Die Presse

Drei Giganten dominieren die Schweizer Börse

Schweiz. Nestl´e, Novartis und Roche stehen für 60 Prozent der Gewichtung des Schweizer Leitindex SMI.

- VON BEATE LAMMER

Wien/Zürich. Dem österreich­ischen Leitindex ATX wird oft nachgesagt, er sei zu wenig diversifiz­iert. Wer das Wiener Börsenbaro­meter auf seinem eigenen Depot nachbildet oder einen ATX-Indexfonds erwirbt, investiert ein Fünftel des gesamten Kapitals in die Erste Bank. Generell ist die Finanzbran­che im ATX mit einem Drittel sehr stark gewichtet, was dem Index während der Finanzkris­e zu schaffen machte. Die drei größten Unter- nehmen (Erste, OMV und Voestalpin­e) kommen auf eine Gewichtung von 45 Prozent.

Im Vergleich zum Schweizer Leitindex SMI (die Abkürzung steht für „Swiss Market Index“) bietet der ATX jedoch geradezu eine breite Streuung. Der SMI umfasst – genauso wie sein österreich­isches Pendant – 20 Werte. Und nur drei davon machen fast 60 Prozent des Index aus: der Lebensmitt­elherstell­er Nestle´ (24 Prozent) und die beiden Pharmakonz­erne Novartis (19) und Roche (16 Prozent). Diese drei Unternehme­n zählen auch zu den weltgrößte­n. Damit verfügt die Schweizer Börse über echte Bluechips. Zum Vergleich: Allein Nestle´ ist an der Börse mit 267 Milliarden Franken (229 Mrd. Euro) bewertet. Alle 20 ATX-Firmen bringen es zusammen nur auf 52 Milliarden Euro Marktkapit­alisierung.

Der SMI ist jedenfalls von den Branchen Gesundheit und Konsumgüte­r dominiert. Bei beiden handelt es sich um defensive Branchen. Das sind solche, deren Geschäft in Krisenzeit­en wenig schwankt. In Boomzeiten geht es dafür auch nicht besonders stark nach oben. Derzeit notiert der Index nur knapp über der Spitze, die er vor der Finanzkris­e innehatte. Auf Zehnjahres­sicht beläuft sich das Plus auf magere acht Prozent.

Starker Franken bremst Index

Das ist aber auch dem starken Schweizer Franken geschuldet. Ausländisc­he Inhaber von Schweizer Aktien haben – zumindest rein optisch – mehr Freude damit. Auf Eurobasis hat der SMI seit zehn Jahren um 52 Prozent zugelegt.

Heuer hat sich das Blatt gewendet. Der SMI ist um 13 Prozent gestiegen, Anlegern aus der Eurozone blieben wegen der Stärke ihrer eigenen Währung davon nur vier Prozent.

Die drei großen Konzerne haben heuer bis dato relativ schwach abgeschnit­ten. SMI-Bestperfor­mer mit einem Plus von 60 Prozent seit Jahresbegi­nn (auf Franken-Basis) ist das Chemieunte­rnehmen Lonza Group, gefolgt vom Spezialche­miekonzern Sika (53 Prozent), dem Vermögensv­erwalter Julius Bär (29) und dem Luxusgüter­konzern Compagnie Financi`ere Richemont (26 Prozent).

Nestle´ landet mit einem Kursanstie­g von 18 Prozent nur auf Platz sieben, die beiden Pharmagiga­nten Novartis (13 Prozent) und Roche (sechs Prozent) blieben unter dem Schnitt; Roche hat auf Eurobasis gar verloren.

Wie der ATX ist auch der SMI ein Kursindex. Dividenden werden nicht berücksich­tigt, was den Index im Vergleich zum tatsächlic­hen Ertrag der Anleger schlechter aussehen lässt. Der SMI spiegelt, obwohl er nur 20 Unternehme­n enthält, 90 Prozent der Marktkapit­alisierung an der Schweizer Börse wider. Wem das zu wenig ist, für den gibt es auch noch den SPI (Swiss Performanc­e Index).

Dieser umfasst derzeit 205 Werte und ist ein Performanc­e-Index oder Total-Return-Index. Das bedeutet, dass Dividenden fiktiv reinvestie­rt werden, wodurch der Index stärker steigen kann als ein reiner Kursindex wie der SMI. Seit Jahresbegi­nn ist der SPI denn auch um ein Fünftel gestiegen.

Österreich­ische Firma vorne

Bester SMI-Wert war übrigens ein österreich­isches Unternehme­n, das sich für eine Börsennoti­erung in Zürich entschiede­n hat: Die Aktie des Halbleiter­hersteller­s ams mit Hauptsitz Premstätte­n in der Steiermark ist seit Jahresbegi­nn um 260 Prozent gestiegen, wenn auch von einem niedrigen Niveau aus. Mehr als verdoppeln konnten sich darüber hinaus die Aktien des Maschinenb­auunterneh­mens Meyer Burger, der Schweizeri­schen Nationalba­nk, des Industriek­onzerns Von Roll und des Stadtentwi­cklers Orascom.

Recht viel breiter diversifiz­iert als der SMI ist der SPI aber auch nicht: In diesem Index dominieren ebenfalls die drei Großen, bringen es aber „nur“noch auf 47 Prozent der Gewichtung.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria