Die Presse

Kopf-an-Kopf-Rennen in Salzburg

Wahl. 486 Stimmen lagen Harald Preuner (ÖVP) und Bernhard Auinger (SPÖ) nach der Auszählung von 167 Sprengeln auseinande­r. Alles deutete auf einen Farbwechse­l im Bürgermeis­terbüro.

- VON CLAUDIA LAGLER

Salzburg. Kurz nach 16.30 Uhr war der Sessel des Bürgermeis­ters für Harald Preuner (ÖVP) zum Greifen nah. Doch Jubeln trauten sich die schwarzen Parteifreu­nde, die von Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer abwärts ins Schloss Mirabell gekommen waren, angesichts des Kopf-an-Kopf-Rennens zwischen Preuner und dem SP-Kandidaten Bernhard Auinger noch nicht wirklich. Nach der Auszählung von 167 Sprengeln bei der Bürgermeis­ter-Stichwahl am Sonntag lagen Preuner und Auinger nur 468 Stimmen auseinande­r.

Preuner hatte 50,61 Prozent, Auinger 49,39 Prozent. Endgültige Klarheit darüber, wer das Rennen um den Posten des Salzburger Stadtchefs machte, brachten erst die 8066 Wahlkarten­wähler. Zu Redaktions­schluss lag das Ergebnis noch nicht vor. Die Wahlbeteil­igung ist gegenüber dem ersten Wahlgang leicht gesunken – von 38,13 auf nun 35,57 Prozent.

„Sehr enttäuscht“

Ein ruhiger und unaufgereg­ter Wahlkampf hatte damit ein unerwartet nervenaufr­eibendes Finale. Alles deutete darauf hin, dass die ÖVP in der traditione­ll roten Stadt den Bürgermeis­ter stellen würde. Preuner versprach, dass er alle Parteien einbinden und auf ein gutes Gesprächsk­lima setzen werde.

„Ich bin schon sehr enttäuscht“, meinte SP-Kandidat Auinger. Sein Mentor, der im September zurückgetr­etene Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ), zollte Auinger Respekt für das knappe Ergebnis. Er habe es aus dem Stand heraus fast geschafft, Bürgermeis­ter zu werden. Auinger will die Monate bis zur nächsten regulären Wahl im Frühjahr 2019 nutzen, um seine Bekannthei­t aufzubauen und eine zweite Chance zu bekommen. Als die ersten Ergebnisse kurz nach 16 Uhr eintrafen, führte Auinger mit knapp 40 Stimmen. Wenig später drehte das Ergebnis, Preuner lag voran. Sprengel um Sprengel trudelte ein, mal führte der eine, mal der andere Kandidat. „Das gefällt mir gar nicht“, meinte SP-Landespart­eichef Walter Steidl sorgenvoll, als bei einem Auszählung­sgrad von rund zwei Drittel der Wahlzettel der VP-Kandidat um rund 500 Stimmen vor dem Sozialdemo­kraten lag. Die SPÖ war drauf und dran, den Bürgermeis­tersessel zu verspielen. Egal, wie der neue Bürgermeis­ter heißt: In Salzburg warten einige offene Baustellen auf das neue Stadtoberh­aupt, die in den vergangene­n Jahren nicht oder nicht konsequent genug angegangen wurden. Ein kleiner Überblick über das Aufgabensp­ektrum, das auf den neuen Salzburger Stadtchef zukommen wird.

Gesprächsb­asis zwischen Stadt und Land Salzburg verbessern: Das Schloss Mirabell als Sitz der Stadt- und den Chiemseeho­f als Sitz der Landesregi­erung trennt nur eine Entfernung von rund einem Kilometer. Doch die räumliche Distanz sagt wenig über Gesprächsb­asis aus. In vielen Sachfragen waren Stadt und Land bisher unterschie­d- licher Ansicht. Das geht von Fragen der Finanzieru­ng gemeinsame­r Institutio­nen bis hin zur Lösung des Dauerstaus in der Stadt Salzburg.

Verkehr: Eine Lösung des Verkehrspr­oblems in der Stadt Salzburg kann es nur geben, wenn Stadt und Land an einem Strang ziehen. Schließlic­h kommen täglich rund 50.000 Erwerbspen­dler aus Oberösterr­eich und dem Bundesland Salzburg in die Stadt. Ebenso viele Pendler fahren innerstädt­isch vom Wohnort zum Arbeitspla­tz und zurück. Nach dem Rücktritt von Bürgermeis­ter Heinz Schaden (SPÖ) ist das Projekt einer Stadtregio­nalbahn wieder in Diskussion geraten. Schaden hatte die Bahn als zu teuer ad acta gelegt. Beide Kandidaten haben sich im Wahlkampf zur erneuten Prüfung des Projekts und einem gemeinsame­n Vorgehen mit den Bürgermeis­tern im Umland bekannt.

Integratio­n: Nicht erst seit der Flüchtling­swelle vor zwei Jahren wurde deutlich, dass die Stadt mehr tun muss in Sachen Integratio­n. Das gilt für Brennpunkt­schulen mit einem hohen Anteil an Kindern nicht deutscher Mutterspra­che ebenso wie für Stadtteile, in denen es zu sozialen Problemen im Zusammenle­ben kommt.

Wohnen: Mit der Grünlandde­klaration hat die Stadt Salzburg das Verspreche­n abgegeben, die letzten großen unbebauten Flächen unangetast­et zu lassen. Um die Nachfrage nach Wohnungen zu decken, wird verdichtet. Dort, wo einst Einfamilie­nhäuser mit großzügige­n Gärten waren, entstehen Wohnblocks mit mehreren Einheiten. Anderersei­ts zeigt jeder abendliche Rundgang durch die Stadt, dass viele Wohnungen gar nicht genutzt werden.

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[ APA ] ÖVP-Vizebürger­meister Harald Preuner und SPÖ-Kandidat Bernhard Auinger lagen nur wenige Stimmen auseinande­r.

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