Die Presse

In Hochfilzen hat Laura Dahlmeier Geschichte geschriebe­n, nun startet sie hier in die Olympiasai­son. Doch es gibt Konkurrenz für die Gipfelstür­merin.

Biathlon.

- Aus Hochfilzen berichtet JOSEF EBNER

Laura Dahlmeier ist zurück am Ort ihrer größten Erfolge. Hier in Hochfilzen, wo sie vor zehn Monaten als erste Biathletin überhaupt fünf Goldmedail­len bei einer Weltmeiste­rschaft abgeräumt hat, startet sie in die Olympiasai­son. „Unheimlich schön, hierher zurückzuko­mmen. Einen besseren Ort für den Einstieg gibt es nicht“, erklärte die 24-Jährige. Dabei wurde ihre Ankunft von einer Tragödie begleitet. Der 17-jährige deutsche Nachwuchsa­bfahrer Max Burkhart, der am Mittwoch nach einem Sturz im kanadische­n Lake Louise verstorben ist, war ihr Vereinskol­lege beim SC Partenkirc­hen.

Da der Sprint (7,5 km, nur zwei Schießeinl­agen) die eigentlich­e Königsdisz­iplin des Biathlons ist, die Fehlertole­ranz nirgendwo geringer und das Tempo nirgendwo höher ist, wurde zum Auftakt noch nichts aus dem mit Spannung erwarteten Duell zwischen Dahlmeier und Landsfrau Denise Herrmann, die den Saisonauft­akt in Östersund dominiert hat. Im dichten Schneetrei­ben von Hochfilzen gewann die Weißrussin und Wahlosttir­olerin Darja Domratsche­wa vor Anastasija Kuzmina (+22,1 Sek.) und Dorothea Wierer (+30,6), die Kitzbühele­rin Lisa Hauser wurde 29.

Den lautesten Moment erlebte das Stadion an diesem Tag aber ohnehin, als Gesamtwelt­cupsiegeri­n Dahlmeier vor 6900 Fans – der Großteil aus Deutschlan­d – in die Loipe ging. Am Ende wurde sie 16., ein holpriger Start mit zwei Fehlern beim Liegendsch­ießen ver- hinderte den Stockerlpl­atz, danach zeigte sie ihre Klasse: Fehlerfrei­er Stehendans­chlag, fünftschne­llste Schlussrun­de. Die Abstände sind denkbar knapp, bei der heutigen Verfolgung darf man eine Aufholjagd erwarten (10 km, 14.45 Uhr, live, ORF eins, Eurosport, ARD).

Geteiltes Rampenlich­t

„Laufen, reinkommen, die Abläufe wiederhers­tellen“wollte Dahlmeier fürs Erste, hat sie doch zuletzt eine Woche lang erkältet zu Hause in Garmisch-Partenkirc­hen im Bett gelegen und Ingwertee getrunken. Die Vorweihnac­htszeit im bayerische­n Winteridyl­l sei so schlecht dann auch nicht gewesen, erzählt sie, und in Östersund ist ohnehin Teamkolleg­in Herrmann eingesprun­gen, hat Sprint und Verfolgung gewonnen. Dahlmeiers Kommentar zur ehemaligen Speziallan­gläuferin: „Respekt.“

Dank der Erfolge der Teamkolleg­in steht sie nicht mehr ganz al- lein im Mittelpunk­t, die Freude darüber verbirgt sie erst gar nicht. Im Rampenlich­t fühlt sich die Rekordfrau nicht sonderlich wohl, ihr Privatlebe­n ist tabu. „Mein Ziel war es nie, ein Promi zu werden, mein Ziel war es, Biathletin zu werden“, sagt sie. Die Eltern waren Weltklasse-Mountainbi­ker, sie selbst findet in den Bergen vor allem Ruhe und Ablenkung. Im Sommer bestieg sie den Alpamayo (5947 Meter) in Peru, er gilt wegen seiner Eispyramid­e als schönster Berg der Welt,

gewann den Sprint der Männer (10 km) in Hochfilzen. Martin Fourcade hatte trotz starker Schlussrun­de 12,1 Sek. Rückstand, Dritter wurde der ebenfalls fehlerfrei­e Jakov Fak (+35,4). Die Österreich­er: Julian Eberhard landete nach einer Strafrunde auf Platz elf (+1:13,6 Min.), Simon Eder wurde 35. Heute steigt die Verfolgung (12,5 km, 12.15 Uhr, live, ORF eins, Eurosport, ARD). oder wie die ausgezeich­nete Kletterin Dahlmeier sagt: „Der Gipfel meiner Träume.“

Da die angeschlag­ene Gabriela Koukalova noch kein Rennen bestritten hat, deutet heuer alles auf einen Schlagabta­usch zwischen Dahlmeier, Herrmann und Domratsche­wa hin. „Sie ist noch ein anderes Kaliber. Laura legt diese Konstanz an den Tag, sie ist die perfekte Biathletin unserer Zeit“, betont die 28-jährige Herrmann. In Zahlen heißt das: 88 Prozent getroffene Scheiben und Zweitschne­llste in der Loipe in der Vorsaison. „Ich kannte Laura schon als Kind. Sie ist für diesen Sport gemacht, dafür geboren“, erzählte Rekordwelt­meisterin Magdalena Neuner, die ihre Karriere 2012 beendet hatte.

Dahlmeier wird noch das eine oder andere Rennen brauchen, doch schon jetzt ist klar, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen muss, sollte sie im Februar in Pyeongchan­g nicht zuschlagen.

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