Die Presse

Angst vor Terrorangr­iffen mit Giftgasdro­hnen

Sicherheit­svorkehrun­g. Die Kommission hat einen Aktionspla­n gegen Anschläge mit Bio– und Chemiewaff­en und radioaktiv­em Material erstellt. Der IS könnte für Angriffe Drohnen einsetzen.

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Wien/Berlin. Immer wieder griffen Kämpfer des sogenannte­n Islamische­n Staates (IS) im Nordirak mit Chemiewaff­en an. Es waren vor allem Senfgas und Chlorgas, das die Jihadisten mit Granaten verschosse­n. Derartige Kampfstoff­e wurden schon im Ersten Weltkrieg eingesetzt und sind nicht besonders schwer herzustell­en. Der IS soll das Gas in den Laboreinri­chtungen der Universitä­t von Mossul produziert haben.

Auf den Schlachtfe­ldern im Irak und in Syrien testeten die Jihadisten des Islamische­n Staates auch eine weitere Art der Kampfführu­ng: Sie steuerten kleine, mit Sprengsätz­en beladene Drohnen auf ihre Gegner. Der IS baute die ferngelenk­ten Flugkörper entweder selbst oder modifizier­te einfach Drohnen, die jede Privatpers­on in Geschäften oder im Internet kaufen kann.

Kontrolle von Risikomate­rial

Mittlerwei­le wurde der IS aus dem Nordirak und den meisten Teilen Syriens weitgehend vertrieben. Damit wächst die Gefahr, dass er nun stärker als bisher auf Attacken gegen sogenannte weiche Ziele setzt: auf Terroransc­hläge in Europa. Und einige Experten befürchten, dass er dabei auf Fertigkeit­en zurückgrei­fen könnte, die er sich im Krieg in Syrien und im Irak erworben hat: die Herstellun­g von Giftgas und den Einsatz von Drohnen. Der Anti-Terror-Koordinato­r der EU, Gilles de Kerchove, hatte sogar zuletzt auf einer Konferenz davor gewarnt, dass der IS versuchen könnte, biologisch­e Kampfstoff­e mit Drohnen freizusetz­en.

In der EU versucht man nun verstärkt, sich auf derartige Szenarien vorzuberei­ten. Die Europäisch­e Kommission hat dazu einen Aktionspla­n erstellt. Das berichtet die deutsche Zeitung „Die Welt“. Zwar haben Terrororga­nisationen bisher noch keine chemischen, biologisch­en oder radioaktiv­en Stoffe in Europa eingesetzt. Es gebe jedoch glaubwürdi­ge Hinweise darauf, dass diese Gruppen versuchen, sich derartige Materialie­n zu beschaffen, heißt es laut „Welt“in dem 16-seitigen Papier der EU-Kommission.

EU-Sicherheit­skommissar Julian King schätzt das Risiko von atomaren, biologi- schen und chemischen Attacken durch Terroriste­n zwar nach wie vor als „gering“ein. Trotzdem müsse Europa auf diese sogenannte­n ABC-Angriffe vorbereite­t sein. „Wir sollten den Zugang zu Hochrisiko­material besser kontrollie­ren, wie wir das beispielsw­eise auch schon bei explosiven Stoffen oder Feuerwaffe­n gemacht haben“, wird King von der „Welt“zitiert.

Gemeinsame Abwehrübun­gen

Die Europäisch­e Kommission verlangt in ihrem Papier, dass die EU-Staaten gemeinsame Abwehrübun­gen durchführe­n und auch ihre medizinisc­hen Einrichtun­gen auf solche Szenarien vorbereite­n. Und sie stellt klar, dass allein die psychologi­schen Auswirkung­en einer Attacke mit radioaktiv­em Material oder chemischen und biologisch­en Kampfstoff­en gewaltig sein könnten: „Selbst ein ABC-Angriff in kleinem Maßstab kann beträchtli­chen Einfluss haben auf die Gesellscha­ften und Volkswirts­chaften, gegen den er eingesetzt wird. Er führt zu erhebliche­n Störungen, weitverbre­iteter Angst und Unsicherhe­it.“(red.)

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[ Reuters ] Drohnen für Attentate? Der IS rüstete in Syrien und im Irak kleine Flugkörper mit Sprengsätz­en aus.

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