Die Robotertaxis können kommen
Autoindustrie. Nissan hat als erster japanischer Autobauer angekündigt, ab März selbstfahrende E-Taxis einzusetzen – aber mit „Sicherheitsfahrer“. Google ist da schon weiter.
Wien. Bis selbstfahrende Autos in großer Zahl unsere Straßen bevölkern, wird es noch einige Zeit dauern. Aber die Anbieter sind schon mitten in der Probephase. Und ein praktisches Testfeld sind Robotertaxis: selbstfahrende Vehikel, die man per App herbeirufen kann. Aktueller Vorstoß: Nissan hat als erster japanischer Autobauer angekündigt, ab März mit Kameras und Sensoren gespickte E-Autos auf den Straßen von Yokohama testweise einzusetzen.
Wer will, kann sich als Versuchspassagier für die Testphase anmelden. Ab 2020 soll dann eine ganze Flotte im Einsatz sein. Aber ach, die besonders strengen gesetzlichen Restriktionen in Japan machen das Angebot vorerst für den Hersteller denkbar unrentabel.
Denn statt weniger ist deutlich mehr menschliche Arbeitskraft involviert: Am Steuer muss ein Sicherheitsfahrer sitzen, der übernehmen kann, wenn die Technik streikt. In der Zentrale sitzen Mitarbeiter, die das Fahrverhalten des Gefährts über Monitore kontrollieren. Und an den fixierten Ein- und Ausstiegspunkten muss noch extra Personal den Kunden beim Einund Aussteigen helfen, weil daneben Radwege verlaufen.
Wenig Hürden in Arizona
Wesentlich lockerer ist man da in Arizona. In einigen Stadtvierteln von Phoenix hat jüngst Waymo, die Firma der Google-Mutter Alphabet, die selbstfahrende Autos entwickelt, einen Test für ihr Robotertaxi-Service gestartet. Die digital aufgerüsteten Chrysler-Minivans dürfen ohne Sicherheitsfahrer am Volant fahren. Allerdings begleitet vorerst ein Mitarbeiter am Rücksitz den Passagier, der selbst auf einen Knopf drücken kann, um das Fahrzeug zu stoppen. Waymo ist ein echter Pionier der Technologie, hat acht Jahre an seinem System gebastelt und es schon in sechs USBundesstaaten getestet.
Ein weiterer Grund für die Großzügigkeit der Behörden in Arizona: Phoenix hat sehr stabiles, leicht voraussagbares Wetter. Denn mit Schnee und Starkregen schlagen sich die Ausstatter selbstfahrender Autos noch ziemlich herum. Auch deshalb sind in Kalifornien und vielen anderen US-Bundesstaaten leibhaftige Sicherheitsfahrer noch Pflicht.
General Motors scharrt ebenfalls in den Startlöchern. Es sei eine Frage „von Quartalen, nicht von Jahren“, bis man das eigene Robotertaxi testen könne, verkündete Konzernchefin Mary Barra im Oktober. Eine ganze Flotte soll bis 2019 in großen Städten im Einsatz sein, also vor Nissan.
GM hatte im Vorjahr die Expertise dazu eingekauft: Das darauf spezialisierte Start-up Cruise Automation soll eine Milliarde Dollar gekostet haben.
In einem, eher spielerischen Punkt sind die Japaner der Konkurrenz allerdings ein kleines Stück voraus: Die App für das Nissan-Taxi leitet den Kunden auch zu seinem Lieblingsessen. Sie befolgt nämlich auch ungenaue Angaben wie: „Führ mich zum nächsten Sushi-Lokal.“(red.)