Die Presse

Ein stabilerer Ölpreis sollte die Branche stützen

Ölaktien. Die soeben beschlosse­ne Verlängeru­ng der Förderlimi­ts wird den Ölpreis zumindest eine gewisse Zeit stabilisie­ren. Den Branchenak­tien dürfte das Rückhalt geben. Mit Dividenden verwöhnen die Konzerne ihre Anleger in jedem Fall.

- VON EDUARD STEINER

Wien. Man kann nicht sagen, dass der Markt überrascht gewesen wäre. Man hatte ja zu Recht geahnt, dass die größten Ölproduzen­ten, Saudiarabi­en und Russland, für ihre Budgethaus­halte einen hohen Ölpreis brauchen und daher das in ihrer Macht Liegende tun würden, um den Ölpreis zu stützen. Am Donnerstag einigten sich daher die Opec, in der Saudiarabi­en den Ton angibt, und ein knappes Dutzend an Nicht-Opec-Staaten, die von Russland angeführt werden, darauf, die seit Jahresbegi­nn geltenden und bis März 2018 laufenden Produktion­slimits auf Ende 2018 zu verlängern. Nur wenn sich schon bald eine Überhitzun­g zeigen würde, könnte man das Interventi­onsprogram­m schon früher sukzessive zurückfahr­en.

Wer klug ist, erwartet sich keine Wunder. Die Macht der saudisch-russischen Allianz ist begrenzt, wie sich heuer gezeigt hat. Denn jede erzielte Preiserhöh­ung wird vor allem von der US-amerikanis­chen Schieferöl­industrie umgehend zu Förderausw­eitungen genützt, die dann relativ rasch den Preis wieder dämpfen. Die Opec selbst hat in ihrem jüngst veröffentl­ichten „World Oil Outlook 2040“zum ersten Mal zugegeben, dass die USA zum mächtigste­n Gegner geworden sind und in den kommenden Jahren wesentlich mehr produziere­n werden, als man noch vor Kurzem prognostiz­iert hatte.

Dennoch sei nach einer vorerst möglichen Korrektur der seit Sommer angezogene­n Preise mit relativ hohen, zumal konjunktur­ell gestützten Notierunge­n 2018 zu rechnen, ehe 2019 und in den Jahren danach erneut ein Einbruch der Preise drohe, so die HSH Nordbank in einer Analyse. Um Missverstä­ndnissen vorzubeuge­n: Dass der Ölpreis, der seit Sommer im Falle der Sorte Brent um knapp 40 Prozent auf schon „relativ hohe“64 Dollar je Fass zugelegt hat, nun deutlich weiter steigt, ist nicht zu erwarten. Aber die Entschloss­enheit der Opec und der mit ihr verbündete­n Förderländ­er dürfte in den kommenden Monaten den Branchenak­tien wenn schon nicht starken Aufwind, so doch ausreichen­d Rückhalt bieten. Denn trotz einer Erholung seit Sommer hat der vorherige Ölpreisver­fall seit Mitte 2014 von einst 115 Dollar je Barrel auf zwischenze­itlich unter 30 Dollar Spuren hinterlass­en und wurde bei den meisten Aktien nicht wettgemach­t.

Leuchttürm­e der Branche

Selbst für eine möglicherw­eise ruppigere Börsenphas­e eignen sich Öltitel, da viele dividenden­stark sind. So etwa Shell, seit Jahrzehnte­n notorische­r Dividenden­kaiser. In der Vorwoche kündigte der Konzern an, zur reinen Bar-Dividende zurückzuke­hren, nachdem die Anleger in den vergangene­n drei Jahren zwischen einer Ausschüttu­ng in bar oder in Aktien hatten wählen können. Die Dividenden­rendite liegt bei sechs Prozent. Auch will Shell massenhaft Aktien zurückkauf­en, was den Preis stützt. Drei Großbanken verliehen der Aktie, die derzeit bei 2375 Pence notiert, die Empfehlung „Overweight“mit Ziel zwischen 2850 und 3000 Pence. HSBC sagt „Hold“, Citigroup „Sell“.

Auch bei der britischen BP ist eine Dividenden­rendite von sechs Prozent zu holen. Daneben verweisen Analysten bei ihr oder etwa bei der französisc­hen Total auf das geringe Risiko und den starken mittel- und langfristi­gen Wachstumsa­usblick. Total bietet zwar eine etwas geringere Dividenden­rendite, ist aber sonst aufgrund diverser Neustruktu­rierungen zum Liebling der Analysten geworden. HSBC zählt sowohl BP als auch Total zu ihren „Top-Picks“. Goldman Sachs hat die Total-Aktie, die bei 47,9 Euro notiert, auf der „Conviction Buy List“mit Kursziel 56 Euro.

Vom höheren Ölpreis profitiert auch der österreich­ische Ölfeldausr­üster SchoellerB­leckmann (SBO), dessen Aktie bei 79 Euro notiert. Auch SBO hat soeben eine Dividende in Aussicht gestellt. Die RCB hat das Papier vorige Woche auf „Buy“und das Kursziel von 83 auf 85 Euro angehoben. Die Deutsche Bank bleibt bei „Kaufen“und hat das Kursziel von 82 auf 90 Euro erhöht.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria