Die Presse

Weiße Firmenwest­e wird wichtiger

Unternehme­n. Das Thema Nachhaltig­keit rückt auch bei der Anleihesel­ektion in den Mittelpunk­t. Beflügelt wird das Thema heuer vor allem durch sogenannte Green Bonds.

- VON RAJA KORINEK

Wien. Schon seit Jahrzehnte­n ist Nachhaltig­keit ein Thema in der Aktienwelt. Inzwischen gibt es immer mehr Fondsmanag­er, die bei der Wahl von Unternehme­nsanleihen ebenfalls darauf achten. Der Handlungss­pielraum ist aber ein eingeschrä­nkter. Während man sich als Aktionär auf der Hauptversa­mmlung zu Wort melden und abstimmen kann, ist dies als Bondanlege­r nicht möglich, sagt Bernhard Tollay, Geschäftsf­ührer der Metis Invest. Die Wertpapier­firma ist eine 100-prozentige Tochter der Merkur Versicheru­ng und managt den Metis Bond Euro Corporate ESG für Großanlege­r.

Dafür kann wenig nachhaltig­en Unternehme­n die Refinanzie­rung erschwert werden, indem man ihnen keine Anleihen abkauft. Bei der Titelselek­tion werden zuerst die Geschäftsm­odelle durchleuch­tet, eine wichtige Vorauswahl wird anhand von Negativkri­terien getroffen. Ausgeschlo­ssen wird etwa die Atomkraft und die Rüstungsin­du- strie. Eine weitere Auswahl wird anhand positiver Kriterien getroffen, etwa welche Unternehme­n in ihrer Branche am meisten für die Nachhaltig­keit tun – der „Best-inClass-Ansatz“also. Eine grundsätzl­iche Vorselekti­on trifft dazu die deutsche Value Group.

Dabei kann es durchaus Überraschu­ngen geben. Zuletzt wurden sogenannte Green Bonds der spanischen Gas Natural gekauft, „obwohl der Emittent für uns grundsätzl­ich nicht in Frage kommt“, sagt Tollay. Die Erlöse aus dieser Anlageklas­se sind zweckgebun­den für nachhaltig­e Projekte, in diesem Fall für erneuerbar­e Energien. Doch reiche allein der grüne Titel bei der Anleihebez­eichnung nicht aus, mahnt Tollay: „Zuletzt hatte ein chinesisch­es Unternehme­n Green Bonds begeben, wir griffen aber nicht zu.“Zu wenig seien insgesamt die strengen Nachhaltig­keitskrite­rien erfüllt worden.

Einen Blick auf die Schwellenl­änder wirft man auch im Allianz Euro Credit SRI. Bei der Branchenwa­hl entfällt das größte Gewicht auf den Finanzsekt­or, etwa auf Anleihen der Volksbank Wien oder der Lloyds Banking Group. Die hohe Bankengewi­chtung hat für Portfoliom­anager Herve´ Dejonghe gute Gründe: „Seit Anfang 2017 sind viele Emissionen aus dem Finanzbere­ich attraktive­r als aus anderen Bereichen.“Hauptgrund sei das EZB-Anleihekau­fprogramm, das Firmenbond­s außerhalb des Bankensekt­ors umfasst und deren Preise verteuert hat.

Anders im Apollo Euro Corporate Bond Fund der Security KAG, wo Chief Investment Officer Josef Obergantsc­hnig den Sektor außen vor lässt: „Wir konzentrie­ren uns lieber auf klassische Geschäftsm­odelle.“Bei vielen Ausschluss­kriterien gibt es eine Umsatzgren­ze von fünf Prozent, etwa beim Glücksspie­l oder Alkohol. „Sonst wäre das Universum zu eingeschrä­nkt, es kämen etwa keine Hotels in Frage“, so Obergantsc­hnig. Auch wenn also der Grundgedan­ke die Produkte eint, unterschei­den sie sich bei der Umsetzung. Anleger müssen abwägen, welcher Zugang ihnen liegt.

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