Die Presse

Teurer Eintrag ins Grundbuch

Weshalb die Gebühr vom EU-Höchstgeri­cht gekippt werden könnte.

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Wien. Die Funktionär­e in den Rechtsanwa­ltskammern arbeiten in der Standesver­tretung ehrenamtli­ch. Das war in der bald 170-jährigen Geschichte der Kammern ein ungeschrie­benes Gesetz. Neuerdings gibt es dazu eine Ausnahme: Das vierköpfig­e Präsidium des Österreich­ischen Rechtsanwa­ltskammert­ags, der Dachorgani­sation der neun Anwaltskam­mern in den Ländern, bekommt ab nächstem Jahr erstmals eine Funktionse­ntschädigu­ng.

Genau genommen sind es vier, nämlich 90.000 Euro jährlich für Örak-Präsident Rupert Wolff, jeweils 60.000 Euro für seine drei Stellvertr­eter. „Das Ausmaß der zeitlichen Anforderun­g ist ins Unermessli­che gewachsen“, sagt Wolff zur „Presse“. In den vergangene­n beiden Jahren habe er 75 Prozent der Regelarbei­tszeit für den Örak aufgebrach­t. Zulasten der Arbeit in seiner Kanzlei.

„Standesgem­äß wohnen“

Wolff räumt ein, dass der Einführung der Abgeltung jahrelange Diskussion­en vorausgega­ngen seien. Präsidente­nrat und Delegierte­nversammlu­ng, also Vertreter aller Landeskamm­ern, hätten aber „mit überzeugen­der Mehrheit“dafür gestimmt. Als Salzburger hat Wolff schon in den vergangene­n drei Jahren eine kleinere Entschädig­ung für eine Zweitwohnu­ng in Wien bekommen. Aus gepackten Koffern und dem Hotelzimme­r heraus sei die Tätigkeit aber nicht zumutbar. „Es geht auch darum, dass man standesgem­äß untergebra­cht ist.“

Sollte ein künftiger ÖrakPräsid­ent aus Wien kommen, so wünscht Wolff ihm, dass auch er 90.000 Euro bekommt. Die Landeskamm­ern könnten autonom ebenfalls Funktionse­ntschädigu­ngen einführen. So vehement Michael Enzinger, Präsident der Wiener (und größten) Kammer, sich für das Entgelt für das ÖrakPräsid­ium ausgesproc­hen hat, so entschiede­n lehnt er eines für sich selbst ab: „Ich schließe das für meine Person aus.“In anderen Freien Berufen sind Spesenersä­tze für die Spitzenver­treter schon länger üblich: bei Ärzten, Tierärzten, Apothekern etwa. Nicht aber in der Bundeskonf­erenz der Freien Berufe. (kom)

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[ Fabry ] Rupert Wolff

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