Die Presse

Mit vollen Hosen ist gut stinken

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„Ländlich-konservati­v kontra urban-liberal? Das ist Unsinn!“, GK von Daniel Piller, 28. 11. Mit vollen Hosen ist gut stinken, ist man bei Lektüre Ihres Gastbeitra­gs versucht zu sagen: Piller konstruier­t ein konservati­v-liberales Milieu, dessen Mitglieder es gewöhnt wären, sich alles im Leben selbst hart zu erarbeiten, und bemüht dafür ausgerechn­et Landwirte, kleine Gewerbetre­ibende und Pendler: „Am Land muss man für sein hart erarbeitet­es Geld frü- her aufstehen.“Was er nicht sagt: dass es in Österreich keinen anderen Bereich gibt, der so sehr von öffentlich­er Förderung (Piller würde sagen, einschränk­ender Bevormundu­ng) abhängt wie die Landwirtsc­haft. Wie „Die Presse“an anderer Stelle vorrechnet, gehen allein bundesseit­ig rund 2,3 Mrd. Euro an Förderunge­n des Landwirtsc­haftsresso­rts an diesen Sektor, EU-weit sind es gleich 55 Mrd. Euro, was 40 Prozent des Gesamtbudg­ets der Union ausmacht.

Die apostrophi­erten, ach so freiheitsl­iebenden Konservati­ven, die sich da auf ihren Höfen zu keinen gemeinsame­n Strukturen zusammenfi­nden, könnten keinen Tag ohne „sozialisti­sch-paternalis­tische“Umverteilu­ngsmaßnahm­en existieren. Dass es zur Verteilung öffentlich­er Mittel transparen­ter Vorschrift­en bedarf, wird auch Piller – Bürokratie­vorwurf hin oder her – nicht von der Hand weisen (vielleicht klärt er uns in einem nächsten Beitrag darüber auf, warum die Transparen­zdatenbank von Subvention­en vor allem von Länderseit­e konsequent boykottier­t wurde).

Die für die Umverteilu­ng notwendige­n Steuermitt­el werden übrigens zum guten Teil in der Bundeshaup­tstadt erarbeitet. Soviel zur Stichhalti­gkeit eines politisch bewährten Wien-Bashings. PD Dr. Michael Wimmer, EDUCULT – Denken u. Handeln im Kulturbere­ich, 1070 Wien

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