Grippeimpfung im Supermarkt
Gesundheit. In den USA lassen sich immer mehr Menschen in kleinen Ambulanzkliniken in Supermärkten behandeln. Ein neuer Milliardendeal dürfte diesen Trend noch verstärken.
New York/Wien. Die US-Gesundheitsbranche steht vor massiven Veränderungen, wie der bevorstehende Kauf der Krankenversicherung Aetna durch die größte US-Drogerieund Apothekenkette, CVS, zeigt. Dabei handelt es sich um eine der weltweit größten Übernahmen in diesem Jahr. Inklusive übernommener Schulden geht es um einen Kaufpreis von rund 77 Mrd. US-Dollar (64,7 Mrd. Euro). Die Aufsichtsbehörden und die Aktionäre müssen noch zustimmen. Mit dem Zusammenschluss soll ein neuer Konzern im Bereich der Gesundheits- und Krankenversorgung geschaffen werden. Ökonomen fragen sich, ob es auch in Europa zu ähnlichen Transaktionen kommen wird.
Die Übernahme soll in den USA dazu beitragen, die Gesundheitsausgaben zu senken. Ein weiterer Grund ist die Angst vor dem Onlineriesen Amazon. Sowohl in den USA als auch in Europa halten sich hartnäckig Gerüchte, dass Amazon schon bald im großen Stil in den Gesundheitsmarkt einsteigen werde.
CVS und Aetna sind schon jetzt zwei führende Player auf dem amerikanischen Gesundheitsmarkt. CVS ist mit 9700 Filialen die größte Drogerie- und Apothekenkette in den USA und erwirtschaftete im Vorjahr einen Umsatz von 177,6 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn lag bei 5,3 Milliarden Dollar.
Laut „Forbes“gehört CVS zu den hundert größten Konzernen weltweit. CVS bietet nicht nur Medikamente (rezeptpflichtige und nicht rezeptpflichtige) an, sondern auch zahlreiche andere Waren wie Kosmetika, Drogerien- und Haushaltswaren. Viele Geschäfte wurden zu Supermärkten ausgebaut. Dort werden auch Lebensmittel verkauft.
Vor drei Jahren sorgte CVS für Schlagzeilen, weil der Konzern den Verkauf von Zigaretten und anderen Tabakprodukten einstellte. Als Begründung nannte das Management, dass man damit den Kunden helfen wolle, die Gesundheit zu verbessern. Mit der Entscheidung waren Umsatzeinbußen von zwei Milliarden Dollar verbunden.
Im Gegensatz zu Österreich dürfen die Apotheken auch kleine Kliniken betreiben. Der Geschäftsbereich „CVS MinuteClinic“boomt. Nach dem Motto „You’re sick, we’re quick“(Sie sind krank, wir sind schnell) können sich dort Menschen mit kleineren Beschwerden behandeln lassen. Auch Impfungen und Schnelldiagnosen werden angeboten. Im Gegensatz zum Hausarzt gibt es keine langen Wartezeiten. Die Tarife sind ebenfalls günstiger. Das Besondere ist, dass viele Minikliniken sieben Tage in der Woche und auch in den Abendstunden geöffnet haben. Mittlerweile akzeptieren viele Krankenkassen die Dienste der Minikliniken. Sie betonen, dass damit die Gesundheitsausgaben niedrig gehalten werden. Doch das Konzept ist umstritten. Viele Ärzte laufen dagegen Sturm. Umfragen zufolge soll bereits jeder zweite Kunde der Minikliniken keinen eigenen Hausarzt haben.
Mit der Übernahme der Krankenversicherung Aetna will CVS den Kundenstock deutlich vergrößern. Denn Aetna ist mit 22 Millionen Kunden die Nummer drei unter den US-Krankenversicherungen. Ein Ziel des Zusammenschlusses ist es, die Kosten zu senken. Es ist davon auszugehen, dass Aetna-Versicherte künftig in den CVS-Kliniken behandelt werden.
Verkauft Amazon auch Medikamente?
Mit dem Zusammenschluss rüsten sich CVS und Aetna vor der Konkurrenz durch den Onlineriesen Amazon. Mehrere amerikanischen Medien berichteten in den vergangenen Monaten darüber, dass Amazon in einigen US-Bundesstaaten die Genehmigung für das Pharma-Großhandelsgeschäft erhalten hat. In Europa häuften sich zuletzt die Gerüchte, dass Amazon eine Apotheke übernehmen wolle, um im Internet rezeptfreie Medikamente anbieten zu können.
Während sich manche Pharmazeuten vor Amazon fürchten, arbeitet in München eine Apotheke ganz offiziell mit dem Internetriesen zusammen. Über den Dienst „Prime Now“können sich Amazon-Kunden in München rezeptfreie Arzneimittel innerhalb einer Stunde liefern lassen.
bahnt sich ein neuer Milliardendeal an. In der Nacht auf Montag wurde bekannt, dass die Drogerie- und Apothekenkette CVS die Krankenversicherung Aetna kaufen will. Beide Konzerne haben eine entsprechende Grundsatzvereinbarung unterzeichnet. Konkret will CVS 207 US-Dollar je Aetna-Aktie zahlen, 145 Dollar sollen in bar fließen. Inklusive übernommener Schulden geht es um einen Kaufpreis von 77 Milliarden US-Dollar. Die Aktionäre und Aufsichtsbehörden müssen der Übernahme noch zustimmen. Aetna ist mit 22 Millionen Kunden in den USA die Nummer drei unter den Krankenversicherungen. Die Drogerie- und Apothekenkette CVS verfügt über 9700 Filialen. In vielen Geschäften gibt es auch Minikliniken. Diese haben oft sieben Tage in der Woche geöffnet.