Nur noch ein königlicher Schatten
Champions League. Verpasster Gruppensieg, die Meisterschaft in weiter Ferne, Ladehemmung im „BBC“-Sturm: Es kriselt bei Real Madrid. Und nun steht auch noch „El Cl´asico“vor der Tür.
Madrid/Wien. Sergio Ramos ist kein Mann mit nennenswerten Selbstzweifeln auf und neben dem Fußballplatz. Was das Geschehen auf dem Rasen angeht, ist der 31-jährige Abwehrchef und Kapitän von Real Madrid seit dem Wochenende der größte Übeltäter in der spanischen Liga-Historie. Beim torlosen Remis in Bilbao wurde er nach einem Ellbogencheck mit Gelb-Rot vom Platz gestellt, es war der 19. Verweis seiner Karriere, er ist damit alleiniger Spitzenreiter in La Liga. Nach der Partie, einer weiteren Enttäuschung für die „Königlichen“, war bei Ramos auch vor den Mikrofonen keine Zurückhaltung zu spüren: „Ich gebe den Fans mein Wort, dass wir bis ins Angesicht des Todes alles geben werden“, tönte er.
In Madrid herrscht Krise. Die Meisterschaft scheint als Tabellenvierter mit acht Punkten Rückstand auf Leader Barcelona praktisch verloren, in der ChampionsLeague wurde nur deshalb der Aufstieg als Tabellenzweiter fixiert, weil Borussia Dortmund, der einstige Angstgegner Reals, ebenfalls taumelt. Heute kommt es erneut zum Duell (20.45 Uhr, live Sky). Gegen Gruppensieger Tottenham war für die Madrilenen in zwei Partien (1:1, 1:3) nichts zu holen, als Gruppenzweiter wartet nun schon im Achtelfinale ein Kaliber wie etwa Manchester City.
Weltfußballer mit Torflaute
In der Champions League trifft zumindest Cristiano Ronaldo noch, auch wenn er die Hälfte seiner acht Tore gegen Apoel Nikosia erzielt hat. In der Liga gelangen dem Weltfußballer nur zwei in zehn Partien, nachdem er in den ersten vier Runden eine Sperre absitzen musste, weil er einem Schiedsrichter zu nahe gekommen war. Der Portugiese wirkt auf einmal zögerlich und lässt sich sogar in Laufduellen abhängen. Doch auch der Rest des einstigen Paradesturms „BBC“versetzt keine Abwehr mehr in Angst und Schrecken. Gareth Bale schleppt sich wieder einmal von Verletzung zu Verletzung und hat in der Liga erst fünfmal gespielt, Karim Benzema ist mit zwei Toren in zehn Partien nur noch ein Schatten seiner selbst.
Es heißt, Real sei an Liverpools Mohamed Salah interessiert, dem aktuellen Toptorjäger der Premier League. Denn einzig der 25-jährige spanische Publikumsliebling Isco halte die Madrilenen mit seinen Toren noch im Rennen, so empfinden zumindest die Fans. Überhaupt hat der Kader im Vergleich zur Vorsaison an Tiefe verloren, der Verein hat damit auch einen Erfolgsfaktor eingebüßt, der ihm zuletzt zweimal in Folge den Champions-League-Titel bescherte.
Alvaro Morata ist inzwischen Chelseas Torjäger Nummer eins, James Rodr´ıguez blüht bei den Bayern unter Jupp Heynckes wieder auf, auch mit Verteidiger Pepe (Besiktas Istanbul) musste ein Leistungsträger gehen. Das kritisierte sogar Ronaldo offen: „All die Spieler, die uns diesen Sommer verlassen haben, haben uns stärker gemacht.“Mit weniger Topstars auf der Bank scheint auch der Leistungsdruck für die Stammspieler gesunken zu sein.
In der Kabine soll es zuletzt sogar gekracht haben, berichten spanische Medien. Lucas Vazquez´ ging demnach verbal auf Trainer Zinedine Zidane los und musste beruhigt werden. Das Verhältnis unter den Stars war ohnehin nie das beste, die Differenzen zwischen Ronaldo und Kapitän Ramos sind kein Geheimnis. „Wir sind beide Spieler mit viel Charakter, mit unterschiedlichen Meinungen. Aber wir rudern in dieselbe Richtung“, erklärte Ramos. Er-
Thomas Oberender, Autor und Dramaturg
gänzung: „Manchmal können wir allerdings auch Meinungsverschiedenheiten haben.“
In der laufenden Saison haben auch die Passgeber im Mittelfeld, Toni Kroos und Luka Modric,´ noch nicht viel Zählbares zusammengebracht. Kroos gelang in elf Ligaspielen eine Torvorlage, Modric´ in seinen zehn Partien noch über- haupt keine. „Im Moment funktioniert es nicht so recht, vor allem auswärts. Wir werden weiter arbeiten. Die Saison ist noch lang“, erklärte Trainer Zidane.
Das nächste Highlight aber kommt bald. Am 23. Dezember gastiert Erzrivale Barcelona im Bernabeu. Zuvor geht es zur KlubWM in die Vereinigten Arabischen Emirate, alles andere als der Titel wäre eine weitere Enttäuschung, das weiß auch Ramos: „Hoffentlich kommen wir mit einem Titel mehr zurück. Moralisch wäre das super für das Team. Das können wir gut brauchen für den Clasico.“´
Lieber Peter Handke, die Unvernünftigen sind nicht ausgestorben. Für Sie war das Theater immer eine primäre Welt, keine, die nur etwas nachahmt, sondern selber eine Realität. Hier haben Sie das Publikum beschimpft, da wir nichts voneinander wussten. Die Spuren der Verirrten folgten Ihrer Weissagung. Happy Birthday, lieber Pilznarr. In fünf Jahrzehnten haben Sie ein an formaler Schönheit und brillanter Reflexion beispielloses Bühnenwerk geschaffen. Ihr poetisches Staunen führte und führt zur für mich wichtigsten epischen Literatur des Theaters nach Brecht. Weiter geht’s, langsam im Schatten.