Ein stabilerer Ölpreis sollte die Branche stützen
Ölaktien. Die soeben beschlossene Verlängerung der Förderlimits wird den Ölpreis zumindest eine gewisse Zeit stabilisieren. Den Branchenaktien dürfte das Rückhalt geben. Mit Dividenden verwöhnen die Konzerne ihre Anleger in jedem Fall.
Wien. Man kann nicht sagen, dass der Markt überrascht gewesen wäre. Man hatte ja zu Recht geahnt, dass die größten Ölproduzenten, Saudiarabien und Russland, für ihre Budgethaushalte einen hohen Ölpreis brauchen und daher das in ihrer Macht Liegende tun würden, um den Ölpreis zu stützen. Am Donnerstag einigten sich daher die Opec, in der Saudiarabien den Ton angibt, und ein knappes Dutzend an Nicht-Opec-Staaten, die von Russland angeführt werden, darauf, die seit Jahresbeginn geltenden und bis März 2018 laufenden Produktionslimits auf Ende 2018 zu verlängern. Nur wenn sich schon bald eine Überhitzung zeigen würde, könnte man das Interventionsprogramm schon früher sukzessive zurückfahren.
Wer klug ist, erwartet sich keine Wunder. Die Macht der saudisch-russischen Allianz ist begrenzt, wie sich heuer gezeigt hat. Denn jede erzielte Preiserhöhung wird vor allem von der US-amerikanischen Schieferölindustrie umgehend zu Förderausweitungen genützt, die dann relativ rasch den Preis wieder dämpfen. Die Opec selbst hat in ihrem jüngst veröffentlichten „World Oil Outlook 2040“zum ersten Mal zugegeben, dass die USA zum mächtigsten Gegner geworden sind und in den kommenden Jahren wesentlich mehr produzieren werden, als man noch vor Kurzem prognostiziert hatte.
Dennoch sei nach einer vorerst möglichen Korrektur der seit Sommer angezogenen Preise mit relativ hohen, zumal konjunkturell gestützten Notierungen 2018 zu rechnen, ehe 2019 und in den Jahren danach erneut ein Einbruch der Preise drohe, so die HSH Nordbank in einer Analyse. Um Missverständnissen vorzubeugen: Dass der Ölpreis, der seit Sommer im Falle der Sorte Brent um knapp 40 Prozent auf schon „relativ hohe“64 Dollar je Fass zugelegt hat, nun deutlich weiter steigt, ist nicht zu erwarten. Aber die Entschlossenheit der Opec und der mit ihr verbündeten Förderländer dürfte in den kommenden Monaten den Branchenaktien wenn schon nicht starken Aufwind, so doch ausreichend Rückhalt bieten. Denn trotz einer Erholung seit Sommer hat der vorherige Ölpreisverfall seit Mitte 2014 von einst 115 Dollar je Barrel auf zwischenzeitlich unter 30 Dollar Spuren hinterlassen und wurde bei den meisten Aktien nicht wettgemacht.
Leuchttürme der Branche
Selbst für eine möglicherweise ruppigere Börsenphase eignen sich Öltitel, da viele dividendenstark sind. So etwa Shell, seit Jahrzehnten notorischer Dividendenkaiser. In der Vorwoche kündigte der Konzern an, zur reinen Bar-Dividende zurückzukehren, nachdem die Anleger in den vergangenen drei Jahren zwischen einer Ausschüttung in bar oder in Aktien hatten wählen können. Die Dividendenrendite liegt bei sechs Prozent. Auch will Shell massenhaft Aktien zurückkaufen, was den Preis stützt. Drei Großbanken verliehen der Aktie, die derzeit bei 2375 Pence notiert, die Empfehlung „Overweight“mit Ziel zwischen 2850 und 3000 Pence. HSBC sagt „Hold“, Citigroup „Sell“.
Auch bei der britischen BP ist eine Dividendenrendite von sechs Prozent zu holen. Daneben verweisen Analysten bei ihr oder etwa bei der französischen Total auf das geringe Risiko und den starken mittel- und langfristigen Wachstumsausblick. Total bietet zwar eine etwas geringere Dividendenrendite, ist aber sonst aufgrund diverser Neustrukturierungen zum Liebling der Analysten geworden. HSBC zählt sowohl BP als auch Total zu ihren „Top-Picks“. Goldman Sachs hat die Total-Aktie, die bei 47,9 Euro notiert, auf der „Conviction Buy List“mit Kursziel 56 Euro.
Vom höheren Ölpreis profitiert auch der österreichische Ölfeldausrüster SchoellerBleckmann (SBO), dessen Aktie bei 79 Euro notiert. Auch SBO hat soeben eine Dividende in Aussicht gestellt. Die RCB hat das Papier vorige Woche auf „Buy“und das Kursziel von 83 auf 85 Euro angehoben. Die Deutsche Bank bleibt bei „Kaufen“und hat das Kursziel von 82 auf 90 Euro erhöht.