Dichtung oder Wahrheit
Wellness. Nicht jeder Pool ist so lang wie behauptet, nicht jeder Spa-Bereich so groß, wie auf der Homepage steht. Auch wenn sich die Disziplin bei den Angaben bessert, muss der Gast oft kontern.
Bestechend! Der im Prospekt abgebildete Pool scheint ja wirklich traumhaft gelegen und ziemlich groß zu sein. Dazu 8000 Quadratmeter Spa! Wunderbar, denken sich die Wasserund Schwimmfans Gerda und Bernd X., buchen und – sind am Ende schwer enttäuscht. Der Pool ist in der Realität relativ klein, und von 8000 Quadratmetern Wellnessfläche ist auch keine Spur – mitberechnet wurden da unter anderem Technikräume oder Gänge, die aber keinesfalls zum Wellnessareal gerechnet werden dürfen. So hat man sich den Urlaub nicht vorgestellt. Was tun?
Ansprechen und festhalten
„Am besten gleich vor Ort mit der Rezeption oder mit dem Hotelier reden und auf die Mängel aufmerksam machen“, empfiehlt Maria Ecker, Bereichsleitung Beratung beim VKI (Verein für Konsumenteninformation). „Vielleicht bietet der Hotelier ja von sich aus eine akzeptable Lösung an.“
In jedem Fall sollte man alles gleich schriftlich festhalten und dokumentieren (Fotos, Prospekte aufheben), denn: „Irreführende Werbung und falsche Angaben über Schwimmbecken oder Wellnessbereich sind Reisemängel“, begründet der auf Reiserecht spezialisierte Anwalt Eike Lindinger. „Und dafür kann grundsätzlich eine Preisminderung aufgrund des Verstoßes gegen den Grundsatz von Katalogwahrheit, Katalogvollständigkeit und Katalogrichtigkeit geltend gemacht werden.“Die Höhe der Preisminderung richtet sich auch nach dem Grad der Beeinträchtigung. Wenn der Urlaub völlig wertlos war, könnten es sogar bis zu 100 Prozent sein. Doch das, schränkt Experte Lindinger ein, sei extrem selten der Fall.
Kreativ bei Angaben
Weniger selten: Schummeleien bei der Größe der (Hotel-)Pools. „Das ist fast schon ein Trend“, ortet Wellnessexperte Christian Werner, Herausgeber des „Relax-Guides“, eine gewisse Dehnbarkeit bei Maßangaben. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde im Guide 2018 bei etlichen der mehr als 200 mit Lilien ausgezeichneten Hotels auch die Poolgröße bekannt gegeben.
Mehr 25-Meter-plus-Pools
Erfreulicher Gegensatz zum vorher erwähnten Negativtrend: Gar nicht so wenige Hotels in Österreich, schildert Werner, verfügten jetzt über Pools mit 25 Metern Länge, was vor 25 Jahren noch eine absolute Rarität war.
Insgesamt, beschreibt Werner die Szene in der Wellnesshotellerie, seien die Guten noch besser geworden. Der Aufenthalt in einem guten Wellnesshotel kostet heuer um rund vier Prozent mehr als im Vorjahr und damit durch- schnittlich 129,80 Euro pro Nacht und Person (Basis Halbpension, günstigste Saison, billigste Kategorie). Am günstigsten fällt der Wellnessurlaub in Niederösterreich (104,94 Euro im Lilienhotel) aus, am meisten muss man dafür erwartungsgemäß in den großen Tourismusregionen Vorarlbergs und Tirols hinblättern (155,83 beziehungsweise 135,29 Euro).
Der neue „Relax-Guide“mit 1096 Hotels für Wellness und Gesundheit ist im Buchhandel um 24,90 Euro erhältlich. Das diesjährige Special „Familie & Spa“listet Betriebe auf, die für Kinder und Eltern gleichermaßen angenehme Atmosphäre bieten. Info: https:// vki.at, www.relax-guide.com