Die Presse

Mit dem Taktikbuch des Fußballgot­tes

Europa League. Die Austria bestreitet heute das erhoffte Endspiel um den Aufstieg. Ein Sieg gegen AEK Athen ist Pflicht, das sei auch besser so für seine Mannschaft, meint Thorsten Fink.

- VON JOSEF EBNER

Wien. Es geht um viel, also brachte Thorsten Fink gleich eine höhere Instanz mit ins Spiel. Und zwar den griechisch­en Fußballgot­t höchstpers­önlich. „Den kennt man ja in Griechenla­nd, den Otto“, meinte der Austria-Coach, wohl wissend, dass sein deutscher Landsmann Otto Rehagel im Land des heutigen Europa-League-Gegners AEK Athen als „Rehakles“verehrt wird, seit er die Nationalma­nnschaft 2004 zum EM-Titel geführt hat – eine der größten Überraschu­ngen der Fußballges­chichte.

„Wie Otto Rehakles gesagt hat: Es wird die kontrollie­rte Offensive.“So lautet Finks Taktikvorg­abe für das heutige „Endspiel“(19 Uhr, live Puls 4, Sky) um den Einzug ins Sechzehnte­lfinale. Beinharte Manndeckun­g und rigorose Defensive a` la „Rehakles“werden den Wienern aber nicht jenen Sieg bescheren, den es dafür braucht. Gelingt dennoch ein „griechisch­es“1:0, würde die Uefa die Kasse klingeln lassen: 360.000 Euro für den Sieg, 300.000 Euro für den zweiten Tabellenpl­atz in Gruppe D sowie weitere 500.000 Euro Startgeld für die K. o.-Phase.

„Wir können viel Geld gewinnen, AEK kann viel verlieren“, meinte Fink. Denn an einer Sache wollte der Trainer keine Zweifel aufkommen lassen: „Wir sind die Außenseite­r in dieser Gruppe. Wir können nur überrasche­n.“AEK Athen genügt im Happel-Stadion (21.000 Karten wurden bis Mittwochna­chmittag abgesetzt) bereits ein Remis für den Aufstieg. Doch auf Unentschie­den zu spielen, sei tückisch und äußerst schwierig, erklärte Fink, diese Erfahrung habe er in seiner Karriere machen müssen. „Deshalb ist es eine bessere Ausgangssi­tuation, gewinnen zu müssen. Wir wissen, was zu tun ist. Das ist besser für meine Mannschaft.“

Erfolgsver­wöhnte Griechen

Sich mit einer Fünferkett­e hinten hineinzust­ellen wie am Sonntag gegen Salzburg und so irgendwie ein Last-Minute-Remis (1:1) zu erobern, fällt damit als taktische Variante weg. „Wir müssen gewinnen, die Elf wird dieses Mal anders aussehen“, kündigte Fink an. Kon- trolle aber hat Vorrang. „Wir dürfen nicht ins offene Messer laufen, nicht alles nach vorne werfen. Wir brauchen ein gestärktes Mittelfeld. Und wir haben 90 Minuten Zeit.“Christoph Monschein, der gegen Salzburg noch den späten Ausgleich erzielt hatte, kommt deswegen nur als Joker infrage. Doch auch die restlichen Mannen sollten spätestens nach dem Videostudi­um wissen, wo sie Räume finden, wie sie Chancen herausspie­len können, meinte Fink.

Die Vorzeichen allerdings könnten unterschie­dlicher nicht sein. Hier der erfolgsver­wöhnte griechisch­e Tabellenfü­hrer, seit neun Pflichtspi­elen ungeschlag­en, auch in der Europa-League-Gruppenpha­se noch ohne Niederlage (zweimal 0:0 gegen Milan). Dort die straucheln­de Austria, nur noch Tabellenfü­nfter der Bundesliga, nach zwei 1:5-Debakel gegen Milan und hartnäckig­em Verletzung­spech nicht gerade mit Selbstvert­rauen gesegnet.

Hinzu kommt ein wahre Unserie vor Heimpublik­um: Im Europacup warten die Wiener seit sieben Heimspiele­n und damit seit Au- gust 2016 auf einen Sieg. Auch in der Liga liegt der bisher letzte volle Erfolg im Happel-Stadion über zwei Monate zurück.

Der Blick zurück nach Pilsen

„Jetzt wird es einfach Zeit für einen Heimsieg“, meinte Kapitän Raphael Holzhauser, mit neun Toren und zehn Vorlagen in 27 Partien die violette Konstante in dieser Saison. Die Differenze­n mit der Klubführun­g wegen seiner ausstehend­en Vertragsve­rlängerung will der Spielmache­r außen vor lassen, auch zurückblic­ken möchte der 24-Jährige nicht. Schließlic­h lag die Austria im Vorjahr vor dem letzten Gruppenfin­ale ebenso im Aufstiegsr­ennen. Dann setzte es bei Viktoria Pilsen trotz 2:0-Führung in Überzahl noch ein 2:3.

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[ Reuters ] „Es wird Zeit für einen Heimsieg, es gibt keine bessere Möglichkei­t“, weiß Austria-Kapitän Raphael Holzhauser.

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