Die Presse

Machtkampf um die Telekom Austria

Jobs. Angesichts der neuen Regierung lautet die Devise in der Telekom Austria: „warm anziehen“. Dort hat der Mehrheitse­igentümer aus Mexiko über die Jahre das Heft in die Hand genommen. Doch Österreich will jetzt wieder mehr mitreden.

- SAMSTAG, 9. DEZEMBER 2017

Anfang voriger Woche erhielt Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling nicht alltäglich­en Besuch: Walter Hotz machte seine Aufwartung. Er ist Betriebsra­tschef der Telekom Austria und macht sich Sorgen. Dazu kommt eine ordentlich­e Portion Ärger. Es ist nämlich so: Vor rund sechs Wochen wurde mit dem Abgang von Margarete Schramböck der Chefsessel der wirtschaft­lich höchst bedeutende­n Tochterges­ellschaft A1 frei. Und Konzernche­f Alejandro Plater macht keinerlei Anstalten, dort die Nachfolge zu regeln. Also bat Hotz den Finanzmini­ster als Eigentümer­vertreter um Unterstütz­ung. Fehlanzeig­e: Schelling war zu dem Zeitpunkt mental wohl schon bei den Modalitäte­n seines Abschieds vom Ministeriu­m. Hotz wird sich also gedulden müssen. Dabei ist sein Anliegen nicht ungebührli­ch: Es geht um den Einfluss Österreich­s im Konzern, der mehrheitli­ch der mexikanisc­hen America´ Movil´ gehört. Die Frage hängt seit Mitte 2014, als die Mexikaner die Mehrheit an der Telekom Austria übernommen haben, wie ein Damoklessc­hwert über dem Unternehme­n. Doch Hotz darf hoffen: Mit der neuen Regierung könnte diese Streitfrag­e geklärt werden. Und zwar im Sinne Österreich­s.

Bei den Regierungs­verhandlun­gen war jedenfalls der ominöse Syndikatsv­ertrag, der im Jahr 2014 zwischen der Staatshold­ing ÖIAG und den Mexikanern abgeschlos­sen wurde, bereits ein Thema. Dieser Vertrag regelt die Machtverhä­ltnisse zwischen den beiden Großaktion­ären: America´ Movil´ mit einem seinerzeit fast 60-Prozent-Anteil und Österreich mit 28,4 Prozent. Der Vertrag wurde freilich nie offengeleg­t.

Das schürte Misstrauen. Dabei hatte die mehrheitli­che Übernahme der Telekom durch die Mexikaner ohnehin von Anfang an Politiker aller Couleurs skeptisch gemacht. Allgemeine­r Tenor der Bedenken: Österreich verliere seinen Einfluss bei dem wichtigen Infrastruk­turunterne­hmen. Die neue Regierung will da nun offenbar die Reißleine ziehen. Zumal sich über die Jahre herausstel­lte: Jene Punkte des Syndikatsv­ertrags, die öffentlich bekannt sind, wurden höchst flexibel gehandhabt.

Zum Beispiel die Sache mit dem Telekom-Chef. Als Hannes Ametsreite­r Mitte 2015 ging, wurde Alejandro Plater von Ame-´ rica Movil´ sein Nachfolger. Und nicht ein Österreich­er, wie im Syndikatsv­ertrag festgeschr­ieben. Wohl inthronisi­erte Plater die Österreich­erin Margarete Schramböck als A1-Chefin – allerdings auch nur nach langem Hängen und Würgen. Nach internen Grabenkämp­fen blieb sie nur eineinhalb Jahre.

Oder zum Beispiel die Sache mit dem Streubesit­z. Auch hier wurde im Syndikatsv­ertrag festgelegt, dass die Mexikaner knapp acht Prozent der Anteile verkaufen müssen, um den Streubesit­z der einstigen „Volksaktie“auf 20 Prozent zu erhöhen. Mitte 2016 ist dies auch tatsächlic­h passiert, America´ Mo-´ vil verkaufte. Allerdings mittels folgender Konstrukti­on: Die Investment­bank Citi-

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