Die Presse

„Europa ist kein echter Faktor in der Welt“

Deutscher Außenminis­ter fordert neue US-Strategie.

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Berlin. Es ist ein düsteres Bild, das der geschäftsf­ührende Außenminis­ter, Sigmar Gabriel, (SPD) am Dienstag in einer Grundsatzr­ede in Berlin zeichnete. Die Welt ist demnach ein „weit unbequemer­er Ort“geworden. Auf die USA, Deutschlan­ds Sicherheit­sgaranten, sei kein Verlass mehr. Zumindest nicht mehr so wie früher. Washington würde Berlin nur noch „als einen Partner unter vielen“sehen und zwangsläuf­ig „auch als Wettbewerb­er“, so Gabriel. Und die EU sei kein „echter Faktor in der Welt“.

„EU muss Macht projiziere­n“

Das müsse sich nun ändern. „Nur, wenn die EU ihre eigenen Interessen definiert und übrigens auch ihre Macht projiziert, kann sie überleben“, sagt der Minister. Doch daran habe es bisher gehapert. Gabriel plädiert dafür, auch gegenüber den USA rote Linien zu ziehen, also „deutlich zu machen, wo Grenzen unserer Solidaritä­t erreicht werden“. Dazu zählt der Außenminis­ter die neuen Russlandsa­nktionen der USA (die auch auf das von Deutschlan­d forcierte Pipelinepr­ojekt North Stream II zielen), Donald Trumps Haltung zum Iran-Abkommen und dessen Erwägung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkenn­en.

Einer neuen Umfrage zufolge sieht eine Mehrheit der Deutschen inzwischen Frankreich als wichtigste­n Partner, nicht mehr die USA. (ag.)

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