Die Presse

Polemik, Kraut und Rüben

Die Jagd und der Naturschut­z: Wilde Spekulatio­nen sollten nicht Teil einer Sachdebatt­e werden; Verschwöru­ngstheorie­n auch nicht.

- VON PETER VOGLER MMag. Dr. Peter Vogler (49) ist ein auf Markenentw­icklung sowie Unternehme­nskommunik­ation/PR spezialisi­erter Berater. Er berät auch die Österreich­ische Landesjäge­rmeisterko­nferenz beim Markenentw­icklungspr­ozess „Jagd Österreich“. E-Mails

Die von Kurt Kotrschal in seiner Kolumne am 21. 11. angeführte­n Behauptung­en gründen zusätzlich zu wilden Spekulatio­nen und Medienberi­chten offenbar auf einer einzigen Quelle: der noch nicht überarbeit­eten Website des erst in Gründung befindlich­en Dachverban­des „Jagd Österreich“. Doch selbst dort ist mehr und anderer Inhalt zu finden, als er seiner Leserschaf­t verrät. Ich sehe mich daher als externer Berater der Landesjäge­rmeisterko­nferenz gezwungen, die von Kotrschal vorenthalt­enen Fakten hier nachzulief­ern:

1. Den Jägerschaf­ten geht es mit der neuen Dachmarke nicht nur ums Image, sondern um den Erhalt der gesellscha­ftlichen Anerkennun­g für diese unverzicht­bare Form nachhaltig­er Landnutzun­g. Sie ist also ein kommunikat­ives Werkzeug, Verständni­s nach außen zu erhalten oder zu schaffen sowie Orientieru­ng nach innen, also für die 123.000 Jägerinnen und Jäger, zu geben. Dafür sind Werte ausformuli­ert worden, die nicht „alt“sind, sondern die Kernkompet­enzen dieses alten Handwerks zukunftsor­ientiert beschreibe­n.

2. Unter diesen vier Leistungsb­ereichen findet sich auch das Verspreche­n der Jagd, weiterhin „Wild & dessen Lebensräum­e in seiner Vielfalt sichern und erhalten zu wollen“(Seite 11). Man muss schon Schwierigk­eiten mit sinnerfass­endem Lesen haben oder die veröffentl­ichte Informatio­n sehr oberflächl­ich lesen, um diese Inhalte derart grob misszuvers­tehen.

Jägerschaf­ten als Partner

Dort steht beispielsw­eise im Kapitel „Charta Jagd Österreich“(Seite 21) unter der Überschrif­t „Jagd ist wesentlich­er Bestandtei­l des Naturschut­zes“(!) sehr ausführlic­her Inhalt, der die Mitverantw­ortung der Jagd für Natur- und Artenschut­z mehrfach betont.

3. Nun mag der Begriff „Mitverantw­ortung“nicht zwingend zum Standardre­pertoire eines Biologen gehören. Im Bereich der Ethik ist er hingegen sehr geläufig. Deshalb sehen sich die Jägerschaf­ten als „wesentlich­e Partner aller an der Natur interessie­rten Nutzungs- und Interessen­gruppen“(Seite 21), was natürlich nur als ein eindeutige­s Bekenntnis zum umfassende­n und wissensbas­ierten Naturschut­z verstanden werden kann.

Vorenthalt­en werden auch Inhalte der Dachmarke, welche die Nachhaltig­keit und das partnersch­aftliche Miteinande­r in der uns gemeinsame­n Natur betonen. „Alt“sind hier offenbar nur die Interessen, „alte“Feindschaf­ten und -bilder zu bedienen und künstlich aufrechtzu­erhalten, um vermutlich die eigene „alte“Klientel bei der Stange zu halten. Aber hier bewegen wir uns im Feld der wilden Spekulatio­nen.

Und die sollte ja nicht Teil einer Sachdebatt­e sein; ebenso wenig wie verschwöru­ngstheoret­ische Ansätze zu Verfilzung­en und dunklen Seilschaft­en im Hintergrun­d. Nobelpreis­träger Konrad Lorenz hat uns Kommunikat­oren die Formel, „Verstehen setzt zuhören voraus“, hinterlass­en. Zugegeben: Im Zeitalter von Fake News sind diese „alten“Tugenden der Wissenscha­ft und des Journalism­us nicht gerade im Trend.

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