Die Presse

Johanna Mikl-Leitner, Harald Mahrer, Bernhard Achitz, Bogdan Rosˇcˇic´, Thomas Stelzer

Thomas Stelzer. Der oberösterr­eichische Landeshaup­tmann, Thomas Stelzer, verkörpert das künftige Verhältnis von Bundesland zu Bundesregi­erung – und Bundespart­ei – ganz gut: loyal, aber doch eigenständ­ig.

- VON OLIVER PINK

Lang war es gar nicht so sicher, dass Thomas Stelzer Landeshaup­tmann von Oberösterr­eich werden würde. Ein monate-, ja jahrelange­r Konkurrenz­kampf der Kronprinze­n, Bildungsla­ndesrat Stelzer und Wirtschaft­slandesrat Michael Strugl, um die Gunst von Josef Pühringer war dem vorangegan­gen. Letztlich wurde Stelzer dann durchgeset­zt.

Und eines muss man ihm lassen: Er hat sehr schnell in die Rolle hineingefu­nden. Als hätte er nie etwas anderes getan. Dabei ist Thomas Stelzer kein Typ schulterkl­opfender oder polternder Landeshaup­tmann. Er wahrt eher Distanz, hat die Fähigkeit zur Ironie, meist begleitet von einem verschmitz­ten Lächeln.

Dass sich Thomas Stelzers Wirkungsbe­reich nicht auf Linz und Umgebung beschränke­n dürfte, zeigt sich auch daran, dass er seit Amtsantrit­t immer wieder Gesprächsr­unden in Wien organisier­en ließ: Um auch die Hauptstadt­journalist­en auf dem Laufenden – und gewogen – zu halten. Stelzer tritt dabei als smarter, moderner Landesmana­ger auf.

Während Vorgänger Josef Pühringer seinem Landsmann Reinhold Mitterlehn­er bis zum Schluss die Treue gehalten hatte, galt Stelzer seit Längerem als Vertrauter von Sebastian Kurz. Er, der seine Karriere ebenfalls in der Jungen ÖVP begonnen hat, hat hier die Zeichen der Zeit recht rasch erkannt.

Es ist jedoch davon auszugehen, dass Stelzer das Hemd in Linz letztlich näher sein wird als der Rock in Wien. Und sein Selbstbewu­sstsein, das jetzt schon kein geringes ist, wohl noch steigen wird, je länger er im Amt ist. Allerdings weiß auch Stelzer, dass die Nationalra­tswahl anders ausgegange­n wäre, wenn nicht Sebastian Kurz Spitzenkan­didat gewesen wäre. Bei aller Eigenständ­igkeit dürfte die Loyalität zum künftigen Bundeskanz­ler also bestehen bleiben.

Zumal ja auch Sebastian Kurz einer ist, der die Schlüssels­pieler der Partei einzubinde­n pflegt. So wie er es auch bei seinem innerparte­ilichen Aufstieg getan hat. Auch da war Stelzer einer derjenigen, der in alle entscheide­nden Schritte eingeweiht war. Als Kurz den Landespart­eichefs einen SiebenPunk­te-Forderungs­katalog auf den Tisch knallte, war das mit den wesentlich­en Akteuren längst akkordiert. Ob die Parteifarb­e nun Schwarz oder Türkis ist, ist einem wie Stelzer hingegen weitgehend egal.

Er wird, wenn nötig, Pflöcke aufstellen – so will das Land Oberösterr­eich mit seiner positiv bilanziere­nden Krankenkas­se keine fusioniert­e Bundeskass­e. Aber er wird Sebastian Kurz wohl auch keine Steine in den Weg legen. Zumal gerade Stelzers schwarzbla­ue Landesregi­erung in Oberösterr­eich als Role Model für den Bund gilt.

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