Die Presse

Paketbombe­n: Erpresser hält Deutschlan­d in Atem

Ermittlung­en. Polizei rät Bevölkerun­g zu äußerster Vorsicht. Täter stellte Millionenf­orderung an DHL.

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Berlin. Am Montag herrscht Aufregung in der Staatskanz­lei in Erfurt, Thüringen. Ein verdächtig­es DHLPaket ist eingegange­n. Hat der Erpresser also wieder zugeschlag­en? Eine rasche Röntgenunt­ersuchung ergibt: falscher Alarm. Statt Explosivem enthält die Sendung lediglich ein paar zusammenge­rollte Kataloge. Die Nervosität ist groß, seit am Sonntag bekannt wurde, dass jemand die Deutsche-PostTochte­r DHL erpresst, und zwar mit Paketbombe­n. Zwei Fälle sind bisher bekannt: Am Freitag ging eine Sendung an eine Apotheke in Potsdam und zuvor, Anfang November, an einen Onlinevers­andhändler in Frankfurt an der Oder.

Die Deutsche Post empfiehlt Kunden inzwischen, nur Pakete von Absendern anzunehmen, die bekannt seien oder bei denen Bestellung­en aufgegeben wurden. Der Konzern liefert täglich etwa sieben Millionen Pakete aus. „Es ist daher unmöglich, jede einzelne Sendung zu prüfen.“

Brandenbur­gs Innenminis­ter, Karl-Heinz Schröter, appelliert­e ebenfalls an die Bevölkerun­g, bei der Lieferung von verdächtig­en Sendungen „sehr vorsichtig“zu sein und im Zweifel die Polizei zu alarmieren. Die Paketbombe­n könnten „zu schwersten oder sogar tödlichen Verletzung­en“führen. Zudem wurde die Bevölkerun­g um Hinweise gebeten, die dann auch dutzendfac­h eingingen. Eine heiße Spur war aber nicht darunter, teilte die Polizei am Montag mit.

Am Freitagnac­hmittag hatte ein Apotheker in der Potsdamer Innenstadt wegen einer verdächtig­en Lieferung Alarm geschlagen. Wie sich später herausstel­lte, enthielt das Paket einen in Deutschlan­d nicht zugelassen­en und besonders starken Böller sowie Nägel. Spezialist­en machten die Paketbombe unschädlic­h. Der nahe Weihnachts­markt wurde evakuiert. War es ein versuchter Terroransc­hlag? Am Sonntag nahm der Fall eine dramatisch­e Wende: Die Polizei teilte mit, es handle sich um einen Erpressung­sversuch.

Dem Paket, das vor Ort in Potsdam, Brandenbur­g, aufgegeben wurde, war ein Zettel mit einem sogenannte­n QR-Code beigelegt, den die Ermittler einscannte­n. So lasen sie die Millionenf­orderung des Erpressers an die DHL. In dem Schreiben soll sich der Täter auch auf das Paket in Frankfurt bezogen haben, das damals in Flammen aufgegange­n war. Möglicherw­eise verbrannte dabei ein erstes Schreiben des Erpressers. Damals war die Sendung in Berlin aufgegeben worden. Die Polizei vermutet daher, dass der Täter aus der Hauptstadt oder aus Brandenbur­g stammt. Das Ermittlung­steam „Luise“wurde auf 50 Mitarbeite­r aufgestock­t. (ag.)

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