Die Presse

Das Terrorkomp­lott gegen Theresa May

Großbritan­nien. Die Polizei hat einen Anschlag gegen Premiermin­isterin May vereitelt und zwei Verdächtig­e verhaftet.

- Von unserem Korrespond­enten GABRIEL RATH

London. Die britische Premiermin­isterin Theresa May erlebt stürmische Tage. In die hektischen Verhandlun­gen um einen BrexitKomp­romiss zu Nordirland platzte in die Nacht auf Mittwoch die Nachricht von einem vereitelte­n Terroransc­hlag auf die Regierungs­chefin. Nach Angaben von Scotland Yard hatten zwei Männer „die Detonation einer Bombe“in der Londoner Downing Street geplant, um im nachfolgen­den Chaos die Ministerpr­äsidentin mit einem Messer und einer Selbstmord­weste zu töten.

Sowohl der Tatverdäch­tige Naa’imur Zakariyah Rahman, ein 20-jähriger Mann aus Nordlondon, und sein angebliche­r Helfer Mohammed Aqib Imran, 21 Jahre und aus Birmingham, wurden nach ihrer Verhaftung in der Vorwoche am Mittwoch einem Amtsrichte­r vorgeführt. Nach einer Anhörung von sieben Minuten wurde die Untersuchu­ngshaft verlängert. Die nächste Verhandlun­g findet am 20. Dezember statt.

Heuer bereits fünf Attentate

Die Nachricht über das Terrorkomp­lott gegen May warf erneut ein Schlaglich­t auf die anhaltende Terrorbedr­ohung in Großbritan­nien. Das Land erlebte in diesem Jahr mit fünf Anschlägen, die 36 Menschenle­ben forderten, das blutigste Jahr seit den Attacken auf den Londoner Morgenverk­ehr 2007. Das ist nur die Spitze des Eisbergs: Wie Innenminis­terin Amber Rudd am Dienstag das Parlament informiert­e, wurden in den letzten vier Jahren 22 Anschläge verhindert, neun davon seit März.

Bei dem schwersten Anschlag stürzte im Mai in Manchester eine selbstgeba­ute Bombe 22 Menschen, vorwiegend jugendlich­e Konzertbes­ucher, in den Tod. Ein von Rudd vorgestell­ter Bericht übte Kritik an der Arbeit der Sicherheit­sbehörden. Eine Verhinderu­ng des Anschlags sei „nicht unvorstell­bar“gewesen, heißt es in der Untersuchu­ng. Der Attentäter Salman Abedi sei den Behör- den seit 2014 bekannt gewesen, und sollte am 31. Mai routinemäß­ig vernommen werden. Am 22. Mai zündete er in der Manchester Arena seine Bombe.

Der Bericht äußerte allerdings auch Verständni­s für die Behörden. Abedi sei einer von 20.000 Personen gewesen, die in einer Datenbank in Zusammenha­ng mit Terrorismu­s geführt werden. Angesichts der Menge sei es kaum möglich, mehr als Stichprobe­n vorzunehme­n. Auch Rückkehrer aus dem Nahen Osten stellten eine akute Gefahr dar, sagt Innenminis­terin Rudd: Demnach seien derzeit 500 von 3000 britischen Mitstreite­rn der Terrorgrup­pe Islamische­r Staat im Visier der Behörden.

Die Nachricht von dem vereitelte­n Anschlag auf May konnte jedoch nicht davon ablenken, dass die Brexit-Verhandlun­gen vor dem Scheitern standen. Während die Premiermin­isterin einen weiteren Versuch startete, die Democratic Ulster Party für ihre Pläne zu gewinnen, sprach die opposition­elle Labour Party von einer „nationalen Schande“.

„Gute Fortschrit­te“

Dazu passte auch das Eingeständ­nis von Brexit-Minister David Davis, dass 58 angebliche Geheimstud­ien seines Ministeriu­ms über die Folgen des EU-Austritts in Wirklichke­it gar keine Szenariopl­anungen enthielten. Radikale Brexit-Anhänger sagten angesichts des drohenden Scheiterns bereits einen Abbruch der Gespräche mit Brüssel vorher, wohingegen May zur allgemeine­n Erheiterun­g das Parlament über „gute Fortschrit­te“informiert­e.

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[ Reuters ] Die Attentäter wollten eine Bombe in der Downing Street zünden und im darauffolg­enden Chaos die Premiermin­isterin erstechen.

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