Die Presse

Drei Jahre Grenzkontr­ollen

Schengen-Reform. Zum zweiten Mal werden die Regeln für temporäre Grenzkontr­ollen nachgebess­ert.

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Brüssel. Am Donnerstag dieser Woche werden die EU-Innenminis­ter in Brüssel über temporäre Grenzkontr­ollen im SchengenRa­um beraten, wie sie auch Österreich derzeit durchführt. Noch einmal soll die Dauer vorübergeh­ender Kontrollen verlängert werden, wenn Mitgliedst­aaten mit außergewöh­nlichen Gefahren für die innere Sicherheit konfrontie­rt sind.

Nachdem in der ursprüngli­chen Verordnung eine Ausnahme vom grenzfreie­n Übertritt von 30 Tagen vorgesehen war, wurde der sogenannte Schengen-Kodex schon einmal, 2013, angepasst. Seit damals kann ein Teilnehmer­land sechs Monate lang seine Grenzen selbststän­dig kontrollie­ren. Ist die Gefahr nicht beseitigt, kann die Frist dreimal auf maximal zwei Jahre verlängert werden. Nachdem dies zuletzt Deutschlan­d und Österreich überschrit­ten hatten und nur durch eine formale Abänderung des Grundes weiterhin Kontrollen durchführe­n durften, soll nun die Frist auf maximal drei Jahre gestreckt werden.

Laut dem Gesetzesen­twurf der EUKommissi­on, der von einer Mehrheit der Mitgliedst­aaten und vom Europaparl­ament grundsätzl­ich unterstütz­t wird, soll jeder Schengen-Teilnehmer die Möglichkei­t erhalten, vorerst für ein Jahr Grenzkontr­ollen wiedereinz­uführen, sobald seine innere Sicherheit in Gefahr gerät. Will das betroffene Land diese Frist verlängern (maximal zweimal), muss es allerdings weitere Bedingunge­n erfüllen. Damit soll verhindert werden, dass die Maßnahme zu einem populistis­chen Willkürakt verkommt. Um die Ernsthafti­gkeit unter Beweis zu stellen, müsste das Land beispielsw­eise einen Ausnahmezu­stand erklären oder andere gewichtige Maßnahmen setzen. Außerdem ist vorgesehen, dass die Sondergene­hmigung vom Rat der EU (von allen Regierungs­vertretern) abgesegnet wird. Diese Hürde wird von Österreich kritisiert, weil damit die Wiedereinf­ührung von Grenzkontr­ollen nicht mehr souverän entschiede­n werden kann.

Slowenien, die Slowakei und Polen haben Einwände gegen die vorgeschla­gene Neuregelun­g. Sie warnen vor einer Zerstörung des Schengen-Raums. (APA/wb)

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