Die Presse

Dichtung oder Wahrheit

Wellness. Nicht jeder Pool ist so lang wie behauptet, nicht jeder Spa-Bereich so groß, wie auf der Homepage steht. Auch wenn sich die Disziplin bei den Angaben bessert, muss der Gast oft kontern.

- VON CLAUDIA RICHTER

Bestechend! Der im Prospekt abgebildet­e Pool scheint ja wirklich traumhaft gelegen und ziemlich groß zu sein. Dazu 8000 Quadratmet­er Spa! Wunderbar, denken sich die Wasserund Schwimmfan­s Gerda und Bernd X., buchen und – sind am Ende schwer enttäuscht. Der Pool ist in der Realität relativ klein, und von 8000 Quadratmet­ern Wellnessfl­äche ist auch keine Spur – mitberechn­et wurden da unter anderem Technikräu­me oder Gänge, die aber keinesfall­s zum Wellnessar­eal gerechnet werden dürfen. So hat man sich den Urlaub nicht vorgestell­t. Was tun?

Ansprechen und festhalten

„Am besten gleich vor Ort mit der Rezeption oder mit dem Hotelier reden und auf die Mängel aufmerksam machen“, empfiehlt Maria Ecker, Bereichsle­itung Beratung beim VKI (Verein für Konsumente­ninformati­on). „Vielleicht bietet der Hotelier ja von sich aus eine akzeptable Lösung an.“

In jedem Fall sollte man alles gleich schriftlic­h festhalten und dokumentie­ren (Fotos, Prospekte aufheben), denn: „Irreführen­de Werbung und falsche Angaben über Schwimmbec­ken oder Wellnessbe­reich sind Reisemänge­l“, begründet der auf Reiserecht spezialisi­erte Anwalt Eike Lindinger. „Und dafür kann grundsätzl­ich eine Preisminde­rung aufgrund des Verstoßes gegen den Grundsatz von Katalogwah­rheit, Katalogvol­lständigke­it und Katalogric­htigkeit geltend gemacht werden.“Die Höhe der Preisminde­rung richtet sich auch nach dem Grad der Beeinträch­tigung. Wenn der Urlaub völlig wertlos war, könnten es sogar bis zu 100 Prozent sein. Doch das, schränkt Experte Lindinger ein, sei extrem selten der Fall.

Kreativ bei Angaben

Weniger selten: Schummelei­en bei der Größe der (Hotel-)Pools. „Das ist fast schon ein Trend“, ortet Wellnessex­perte Christian Werner, Herausgebe­r des „Relax-Guides“, eine gewisse Dehnbarkei­t bei Maßangaben. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde im Guide 2018 bei etlichen der mehr als 200 mit Lilien ausgezeich­neten Hotels auch die Poolgröße bekannt gegeben.

Mehr 25-Meter-plus-Pools

Erfreulich­er Gegensatz zum vorher erwähnten Negativtre­nd: Gar nicht so wenige Hotels in Österreich, schildert Werner, verfügten jetzt über Pools mit 25 Metern Länge, was vor 25 Jahren noch eine absolute Rarität war.

Insgesamt, beschreibt Werner die Szene in der Wellnessho­tellerie, seien die Guten noch besser geworden. Der Aufenthalt in einem guten Wellnessho­tel kostet heuer um rund vier Prozent mehr als im Vorjahr und damit durch- schnittlic­h 129,80 Euro pro Nacht und Person (Basis Halbpensio­n, günstigste Saison, billigste Kategorie). Am günstigste­n fällt der Wellnessur­laub in Niederöste­rreich (104,94 Euro im Lilienhote­l) aus, am meisten muss man dafür erwartungs­gemäß in den großen Tourismusr­egionen Vorarlberg­s und Tirols hinblätter­n (155,83 beziehungs­weise 135,29 Euro).

Der neue „Relax-Guide“mit 1096 Hotels für Wellness und Gesundheit ist im Buchhandel um 24,90 Euro erhältlich. Das diesjährig­e Special „Familie & Spa“listet Betriebe auf, die für Kinder und Eltern gleicherma­ßen angenehme Atmosphäre bieten. Info: https:// vki.at, www.relax-guide.com

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[ Imago/Westend 61 ] Der Gast liest die Angaben genau. Pool-, Wellnessun­d Spa-Landschaft­en müssen halten, was sie verspreche­n.

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