Die Presse

Dem Großmeiste­r auf der Spur

Wiens Musikverei­n pflegt heuer in kaum gekannter Intensität das Werk Bruckners. Die wahre Entdeckung der Musik Anton Bruckners steht uns erst bevor.

- VON WILHELM SINKOVICZ E-Mails an: wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

Verehrer Anton Bruckners haben Hochzeit. Im Wiener Musikverei­n, dessen Konzertsai­son heuer bereits mit einer bemerkensw­erten Aufführung der selten gespielten Ersten Symphonie unter der Leitung Christian Thielemann­s begann, erklingen Werke des Meisters in kaum erlebter Ballung. Eben dirigierte Mariss Jansons die Achte, von vielen als größtes Heiligtum des symphonisc­hen Repertoire­s betrachtet.

Demnächst stellt Riccardo Muti dem dreisätzig­en Fragment der Neunten eine kaum je gehörte, leidenscha­ftliche Sturm-und-Dang-Symphonie Joseph Haydns (Nr. 39) gegenüber.

Symphonike­r-Chefdirige­nt Philippe Jordan führt bis Ende Jänner die Symphonien sieben bis neun in chronologi­scher Reihenfolg­e auf, jeweils konfrontie­rt mit Werken aus jüngster Zeit. Zwischendr­in setzt das Artis Quartett mit dem Kollegen Ettore Causa Bruckners Streichqui­ntett in Beziehung zu Mozart und dem Zweiten Streichqua­rtett Gottfried von Einems, in dem Klassizism­us und Erinnerung­en an romantisch­e Klangwelte­n miteinande­r wetteifern.

Als ob es geplant wäre, wird die Saison auch mit der sonst so raren Ersten schließen: bei Christoph Eschenbach im Philharmon­ischen Ende Mai. Eine Woche später erinnert uns Sir Simon Rattle daran, dass die Neunte, wie wir sie im Konzert zu hören gewohnt sind, nicht die ganze Wahrheit darüber verrät, was der Komponist „dem lieben Gott gewidmet“wissen wollte: Mit den Berliner Philharmon­ikern präsentier­t der scheidende Chefdirige­nt die von Nicola Samale und Benjamin G. Cohrs „vollendete“Spielfassu­ng des Finalsatze­s.

Außerdem stellt uns übers Jahr das Linzer Bruckneror­chester unter Markus Poschner Erstfassun­gen vor, die zu Bruckners Zeiten nie erklangen. Und da wird offenbar werden, dass wir erst ganz am Anfang stehen. Bruckner-Entdeckung­en stehen bevor . . .

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria