Das Terrorkomplott gegen Theresa May
Großbritannien. Die Polizei hat einen Anschlag gegen Premierministerin May vereitelt und zwei Verdächtige verhaftet.
London. Die britische Premierministerin Theresa May erlebt stürmische Tage. In die hektischen Verhandlungen um einen BrexitKompromiss zu Nordirland platzte in die Nacht auf Mittwoch die Nachricht von einem vereitelten Terroranschlag auf die Regierungschefin. Nach Angaben von Scotland Yard hatten zwei Männer „die Detonation einer Bombe“in der Londoner Downing Street geplant, um im nachfolgenden Chaos die Ministerpräsidentin mit einem Messer und einer Selbstmordweste zu töten.
Sowohl der Tatverdächtige Naa’imur Zakariyah Rahman, ein 20-jähriger Mann aus Nordlondon, und sein angeblicher Helfer Mohammed Aqib Imran, 21 Jahre und aus Birmingham, wurden nach ihrer Verhaftung in der Vorwoche am Mittwoch einem Amtsrichter vorgeführt. Nach einer Anhörung von sieben Minuten wurde die Untersuchungshaft verlängert. Die nächste Verhandlung findet am 20. Dezember statt.
Heuer bereits fünf Attentate
Die Nachricht über das Terrorkomplott gegen May warf erneut ein Schlaglicht auf die anhaltende Terrorbedrohung in Großbritannien. Das Land erlebte in diesem Jahr mit fünf Anschlägen, die 36 Menschenleben forderten, das blutigste Jahr seit den Attacken auf den Londoner Morgenverkehr 2007. Das ist nur die Spitze des Eisbergs: Wie Innenministerin Amber Rudd am Dienstag das Parlament informierte, wurden in den letzten vier Jahren 22 Anschläge verhindert, neun davon seit März.
Bei dem schwersten Anschlag stürzte im Mai in Manchester eine selbstgebaute Bombe 22 Menschen, vorwiegend jugendliche Konzertbesucher, in den Tod. Ein von Rudd vorgestellter Bericht übte Kritik an der Arbeit der Sicherheitsbehörden. Eine Verhinderung des Anschlags sei „nicht unvorstellbar“gewesen, heißt es in der Untersuchung. Der Attentäter Salman Abedi sei den Behör- den seit 2014 bekannt gewesen, und sollte am 31. Mai routinemäßig vernommen werden. Am 22. Mai zündete er in der Manchester Arena seine Bombe.
Der Bericht äußerte allerdings auch Verständnis für die Behörden. Abedi sei einer von 20.000 Personen gewesen, die in einer Datenbank in Zusammenhang mit Terrorismus geführt werden. Angesichts der Menge sei es kaum möglich, mehr als Stichproben vorzunehmen. Auch Rückkehrer aus dem Nahen Osten stellten eine akute Gefahr dar, sagt Innenministerin Rudd: Demnach seien derzeit 500 von 3000 britischen Mitstreitern der Terrorgruppe Islamischer Staat im Visier der Behörden.
Die Nachricht von dem vereitelten Anschlag auf May konnte jedoch nicht davon ablenken, dass die Brexit-Verhandlungen vor dem Scheitern standen. Während die Premierministerin einen weiteren Versuch startete, die Democratic Ulster Party für ihre Pläne zu gewinnen, sprach die oppositionelle Labour Party von einer „nationalen Schande“.
„Gute Fortschritte“
Dazu passte auch das Eingeständnis von Brexit-Minister David Davis, dass 58 angebliche Geheimstudien seines Ministeriums über die Folgen des EU-Austritts in Wirklichkeit gar keine Szenarioplanungen enthielten. Radikale Brexit-Anhänger sagten angesichts des drohenden Scheiterns bereits einen Abbruch der Gespräche mit Brüssel vorher, wohingegen May zur allgemeinen Erheiterung das Parlament über „gute Fortschritte“informierte.