Der Teenie Siegfried und der gefährliche Onkel Hagen
Wild-witzig ins Mittelalter: „Die Nibelungen“für Kinder im Rabenhof.
So viel Nibelungen gab es in Wien schon lang nicht: Einen „Nibelungenring“für Kinder hat die Staatsoper im Oktober gespielt, und für Erwachsene zeigt das Theater an der Wien gerade eine aus Wagners „Ring“geschmiedete dreiteilige Neuversion. Das Theater Rabenhof wiederum hat nun die mittelalterliche Nibelungensage wiedererkennbar für ein jugendliches Publikum adaptiert. Um eine Ahnung von der Nibelungensage zu bekommen und sich dabei bestens unterhalten zu lassen (auch als Erwachsener), ist diese wild-witzige, aber nie drastische und brutale Rabenhof-Produktion perfekt. Roman Freigaßner-Hausner stellt dabei die Beziehungen zwischen und die Gefühle der Figuren in den Mittelpunkt. Hagen wird dabei dank Bernhard Majcens souveränem Spiel fast zur tragischen Figur, hin- und hergerissen zwischen onkelhafter Verantwortung gegenüber dem grundfröhlichen Nesthäkchen Krimhield (herrlich erfrischend: Rina Juniku) und einer Liebe, die nicht nur onkelhaft scheint.
Aber mit derlei Feinheiten bedient „Die Nibelungen“die Erwachsenen. Viel wichtiger ist, dass hier auf der Bühne alles, von den durchwegs gut besetzten Schauspielern über die unerschütterlich witzige Dramaturgie bis hin zum einfachraffinierten, auch stimmungsvollen Bühnenbild, fast nahtlos ineinandergreift. Siegfried wird von Lennart Lemster als auftrumpfender Beinahe-Teenager gespielt, Gunther (Okan Cömert) ist der dumme August, Brunhild (Saskia Klar) der Inbegriff der starken, aber einschüchternden Frau. Nur die zwei Frauen und die Zwerge bleiben am Ende übrig. Während die Männer in der Sage Zeit haben, schön nacheinander zu sterben, ist hier in wenigen Minuten das männliche Geschlecht ausgestorben. Für sehr junge Besucher doch etwas starker Tobak: Die Altersempfehlung – ab elf – hat ihren Sinn. (sim)