Warum der Bullenmarkt auch nächstes Jahr weitergehen kann
Ausblick. Kann man einem so langen Börsenhöhenflug noch trauen? Ja, meinen zumindest die Experten der Erste Asset Management. Das weltweite Wirtschaftswachstum sei intakt, und aus der letzten Krise sei man ja nur sehr langsam herausgekommen.
Wien. Bullenmärkte sterben nicht an Altersschwäche. Dieser Meinung sind auch die Experten der Erste Asset Management (Erste AM), die vergangene Woche ihren Ausblick für 2018 veröffentlichten. Die Frage, ob die Party nächstes Jahr zu Ende gehe, stelle man bereits das fünfte Jahr in Folge, meinte Erste-AM-Anlagechef Gerold Permoser. Und auch diesmal spreche vieles dafür, dass es noch immer nicht so weit ist, obwohl sich die US-Wirtschaft bereits in der drittlängsten Expansionsphase der Geschichte befinde. Ein Grund ist, dass die Erholung aus der letzten Rezession ungewöhnlich langsam erfolgt ist. Die Stimmung der Unternehmen ist allenthalben gut, die Inflation sei sowohl in den Schwellenländern als auch in den Industriestaaten niedrig genug, dass die Notenbanken das Wirtschaftswachstum nicht abwürgen müssen, um die Teuerung einzubremsen. Auch sonst droht von den Notenbanken vorerst keine Gefahr: Diese sind ja nicht ganz unschuldig an der Aktienrallye der vergan- genen Jahre: Immerhin haben sie so viel Geld in die Anleihemärkte gepumpt, dass die Anleger sich gezwungen sahen, auf andere Anlagevehikel wie etwa Aktien auszuweichen. Würden sie von dieser expansiven Geldpolitik abrupt abgehen, könnte das natürlich auch die Aktienkurse beeinträchtigen.
Keine Gefahr durch Notenbank
Das dürfte aber nicht passieren: Zwar hat die US-Notenbank Fed ihre Anleihekäufe reduziert, Europäische Zentralbank und Bank of Japan machen das aber mehr als wett. Zudem ist auch die Zahl der Neuemissionen an Staatsanleihen weltweit gesunken.
Was grundsätzlich das Zeug hätte, konjunkturelle Expansionen und Aktienrallyes zu beenden, sind externe Schocks: eine Ölpreiskrise, eine Überhitzung der Wirtschaft oder Marktverwerfungen wie auf dem US-Immobilienmarkt vor Ausbruch der Finanzkrise. So etwas sei momentan nicht zu erwarten. Die Länge der Rallye allein sei jedoch kein Grund zur Sorge.
Für nächstes Jahr sind die Experten daher vor allem bei Aktien aus Österreich, Europa, Japan, asiatischen Schwellenländern und Zentral- und Osteuropa positiv gestimmt. Weniger gute Aussichten sehen sie für den Geldmarkt sowie für Staatsanleihen aus den USA oder Europa. Was die Branchen betrifft, gefallen ihnen Industrie-, Gesundheits-, Finanz-, Technologie- und Telekomwerte gut, während sie Energie-, Versorger- und Konsumgüterwerte für weniger attraktiv halten. (b. l.)