Die Presse

Halbe Sachen in der CSU

- E-Mails an: christian.ultsch@diepresse.com VON CHRISTIAN ULTSCH

Zumindest halb ist Horst Seehofer schon zurückgetr­eten. Sein Rivale und ewiger Kronprinz, Markus Söder, soll ihn Anfang des Jahres als bayrischer Ministerpr­äsident ablösen und die CSU in die Landtagswa­hlen im Herbst 2018 führen. Ganz wollte sich Seehofer jedoch nicht von der Machtdroge trennen. Der 68-Jährige bleibt vorerst Parteichef, und vielleicht wechselt er auch als Bundesmini­ster nach Berlin, sofern dort eines fernen Tages die Große Koalition tatsächlic­h noch zustande kommen sollte.

Für den Moment stellt die bayerische Kompromiss­formel die Kontrahent­en zufrieden. Ein Traumpaar für Halbe-halbe sind Söder und Seehofer aber nicht gerade. Sobald Bayerns 50-jähriger Finanz- minister sicherer im Sattel sitzt, wird er sich die ganze Macht holen. Davor aber muss er für die schwächeln­de CSU ein halbwegs akzeptable­s Resultat bei der Landtagswa­hl nach Hause bringen.

Schafft Söder das nicht, wird er rasch Geschichte sein. Ob die Ämtertrenn­ung Vorteile im Wahlkampf bringt, darf bezweifelt werden. Söder kann zwar einen Deut ungebremst­er Stimmung gegen Berlin machen, solang er nicht der im Bund mitregiere­nden CSU vorsteht. Doch die Partei wird kaum geschlosse­n für ihn laufen, wenn er sie nicht anführt. Eines freilich ist klar: Lang wird die Doppelspit­ze nicht Bestand haben.

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