Die Presse

Pflanzen aus Europa erobern die Welt

Was hier nahe am Menschen wächst, gedeiht in der Ferne.

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Immigrante­n werden besonders beobachtet. Das gilt nicht nur für die Gesellscha­ft, sondern auch in der Biologie. Neobiota heißen Pflanzen und Tiere, die in einer Region vorkommen, in der sie ursprüngli­ch nicht heimisch waren. Forscher der Uni Wien erkunden seit Jahren die Migration von Pflanzen, diesmal ging es um Arten, die aus Europa ausgewande­rt sind. Franz Essl vom Department für Botanik war an der internatio­nalen Studie beteiligt, die Ergebnisse sind im Journal „Pnas“erschienen.

Weltweit sind 13.000 Pflanzenar­ten vom Menschen verschlepp­t worden, 2500 davon stammen aus Europa. Das ist sehr viel, wenn man bedenkt, dass es in Österreich insgesamt circa 3000 heimische Pflanzenar­ten gibt und in ganz Europa etwa 12.000.

Jede Fünfte der europäisch­en Arten hat also bereits ein neues Gebiet besiedelt. Die Frage war, welche Arten besonders erfolgreic­h sind, wenn sie in ein neues Land kommen. Dazu schauten die Forscher nicht nur in die Ferne, sondern auch in die Nähe, denn sie analysiert­en, unter welchen Bedingunge­n Pflanzen in der Heimat wachsen und was für den Erfolg im Ausland wichtig ist.

Erfolgreic­he Kulturfolg­er

Es zeigte sich, dass vor allem die Arten auswärts wuchern, die schon in Europa in Lebensräum­en vorkommen, die stark vom Menschen verändert sind: Was in Äckern, Brachfläch­en, Gstätten und Städten wächst, wird erstens eher von Menschen verschlepp­t und wächst zweitens auf neuem Boden schneller, der ja wiederum vom Menschen beeinfluss­t ist.

Solche „Kulturfolg­er“waren zu 65 Prozent in neuen Gebieten erfolgreic­h, während nur 19 Prozent der europäisch­en Arten aus naturbelas­sener Gegend heute in fernen Regionen zu finden sind. (APA/vers)

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