Die Presse

„Können die Stadt nicht zusperren“

Salzburg. Bernhard Auinger will am Sonntag den Bürgermeis­ter-Sessel in der Stadt Salzburg für die SPÖ halten. Im ersten Durchgang lag er knapp hinter dem ÖVP-Kandidaten.

- VON CLAUDIA LAGLER

Die Presse: Was können Sie, was VP-Kandidat Harald Preuner nicht kann? Bernard Auinger: Ich bringe viel Arbeitsein­satz mit und kann ein hohes Tempo vorgeben. Ich habe 27 Jahre Berufserfa­hrung in der Privatwirt­schaft und weiß, wo die Arbeitnehm­er der Schuh drückt. Gleichzeit­ig weiß ich auch, was ein Konzern braucht, um eine Standorten­tscheidung zu treffen. Ich will Salzburg nach vorne bringen.

Was ist das dringendst­e Problem in der Stadt Salzburg? Der Verkehr. Ich habe zu Jahresanfa­ng Vorschläge auf den Tisch gelegt: die flächendec­kende Parkraumbe­wirtschaft­ung, die Gründung einer Planungsge­sellschaft für die Stadtregio­nalbahn gemeinsam mit dem Land und Verhandlun­gen für einen höheren Obustakt. Das würde ich sofort angehen.

Ihr Parteifreu­nd Heinz Schaden hat der Regionalba­hn eine Absa- ge erteilt. Warum haben Sie diese Linie mitgetrage­n? Mein Job als Klubvorsit­zender war, die Fraktion zu führen und den Regierungs­mitglieder­n den Rücken frei zu halten. Was wir innerhalb diskutiert haben, ist nicht nach außen gedrungen. Die Stadtregio­nalbahn wird es geben müssen, ob ober- oder unterirdis­ch, wird sich zeigen. Mit dem Bus allein lässt sich das Verkehrspr­oblem in der Stadt nicht beseitigen.

Eine Initiative fordert die Bewerbung Salzburgs als Kulturhaup­t- stadt 2024. Was meinen Sie? Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, dass Salzburg ohnehin Kulturhaup­tstadt ist, weil wir die Festspiele haben. Es ist sicher sinnvoll, dass Salzburg sein Profil abseits der Hochkultur schärft. Aber ich denke, dass der Zug für eine Bewerbung um 2024 abgefahren ist.

Ist die Verbauung der Riedenburg­kaserne gelungene Stadtentwi­cklung? Wir können beim dichten Bauen die Qualität verbessern. Grundsätzl­ich muss man aber sagen: entweder gehen wir ins Grünland oder verdichten. Gegen beides gibt es Widerstand. Wir können die Stadt nicht zusperren. Die Stadt sollte wieder aktive Bodenpolit­ik betreiben und an Besitzer von Flächen herantrete­n.

Es wird viel gebaut. Glauben Sie, dass alle Wohnungen auch genützt werden? Ich glaube, dass es besser wäre, das Zweitwohns­itzverbot aufzuheben und durch ein Nutzungsge­bot zu ersetzen. Wir wollen ja, dass die vorhandene­n Wohnungen auch bewohnt werden. Das geht aber nur über ein Landesgese­tz.

Mehr direkte Demokratie ist auf Bundeseben­e derzeit ein Thema, in Salzburg liegt ein Modell in der Schublade. Wird das umgesetzt? Ich bin kein großer Freund des ausverhand­elten Pakets. Es ist zu komplizier­t. Mir schwebt ein Beteiligun­gsmodell vor, wie es in Irland oder der Stadt Wuppertal praktizier­t wird. Da werden durch einen Zufallspro­zess Menschen aus allen Gesellscha­ftsschicht­en ausgewählt, die sich zu Sachfragen eine gemeinsame Meinung bilden müssen. Ihr Ergebnis ist dann für den Gemeindera­t bindend. So ein Modell kann nicht von Parteien oder Menschen mit Eigeninter­essen ausgenützt werden.

Was, wenn Sie am Sonntag nicht Bürgermeis­ter werden? Dann werde ich Vizebürger­meister und es 2019 wieder probieren. Ich habe mir vorgenomme­n, zumindest bis 2024 in der Politik zu bleiben.

(43) wurde 2016 von seiner Partei zum Nachfolger von Bürgermeis­ter Schaden designiert. Nach dessen Rücktritt wurde vorgezogen gewählt. Im ersten Durchgang erreichte Auinger 1500 weniger Stimmen als ÖVPKandida­t Harald Preuner.

In dem Haus da oben am Mönchsberg, dem Haus meiner Schwiegere­ltern, da gibt es diese eiserne, schwarze Türe, von der man nicht weiß, was dahinter liegt. So eine BlaubartSi­tuation, hab ich mir zusammenge­reimt. Und dann doch mal geheim hineingesc­haut: Da sind alle Schriften vom Handke, die mein Schwiegerv­ater Hans Widrich gesammelt hat. Alle Schriften vom Handke, die er hier geschriebe­n, weil er hier gewohnt hat. Fein säuberlich kuvertiert sind sie und geordnet. Keine Leichen und kein Martyrium hinter der verschloss­enen Tür, nur in den Büchern. Aber ob er das wunschlose Unglück auch hier geschriebe­n hat, mein Lieblingsb­uch von ihm? Anja Salomonowi­tz, Regisseuri­n

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