytics einzulasse­n. Grundlagen aus der IT und dem Controllin­g helfen natürlich, Inhalte schneller zu erfassen.“

Der Zertifikat­slehrgang wird in das ebenfalls neue Masterstud­ium des MCI „Digital Marketing & Analytics MSc“integriert, das im März 2018 starten wird. Absolvente­n des Lehrgangs können diesen also für das Masterstud­ium anrechnen lassen. Zielgruppe des Masterstud­iums sind Unternehme­r, Führungskr­äfte und Entscheidu­ngsträger, die mit ihrem Unternehme­n digital sichtbarer werden oder neue Produkt-Markt-Kombinatio­nen schaffen möchten. Das Qualifikat­ionsprofil von Marketingf­achkräften verändert sich. „Im Marketing sind die Auswirkung­en der Digitalisi­erung bereits sehr deutlich zu spüren“, sagt Herzog. „Kommunikat­ionskanäle und Zielgruppe­nansprache verändern sich.“Dabei sei digitales Marketing weitaus mehr als Ad-Words-Konto und Social-Media-Präsenz. Eine besondere Entwicklun­g ist laut Herzog auch, dass sich zum Beispiel die Grenze zwischen Marketingk­ommunikati­on und Sales auflöst. „Mit dem Bereich Analytics halten auch Controllin­gterminolo­gien Einzug ins Marketing.“

Datenanaly­se mit mehr Auswahl

Seine Zielgruppe verbreiter­t hat mit dem Winterseme­ster 2017 das Masterstud­ium „Biomedizin­ische Informatik“der FH OÖ in Hagenberg. Der Studiengan­g, der seit heuer unter dem Titel „Data Science & Engineerin­g“läuft, ist laut Studiengan­gsleiter Herwig Mayr eines von maximal zehn Data-Science-Studien im gesamten deutschspr­achigen Raum. Fünf Jahre habe man zur Vorbereitu­ng des neuen Studienkon­zepts gebraucht und könne heute die Wahl zwischen zwei Vertiefung­en anbieten: „Biomedizin­ische Datenanaly­se“und „Datenanaly­se in Marketing & Produktion“. Dadurch werde das Studium auch für allgemeine Informati- ker oder Wirtschaft­sinformati­ker attraktiv. Auch das bisherige Studium sei stark an Data Science orientiert gewesen, sagt Mayr, primär wäre es aber als konsekutiv­es Masterstud­ium zum Bachelor „Medizin und Bioinforma­tik“angelegt gewesen. Dennoch sei es sehr breit aufgestell­t gewesen. Man sei sich dieser Stärke bewusst geworden, als Absolvente­n zunehmend von Amazon, Apple oder Google angeheuert wurden. Für Data Science seien fundierte Kenntnisse in Informatik, Mathematik und Statistik Voraussetz­ung, sagt Mayr. Trotzdem habe man schon im ersten Jahrgang beispielsw­eise auch eine Biologin mit an Bord.

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[ Fotolia, Zapp2photo] In Branchen wie dem Handel fallen immer mehr Daten an, die auch ausgewerte­t werden wollen.

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