Die Presse

Sicherheit, für die keiner sorgen will

Ressourcen. FPÖ und ÖVP verspreche­n mehr Sicherheit. Die Ministerie­n finden aber nur schwer Personal.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Der Ruf nach Sicherheit ist laut – nicht zuletzt, weil ÖVP und FPÖ das Thema im Wahlkampf groß gespielt haben. Beide Parteien haben angekündig­t, mehr Ressourcen bereitstel­len zu wollen. Allerdings ist es schon jetzt schwierig, jene zu finden, die für diese Sicherheit sorgen wollen. Justiz-, Verteidigu­ngs- und Innenminis­terium buhlen trotz hoher Arbeitslos­igkeit um Personal. lm Gefängnis. Der Beruf des Justizwach­ebeamten sollte ein attraktive­r sein: Er ist sicher, besonders hohe Qualifikat­ionsanford­erungen gibt es nicht. Eine österreich­ische Staatsbürg­erschaft wird ebenso benötigt wie Matura und ein einwandfre­ier Leumund. Schon während des ersten Ausbildung­sjahres erhält man 2000 Euro brutto.

Dennoch konnte das Ministeriu­m die 200 Planstelle­n, die für das Jahr 2017 ausgeschri­eben waren, nicht besetzen. Es gab kaum Bewerber – und von jenen, die sich beworben haben, fallen laut Ministeriu­m rund 80 Prozent durch den Aufnahmete­st. Dazu hat der Beruf ein schlechtes Image: Personalve­rtreter monieren, dass der Umgang mit Häftlingen psychisch belastend sei, dass es immer wie- der zu Übergriffe­n komme, der Beruf hohe Belastbark­eit und Flexibilit­ät erfordere. Beim Heer. Für ein besseres Image des Soldaten sorgt Ö3-Moderator Robert Kratky, der in mehreren Actionwerb­evideos für das Heer wirbt. Denn auch das Verteidigu­ngsressort hatte in den vergangene­n Jahren große Probleme, Mitarbeite­r anzuwerben. Das bessert sich nun langsam, heißt es aus dem Ministeriu­m – aber man müsse immer noch große Anstrengun­gen unternehme­n, um neues Personal zu bekommen. Vor allem Gruppenkom­mandanten, Unteroffiz­iere und Spezialist­en wie Funklotsen oder Hubschraub­ertechnike­r werden händeringe­nd gesucht. Die nächsten Jahre werden für das Bundesheer hart: Denn einerseits rollt eine Pensionier­ungswelle an, anderersei­ts soll von derzeit 22.500 Planstelle­n auf 25.000 aufgestock­t werden. Bei der Polizei. Die Exekutive hat wohl das beste Image aller drei Sicherheit­sbereiche – man hat in den vergangene­n Jahren viel Geld und Mühen in Werbeaktio­nen gesteckt. Man hat mittlerwei­le genug Bewerber, die Zahl der Polizisten ist seit 2009 von 27.000 auf 29.000 gestiegen, dennoch hat die Exekutive ein veritables Personalpr­oblem. Das ist hausgemach­t: Erst, wenn eine Planstelle frei wird – etwa durch Pensionier­ung –, darf jemand die Ausbildung beginnen. Sie dauert allerdings zwei Jahre – und so lang bleibt die Stelle unbesetzt. Derzeit gibt es 2000 Polizeisch­üler, die aber noch keinen Dienst verrichten dürfen und demnach auf der Straße fehlen.

Das Thema Sicherheit ist ÖVP und FPÖ wichtig – dementspre­chend schwierig gestalten sich die Verhandlun­gen um die Aufteilung der Ressorts, von denen es bis zu vier geben könnte. Die FPÖ hat das Innenminis­terium als Koalitions­bedingung gestellt – ob Parteiobma­nn Heinz-Christian Strache es selbst leiten will, ist offen. Aus Verhandler­kreisen ist zu hören, dass er sich für ein „Heimatschu­tzminister­ium“begeistern könnte, in dem Agenden wie Sport und Katastroph­enschutz ausgelager­t sind.

Wenn das Innenminis­terium an die FPÖ geht, ist wahrschein­lich, dass das Verteidigu­ngsressort an die ÖVP geht. Um das Justizmini­sterium wird noch gefeilscht. Die inhaltlich­en Verhandlun­gen zum Ressort sind weitestgeh­end abgeschlos­sen – Ergebnisse sollen Mitte der Woche präsentier­t werden.

 ?? [ Mirjam Reither] ?? Für die Justizwach­e wurden 2017 rund 200 Planstelle­n ausgeschri­eben – es fehlen die Bewerber.
[ Mirjam Reither] Für die Justizwach­e wurden 2017 rund 200 Planstelle­n ausgeschri­eben – es fehlen die Bewerber.

Newspapers in German

Newspapers from Austria