Der Raum macht uns gesund
Licht, Schall und Geruch in einem Raum wirken auf das Wohlbefinden. Neue Raumgestaltung kann Menschen leistungsfähiger machen und den Schlaf verbessern.
Wir sind ein lebendes Labor: Die Entwicklungen werden direkt in unsere Büros und Laboren integriert und dort ausprobiert“, sagt Guido Kempter, Leiter des Forschungszentrums Nutzerzentrierte Technologien in Dornbirn an der FH Vorarlberg. Er und seine Kollegen sind quasi Versuchskaninchen der eigenen Forschung: Sie entwickeln Smart-Rooms, intelligente Räume, die sich an die Bedürfnisse der Nutzer anpassen. „Technik, die uns umgibt, wird immer unsichtbarer und selbststeuernder“, sagt Kempter.
Der Mensch regelt Veränderungen nicht mehr bewusst, sondern die Technik erkennt, was der Mensch braucht, und liefert es automatisch. Zum Wohlfühlen gehören angenehme Lichtverhältnisse, das passende Geräuschspektrum sowie Gerüche. „Im Bereich von Licht sind wir sehr weit: Die Technik kann steuern, an welcher Stelle im Raum zu welcher Zeit welche Lichtstärke und Lichtfarbe passt“, erklärt Kempter.
Sein eigenes Büro ist mit der Technologie ausgestattet, ebenso über 50 Privathaushalte in Österreich, Deutschland, Südtirol und der Schweiz. Familien und Einzelpersonen haben ihre Wohnung für die Forschung anpassen lassen. Sie profitieren von der neuesten Technik, während ihr Nutzerverhalten Daten für die Wissenschaft liefert, um bestehende Systeme weiter zu verbessern – und das Wohlbefinden der Menschen zu steigern.
Sensoren messen Verhalten
Dazu braucht es einerseits die Ausstattung, um Licht punktgenau regeln zu können, etwa individuell steuerbare LED-Lampen und eine kontrollierte Tageslichteinstrahlung. Andererseits wird gemessen, wie es den Nutzern geht in den Räumen: Sind sie unruhig oder haben sie es gemütlich? Wie gut schlafen sie, und wie leistungsfähig sind sie tagsüber?
Solche Informationen liefern unzählige Sensoren in SmartRooms, zum Beispiel Bewegungs- melder oder Sensoren für die Türkontakte und Fensteröffnungen. „Auch Daten, wann und wie Lichtschalter oder Heizung bedient werden, fließen in die Auswertungen ein“, sagt Kempter.
Unbewusst Information liefern
All das Feedback des Nutzerverhaltens geht direkt in die Forschung, um die Räume noch „intelligenter“zu machen. Das ist überhaupt der Schwerpunkt des Dornbirner Forschungszentrums: User liefern unbewusst Informationen, wie man Technologie optimieren kann.
„Früher hat man die Usability, das heißt die Nutzerfreundlichkeit, über Befragungen und Tests im Labor untersucht. Heute funktioniert es über Digitalisierung und Big Data“, sagt Kempter. Um etwa eine Fernbedienung angenehmer zu gestalten, werden in das Gerät Sensoren integriert, die messen, wann und wie die Tasten gedrückt oder das Touchpad berührt werden. Die Auswertung zeigt den Entwicklern, welche Tasten unpraktisch positioniert sind, welche Tasten näher zusammen gehören oder wie das Gerät geformt sein muss, damit es nicht aus der Hand rutscht. In der nächsten Version der Fernbedienung sind diese Informationen schon zum Vorteil der Nutzer umgesetzt.
In den Smart-Rooms funktioniert die Lichtsteuerung bereits gut, nun konzentrieren die Forscher sich auf Schall und Geruch für das Wohlbefinden der Menschen. „Wir wollen im halbbewussten und unbewussten Bereich agieren: Geräusche und Gerüche sollen nicht stören, also unter der Wahrnehmungsschwelle bleiben. Sie können aber in diesem Bereich viel zum Wohlbefinden und zur Gesundheit beitragen“, sagt Kempter. Das Team erprobt des Lebens verbringen wir in Innenräumen. Forscher der FH Vorarlberg schaffen „intelligente“Räume, die mit Licht, Schall und Geruch positiv auf das Wohlbefinden wirken.
im deutschsprachigen Raum haben die Forscher bereits mit intelligenter Raumbeleuchtung ausgestattet. Die automatisch und individuell gesteuerte Lichtintensität und -farbe helfen, besser zu schlafen und tagsüber fitter zu sein. derzeit Lautsprecherspots, die auch Ultraschall aussenden: „Bei Blätterrauschen im Wald sind zum Beispiel zwei Drittel der Schallwellen für den Menschen nicht hörbar. Aber auch die unbewussten Anteile wirken beruhigend auf uns.“Das Gleiche gilt für Ultraschall, den Musikinstrumente aussenden: Wenn diese unbewussten Anteile in den Raum mit übertragen werden, fühlt sich die Musik angenehmer an.
Ätherische Öle verströmen
Ähnlich ist es mit Gerüchen: Ätherische Öle können beruhigend oder aktivierend wirken und der Gesundheit guttun. Die Räume bekommen nun Aromaspender, wie sie in Einkaufszentren oder Toilettenräumen zu finden sind. Die Sensoren im Haus melden, welche Art von Duft ausgeströmt werden soll, um das Wohlbefinden zu heben. „Hier feilen wir noch an der Dosis, die individuell als angenehm empfunden wird“, erklärt der Forscher.
Denn wie für die anderen Sinne, die intelligente Räume bespielen, gilt auch für Geruch, dass es dann angenehm und gesund für den Menschen ist, wenn man es gar nicht bewusst mitkriegt.