Mit dem Taktikbuch des Fußballgottes
Europa League. Die Austria bestreitet heute das erhoffte Endspiel um den Aufstieg. Ein Sieg gegen AEK Athen ist Pflicht, das sei auch besser so für seine Mannschaft, meint Thorsten Fink.
Wien. Es geht um viel, also brachte Thorsten Fink gleich eine höhere Instanz mit ins Spiel. Und zwar den griechischen Fußballgott höchstpersönlich. „Den kennt man ja in Griechenland, den Otto“, meinte der Austria-Coach, wohl wissend, dass sein deutscher Landsmann Otto Rehagel im Land des heutigen Europa-League-Gegners AEK Athen als „Rehakles“verehrt wird, seit er die Nationalmannschaft 2004 zum EM-Titel geführt hat – eine der größten Überraschungen der Fußballgeschichte.
„Wie Otto Rehakles gesagt hat: Es wird die kontrollierte Offensive.“So lautet Finks Taktikvorgabe für das heutige „Endspiel“(19 Uhr, live Puls 4, Sky) um den Einzug ins Sechzehntelfinale. Beinharte Manndeckung und rigorose Defensive a` la „Rehakles“werden den Wienern aber nicht jenen Sieg bescheren, den es dafür braucht. Gelingt dennoch ein „griechisches“1:0, würde die Uefa die Kasse klingeln lassen: 360.000 Euro für den Sieg, 300.000 Euro für den zweiten Tabellenplatz in Gruppe D sowie weitere 500.000 Euro Startgeld für die K. o.-Phase.
„Wir können viel Geld gewinnen, AEK kann viel verlieren“, meinte Fink. Denn an einer Sache wollte der Trainer keine Zweifel aufkommen lassen: „Wir sind die Außenseiter in dieser Gruppe. Wir können nur überraschen.“AEK Athen genügt im Happel-Stadion (21.000 Karten wurden bis Mittwochnachmittag abgesetzt) bereits ein Remis für den Aufstieg. Doch auf Unentschieden zu spielen, sei tückisch und äußerst schwierig, erklärte Fink, diese Erfahrung habe er in seiner Karriere machen müssen. „Deshalb ist es eine bessere Ausgangssituation, gewinnen zu müssen. Wir wissen, was zu tun ist. Das ist besser für meine Mannschaft.“
Erfolgsverwöhnte Griechen
Sich mit einer Fünferkette hinten hineinzustellen wie am Sonntag gegen Salzburg und so irgendwie ein Last-Minute-Remis (1:1) zu erobern, fällt damit als taktische Variante weg. „Wir müssen gewinnen, die Elf wird dieses Mal anders aussehen“, kündigte Fink an. Kon- trolle aber hat Vorrang. „Wir dürfen nicht ins offene Messer laufen, nicht alles nach vorne werfen. Wir brauchen ein gestärktes Mittelfeld. Und wir haben 90 Minuten Zeit.“Christoph Monschein, der gegen Salzburg noch den späten Ausgleich erzielt hatte, kommt deswegen nur als Joker infrage. Doch auch die restlichen Mannen sollten spätestens nach dem Videostudium wissen, wo sie Räume finden, wie sie Chancen herausspielen können, meinte Fink.
Die Vorzeichen allerdings könnten unterschiedlicher nicht sein. Hier der erfolgsverwöhnte griechische Tabellenführer, seit neun Pflichtspielen ungeschlagen, auch in der Europa-League-Gruppenphase noch ohne Niederlage (zweimal 0:0 gegen Milan). Dort die strauchelnde Austria, nur noch Tabellenfünfter der Bundesliga, nach zwei 1:5-Debakel gegen Milan und hartnäckigem Verletzungspech nicht gerade mit Selbstvertrauen gesegnet.
Hinzu kommt ein wahre Unserie vor Heimpublikum: Im Europacup warten die Wiener seit sieben Heimspielen und damit seit Au- gust 2016 auf einen Sieg. Auch in der Liga liegt der bisher letzte volle Erfolg im Happel-Stadion über zwei Monate zurück.
Der Blick zurück nach Pilsen
„Jetzt wird es einfach Zeit für einen Heimsieg“, meinte Kapitän Raphael Holzhauser, mit neun Toren und zehn Vorlagen in 27 Partien die violette Konstante in dieser Saison. Die Differenzen mit der Klubführung wegen seiner ausstehenden Vertragsverlängerung will der Spielmacher außen vor lassen, auch zurückblicken möchte der 24-Jährige nicht. Schließlich lag die Austria im Vorjahr vor dem letzten Gruppenfinale ebenso im Aufstiegsrennen. Dann setzte es bei Viktoria Pilsen trotz 2:0-Führung in Überzahl noch ein 2:3.