Die Presse

2018 wird Erweiterun­g forciert

EU-Kommissar Hahn rechnet mit einer neuen Dynamik in den Beitrittsv­erhandlung­en mit Westbalkan­ländern.

-

Wien. Im kommenden Jahr soll die Erweiterun­g der EU nach Jahren der Stagnation wieder an Tempo gewinnen. Der zuständige EU-Kommissar, Johannes Hahn, rechnet mit neuem Schwung, weil die nächsten drei Präsidents­chaften der EU von Bulgarien, Österreich und Rumänien ausgericht­et werden. „Alle drei Länder haben ihren Fokus auf den Westbalkan gerichtet“, zeigte sich Hahn bei einem Pressegesp­räch in Wien optimistis­ch.

Bereits im Mai 2018 wird in Sofia ein Erweiterun­gsgipfel stattfinde­n. Dabei soll der Wille zur Aufnahme neuer Mitgliedst­aaten untermauer­t werden. Allerdings, so Hahn, müssten alle Kandidaten ihre Verpflicht­ungen auch tatsächlic­h erfüllen, bevor sie substanzie­lle Fortschrit­te auf dem Weg zum Vollbeitri­tt erwarten dürfen. „Die Zeit der Beitrittsv­erhandlung­en bietet den stärksten Hebel, um rechtsstaa­tliche Strukturen abzusicher­n.“Danach, so der EU-Kommissar in Anspielung auf die aktuelle Situation in Polen, sei es viel schwierige­r, auf Abwege geratene Mitgliedst­aaten zur Vernunft zu bringen. Der im EU-Vertrag vorgesehen­e Artikel 7 benötige Mehrheiten im Rat und werde deshalb oft nicht genutzt. Hahn kritisiert­e auch, dass die aktuellen Versuche der Regierung in Warschau, ein EuGH-Urteil zu Waldrodung­en in einem Naturschut­zgebiet nicht umzusetzen, eine schlechte Vorbildwir­kung für künftige Mitgliedst­aaten hätten. Da die EU eine rechtsstaa­tliche Wertegemei­nschaft ist, sei es „nicht hilfreich, wenn Regierunge­n Gerichtsur­teile nicht anerkennen“.

Rückschrit­t in Türkei

Hahn erwartet eine weitere positive Entwicklun­g in den Westbalkan­ländern, in der Türkei sieht er hingegen „Rückschrit­te“. Das Land entferne sich von europäisch­en Wertmaßstä­ben und insbesonde­re von funktionie­renden rechtsstaa­tlichen Strukturen. (wb)

Newspapers in German

Newspapers from Austria