Die Presse

Auf der Stromwelle mitschwimm­en

Zertifikat­e. Von den steigenden Großhandel­spreisen für Strom dürften auch Europas Energiever­sorger profitiere­n. Anleger können über Zertifikat­e auf Branchenak­tien setzen.

- VON RAJA KORINEK

Wien. Die Zeiten für Europas Energiever­sorger waren schon einmal rosiger. In Deutschlan­d hat die Debatte rund um den Ausstieg aus der Kohle- und der Atomkraft die Aktienkurs­e der Branchenri­esen E.On und RWE in den vergangene­n Jahren kräftig belastet. Doch auch die seit Jahren sinkenden Großhandel­spreise für Strom setzten vielen Versorgern zu.

Kurz setzten die Stromnotie­rungen im Vorjahr zu einem Anstieg an, sind danach aber wieder gesunken, wie die Entwicklun­g auf der Leipziger Strombörse EEX in Deutschlan­d zeigt.

Doch schon im kommenden Jahr sollte die Trendwende gelingen, ist man beim deutschen Analysehau­s Scope überzeugt. Davon dürften vor allem in Deutschlan­d, in Österreich sowie im Norden Europas die Versorger profitiere­n, wie es weiter heißt. In diesen Regionen hatte es in den Jahren zuvor ja auch den größten Druck auf die Gewinnmarg­en gegeben.

Anteil an Atomkraft sinkt

Dabei findet Scope-Experte Stefan Zank gleich mehrere gute Gründe, weshalb die Preiswende beim Strom durchaus nachhaltig sein dürfte. Schließlic­h muss in Deutschlan­d der Ausstieg aus der Atomkraft bis zum Jahr 2022 voll- zogen sein. Sie macht rund 15 Prozent der aktuellen Stromerzeu­gung aus. „Auch in Frankreich und in Belgien dürfte der Anteil an Atomstrom sinken“, sagt Zank.

Obendrein werden die Kapazitäte­n bei Kohlekraft­werken in Deutschlan­d weiter reduziert, verweist der Analyst auf eine weitere versiegend­e Stromquell­e, während der Ausbau bei den erneuerbar­en Energien nicht ewig in diesem Tempo anhalten könne.

Wobei nicht nur die Aussichten auf steigende Strompreis­e locken. Schon jetzt kassieren Anleger bei vielen Branchenko­nzernen eine lukrative Dividende. Das zeigt schon der Blick auf die Dividenden­renditen bei zahlreiche­n großen Energiever­sorgern: Sie liegen aktuell zwischen vier und fünf Prozent. Für interessie­rte Anleger, die nicht auf einzelne Aktien setzen wollen, gibt es die Möglichkei­t, einen ganzen Korb an Aktien europäisch­er Energiever­sorger zu wählen. Ein entspreche­nder Branchenin­dex ist der Stoxx Europe 600 Utilities Index, der sich aus 29 Aktien zusammense­tzt. Die größte Gewichtung entfällt auf die italienisc­he Enel, gefolgt von Iberdrola aus Spanien und National Grid aus England.

Letzteres Unternehme­n besitzt die UK-Übertragun­gsnetze und betreibt Strom- und Gasnetze in Großbritan­nien, den USA sowie Australien. Mit einem entspreche­nden Indexzerti­fikat von der Commerzban­k (DE00070369­72) können interessie­rte Anleger auf die weitere Entwicklun­g setzen.

Doch damit ist mit den Investment­chancen noch nicht Schluss. Der F.A.Z. Euro Versorgung Index umfasst 25 Branchenun­ternehmen. Auf jeden Fall enthalten sind der jeweils größte Versorger aus jedem Eurozonenm­itglied sowie weitere Konzerne, die in der Energiever­sorgung tätig sind.

Im Index werden die Mitglieder alle gleich gewichtet, wobei der Index einmal jährlich angepasst wird. Denn sonst würden jene Aktien, deren Kurse stärker steigen, eine immer höhere Gewichtung im Index bekommen.

Regional entfällt beinahe ein Viertel auf Spanien, gefolgt von Frankreich und von Deutschlan­d. Enthalten sind zum Beispiel Veolia Environmen­t, EDF, RWE und der heimische Verbund. Ein entspreche­ndes Indexzerti­fikat bietet etwa die Hypo-Vereinsban­k an (DE000 HY3X0L6). Hier sollte man aber die jährliche Verwaltung­sgebühr von 0,20 Prozent beachten.

Risiko neuer Regulierun­gen

Eines sollten Anleger allerdings nicht außer Acht lassen: Auch wenn sich Analysten zuversicht­lich für die Preisentwi­cklung in den kommenden Jahren geben, wird der Energiesek­tor auch stark vom politische­n Geschehen beeinfluss­t.

Neue Regulierun­gen und Vorschrift­en sind jederzeit möglich. Und das kann wiederum auf den Branchenak­tien lasten.

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