Anhänger holen Saakaschwili aus Polizeiauto
Missglückte Festnahme des georgischen Ex-Präsidenten.
Kiew. Es waren dramatische Szenen, die sich am Dienstag vor dem Wohnhaus des früheren georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili in Kiew abspielten. Beamte des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU wollten ihn in den Morgenstunden in seiner Wohnung festnehmen. Doch die Aktion misslang, weil empörte Anhänger den Gefangenenwagen blockierten und Saakaschwili schließlich daraus befreiten.
Als die Sicherheitskräfte bei ihm eintrafen, flüchtete sich Saakaschwili zunächst auf das Dach des Hauses und drohte, in die Tiefe zu springen. Schließlich zerrten ihn maskierte Sicherheitskräfte vom Dach und auf die Straße. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Saakaschwilis protestierende Anhänger zurückzuhalten.
Zwar schafften es die SBUBeamten, Saakaschwili in den Gefangenenwagen zu ziehen. Dessen Anhänger aber blockierten die Straße, zerstachen die Reifen des Transporters und warfen die Windschutzscheibe ein. Nach drei Stunden gelang es ihnen, den Politiker zu befreien. Dieser rief zu Demonstrationen gegen Präsident Petro Poroschenko auf, um „den Prozess der Befreiung von Poroschenko und seiner Bande zu beginnen.“
Männerfeindschaft
Nach seiner Zeit als georgischer Präsident war Saakaschwili auf Einladung Poroschenkos in die Ukraine gekommen und 2015 Gouverneur der Region Odessa geworden. Er erhielt die ukrainische Staatsbürgerschaft. Ende 2016 aber gab er das Amt auf und beschuldigte Poroschenko der Korruption. Fortan agierte Saakaschwili als Oppositionspolitiker. Er hat mehrfach zur Amtsenthebung von Poroschenko aufgerufen.
Auf welcher Grundlage die Festnahme erfolgen sollte, blieb zunächst unklar. Der SBU sprach von „Beihilfe für eine kriminelle Vereinigung“. Kiew vermutet, dass ihn Exil-Ukrainer in Moskau finanzieren. Saakaschwili ist staatenlos, da ihm die ukrainische wie auch die georgische Staatsbürgerschaft aberkannt worden ist. (red)