Die Presse

Henzinger: „Das Wichtigste ist die Unabhängig­keit“

Spitzenfor­schung. Das Institute of Science and Technology (IST) Austria ist weiter auf Wachstumsk­urs. Mittlerwei­le hat man mehr als 100 Millionen Euro an Forschungs­förderung eingeworbe­n, der Großteil kommt aus Europa.

- VON ALICE GRANCY

Keine Einmischun­g. Das ist der größte Wunsch von Thomas Henzinger, Präsident des Institute of Science and Technology (IST) Austria, an die nächste Regierung. Denn die Unabhängig­keit darin, „was wir bauen, wen wir anstellen und welche Karrierest­rukturen wir aufsetzen“, habe sich in den ersten acht Jahren des Bestehens der auf Spitzenfor­schung ausgericht­eten Einrichtun­g in Klosterneu­burg sehr bewährt. Und darum solle diese auch weiter unangetast­et bleiben.

Das IST Austria zählt mittlerwei­le 600 Angestellt­e aus 60 Ländern. 350 davon sind Wissenscha­ftler, darunter 49 Professore­n. Im vergangene­n Jahr bewarben sich 1300 Wissenscha­ftler um eine Professur, sechs wurden genommen. Im Herbst wurde mit 35 Doktorande­n der bisher größte Jahrgang aufgenomme­n. 2017 verlieh das IST Austria 15 Doktorate, auch das sei ein neuer Rekord, berichtete Henzinger in einer Bilanz zum ausklingen­den Jahr.

Mit sechs heuer eingeworbe­nen ERC-Grants, einer hoch dotierten Förderung des Forschungs­rats der EU, zählt man insgesamt bereits 38 derart unterstütz­te Projekte. „Bisher war die Hälfte der Anträge erfolgreic­h. Die durchschni­ttliche Erfolgsrat­e in Europa liegt bei zwölf Prozent“, so Henzinger. Damit kommen 55 der bisher eingeworbe­nen rund 100 Millionen Euro an Fördermitt­eln vom ERC. Berücksich­tigt man sonstige EU-Projekte, liegt der Wert der europäisch­en Forschungs­förderung bei etwa 75 Prozent. Rund 16 Millionen Euro sind vom Österreich­ischen Wissenscha­ftsfonds FWF, der Rest von anderen nationalen und internatio­nalen Förderagen­turen (siehe Grafik).

Der Campus wächst weiter

Bis zum Vollausbau 2026 soll auch der Campus deutlich weiterwach­sen. 2018 wird der Grundstein für ein neues Laborgebäu­de, in dem u. a. Chemiearbe­itsgruppen untergebra­cht werden, gelegt. In Planung ist bereits ein sechster For- schungsbau. Und 2019 sollen die ersten beiden Gebäude des Technologi­eparks gegenüber vom Campus fertig sein. Auch ein eigenes Wissenscha­ftsmuseum, in dem Forschung allgemein verständli­ch vermittelt wird, soll entstehen. Im kommenden Jahr wird zudem ein mehrere Millionen Euro teures Kryoelektr­onenmikros­kop angeschaff­t – das modernste dieser Art in Österreich.

Kosten für die Nutzung von Infrastruk­tur abzugelten ist für Henzinger die wichtigste Maßnahme, um die vom FWF geförderte Grundlagen­forschung zu stärken. Diese sogenannte­n Overheads sollten 25 Prozent der Projektsum­me betragen – und damit zumindest einen Teil der Kosten decken.

Den Brexit spürt man am IST Austria bereits an einem Anstieg der Bewerbunge­n aus Großbritan­nien. Mit den Briten falle zugleich ein starker Fürspreche­r für Exzellenz und damit für ERC-Grants weg: Es wäre eine Katastroph­e, wenn dieses Programm unter die Räder käme, so Henzinger.

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