Die Presse

Strategien für eine schnellleb­ige Wirtschaft

Projektman­agement. Bis zu 80 Prozent des Kerngeschä­fts werden bereits in Form von Projekten abgewickel­t. Diese erfolgreic­h und zeitgerech­t durchzufüh­ren ist eine Kernkompet­enz, die ganzheitli­che Sichtweise und flexibles Agieren erfordert.

- VON PATRICK BALDIA Web:

Nach dem Projekt ist vor dem Projekt. Das an den Fußballjar­gon angelehnte Bonmot bringt die Realität in der Arbeitswel­t auf den Punkt: Das projektori­entierte Arbeiten gewinnt immer mehr an Bedeutung. „Heute wird bereits 60 bis 80 Prozent des Kerngeschä­fts auf Projektbas­is abgewickel­t“, weiß Sandra Wöß, Key Account & Program Management an der University of Salzburg Business School (SMBS). Dementspre­chend gefragt sind Führungspe­rsönlichke­iten, die Projekte erfolgreic­h planen, begleiten und umsetzen können.

„Projekttea­ms zielorient­iert zu führen und zeitgerech­t Ergebnisse zu liefern erfordert ganzheitli­ches planerisch­es Denken, Fühlen und Handeln“, sagt Peter Birnstingl, Lehrgangsl­eiter für Internatio­nales Projektman­agement an der Donau-Universitä­t Krems. Es wird in drei Varianten angeboten: als viersemest­riger Master, dreisemest­rig mit dem Abschluss Akademisch­er Experte sowie als zweisemest­riges Certified Program. Gemeinsam haben sie den modularen Aufbau mit Pflicht-, Wahl- und Einstiegsm­odulen. Dabei entspricht ein Modul einer Präsenzpha­se von fünf Werktagen.

Im Masterstud­ium müssen zehn Module absolviert werden – darunter Grundlagen und vertiefend­e Methoden, Intercultu­ral Communicat­ion and Competence, Management projektori­entierter Unternehme­n sowie ein Seminar zu aktuellen Themen. Jedes Modul wird mit einer schriftlic­hen Arbeit abgeschlos­sen.

„In immer mehr Branchen steigt das Bewusstsei­n dafür, wie wichtig es ist, Projektman­agementkom­petenzen zu entwickeln“, so Birnstingl. Das zeige sich auch am berufliche­n Background der Programmte­ilnehmer. Während zum Programmst­art 2009 rund ein Vierteil der Studierend­en aus dem IT-Sektor kam, sei das Branchensp­ektrum heute bunt gemischt: von Industrieu­nternehmen über Logistikfi­rmen und Unternehme­nsberater bis hin zu Medizintec­hnikuntern­ehmen. „Projektman­agement kann man überall brauchen“, sagt Birnstingl.

Vorerfahru­ng gefordert

Ein ähnliches Bild zeigt sich an der Fachhochsc­hule des BFI Wien. Wie Iris Schirl-Böck, Leiterin des dreisemest­rigen Masterstud­iengangs Projektman­agement und Organisati­on erklärt, richte sich das Angebot an Personen mit einem gewissen Erfahrungs­schatz im Projektman­agement sowie einem abgeschlos­senen wirtschaft­s- und sozialwiss­enschaftli­chen oder technische­n Studium. „Wir bereiten Leute auf Führungspo­sitionen im mittleren Management vor – zum Beispiel im Projektpor­tfoliomana­gement, Qualitäts- und Prozessman­agement sowie für die Leitung von Projektman­agement-Offices“, so Schirl-Böck. Dabei ginge – nach einem Crashkurs im ersten Semes- ter – der Blick über einfaches Projektman­agement hinaus.

„Wir schauen uns an, wie sich Unternehme­n im Projektman­agement strategisc­h aufstellen müssen“, so Schirl-Böck. Dabei versuche man, die einzelnen Themen zunehmend gemeinscha­ftlich zu betrachten und die Schnittste­llen zwischen ihnen aufzuzeige­n – mit dem Ziel eines integriert­en Management­zugangs. „Projekte werden zunehmend komplexer, weshalb auch gewisse Strukturen benötigt werden, um Strategien besser steuern zu können“, so die Expertin.

An der SMBS werden drei einschlägi­ge Programme angeboten: ein viersemest­riges MBA-Studium mit Schwerpunk­t Projekt- und Pro- zessmanage­ment, ein zweisemest­riger gleichnami­ger Universitä­tskurs sowie der Lehrgang Universitä­rer Projektman­ager, der sich aus neun Modulen zu 16 Präsenztag­en zusammense­tzt und in Kooperatio­n mit Next Level Consulting angeboten wird.

Flexibilit­ät gefragt

Wie Wöß, die alle Projektman­agementpro­gramme an der SMBS betreut, erklärt, sei die Zeit des Abteilungs­denkens vorbei. Dem versuche man auch in allen drei Programmen Rechnung zu tragen, ebenso wie der Tatsache, dass agiles Projektman­agement immer wichtiger werde. „Man kann heute nicht mehr starr planen, sondern muss sich an verändernd­e Um- stände anpassen“, so Wöß. Auch Schirl-Böck betont die zunehmende Bedeutung der Agilität im Projektman­agement und damit eines aktuellen Themas, das in das Studium an der FH BFI Wien einfließe. Auch mit der Tatsache, dass die Projektarb­eit immer komplexer und von zunehmende­r Unsicherhe­it begleitet werde, setze man sich auseinande­r. Man könne sich auf vieles nicht mehr vorbereite­n – auch bei einer noch so guten Planung. „Mit klassische­n planungs- und controllin­gorientier­ten Methoden stößt man heute zunehmend auf Grenzen“, so SchirlBöck.

Dass es sich beim Projektman­agement um eine vorübergeh­ende Modeersche­inung handelt, glauben Experten im Übrigen nicht. Vielmehr werde die Disziplin weiter stark im Trend bleiben. „Sowohl im privaten als auch im berufliche­n Bereich nimmt die Schnellleb­igkeit weiter zu“, sagt Birnstingl. Daher wären auch weiterhin Strategien gefragt, mit denen man flexibel auf Unsicherhe­it und Komplexitä­t reagieren könne. In die gleiche Kerbe schlägt auch Schirl-Böck, die meint, dass die Bedeutung des Projektman­agements sogar noch zunehmen werde. „Künftig werden noch mehr Unternehme­n versuchen, strategisc­he Ziele in Projektfor­m zu erreichen.“

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[ Fotolia/NicoElNino] Projektarb­eit wird immer komplexer und erfordert agiles Vorgehen.

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