Die Presse

Straches Chuzpe

- VON ANNA THALHAMMER E-Mails an: anna.thalhammer@diepresse.com

Auf Heinz-Christian Strache ist Verlass. Da kann ÖVP-Chef Sebastian Kurz die Koalitions­verhandlun­gen und die dazugehöri­ge Kommunikat­ion noch so profession­ell und straff organisier­en – die FPÖ wäre nicht die FPÖ, würde sie nicht selbst in derart sensiblen Phasen mit provokante­n Aussagen auffallen wollen.

Es hat lang gedauert, aber am Sonntag ist der Ausrutsche­r dann passiert: Strache ventiliert­e in einem „Kurier“-Interview, dass er es als gute Idee empfinden würde, die österreich­ische Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen.

Damit springt Strache mit Anlauf in gleich mehrere Fettnäpfch­en: Er schlägt in die Kerbe des US-Präsidente­n, Donald Trump, der mit diesem Vorschlag vorgepresc­ht ist und dafür weltweit Kritik ern- tet. Trumps Ansage hat zu gewalttäti­gen Protesten im Nahen Osten geführt, und Strache gießt nun weiter Öl ins Feuer. Aktive Friedenspo­litik sieht anders aus.

Weiters fällt Strache damit Noch-Außenminis­ter Sebastian Kurz in den Rücken, der sich dem Vernehmen nach ordentlich über seine Aussage geärgert hat. Um denKoalit ions verhandlun­gsfrieden zu wahren, spart er sich aber einen öffentlich­en Kommentar.

Und schlussend­lich ist der blaue Langzeit parteichef mit diesem Vorschlag wohle her nicht auf Linie seiner künftigen Wunsch außenminis­ter in, Karin Kneissl. Denn diese bezeichnet den Zionismus in ihrem kürzlich erschienen­en Buch „Mein Naher Osten“als „Blut-undBoden-Ideologie“.

Newspapers in German

Newspapers from Austria