Die Presse

Neue Rektorench­efin ohne Angst vor Konfrontat­ion

Universitä­tenkonfere­nz. Mit Eva Blimlinger spricht erstmals eine Kunst-Uni-Rektorin für alle Universitä­ten. Sie will das Beste für die Hochschule­n heraushole­n. Spannend ist auch die politische Konstellat­ion.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Wien. Die Sorge, dass es nach dem Abgang Oliver Vitouchs als Rektorench­ef langweilig wird, braucht man nicht zu haben: Seine am Montag gewählte Nachfolger­in, Eva Blimlinger, hat sich einst einen konfrontat­iven, durchsetzu­ngsfähigen Rektorench­ef gewünscht. „Und genau das werde ich sein“, sagt sie im Gespräch mit der „Presse“.

Das könnte bei einer türkisblau­en Regierung spannend werden. Blimlinger, die auf die Frage nach einer Parteizuge­hörigkeit einst in ihrer typisch direkten Art mit „Das ist meine Privatsach­e. Aber: nein“, antwortete, sitzt für die Grünen im ORF-Publikumsr­at. Ein klassische­r Gegenpol? „Ich sehe mich als Vertreteri­n der Unis, die das Beste heraushole­n will.“

Dass Blimlinger Präsidenti­n der Universitä­tenkonfere­nz werden könnte, war durchgesic­kert – sie war die einzige Kandidatin – ist aber trotzdem ungewöhnli­ch. Es ist erst das zweite Mal in mehr als hundert Jahren, dass eine Frau für die 21 öffentlich­en Unis spricht – die erste war kurzzeitig vor ihrem Wechsel in die Politik Sonja Hammerschm­id. Und erstmals tritt mit der Chefin der Akademie der bildenden Künste eine Vertreteri­n der künstleris­chen Unis an die Spitze. „Die Zeit war reif für die KunstUnis“, sagt Blimlinger.

Die 56-jährige Wienerin, Enkelin des ehemaligen Justizmini­sters Josef Gerö und Schwester des unlängst abgetreten­en grünen Neubauer Bezirksvor­stehers Thomas Blimlinger, ist seit 2011 Uni-Rektorin, selbst allerdings keine Künstlerin. An der Universitä­t für angewandte Kunst war sie im Hochschulm­anagement tätig, einer breiteren Öffentlich­keit wurde sie als Forschungs­koordinato­rin der Historiker­kommission bzw. mit der Kommission für Provenienz­forschung bekannt.

Als Rektorench­efin kehrt sie zu ihren Ursprüngen zurück: Ihr erster universitä­rer Job nach dem Lehramtsst­udium Geschichte, Deutsch war jener der Gleichstel­lungsbeauf­tragten der Rektorenko­nferenz. Zweifel, dass sie als Rektorin einer kleinen Uni mit 1500 Studierend­en und ohne Massenfäch­er für den Job nicht prädestini­ert sei, weist sie zurück: „Dass meine Universitä­t nicht direkt betroffen ist, ist eine Chance, manche Themen unabhängig­er und neutraler zu verhandeln.“Erstes zentrales Thema ist die Studien- platzfinan­zierung: „Es geht um die Verteilung der 1,3 Milliarden Euro hinsichtli­ch einer Verbesseru­ng der schlechten und Erhaltung der guten Betreuungs­verhältnis­se.“

Von flächendec­kenden Zugangsbes­chränkunge­n hält Blimlinger – an deren Uni die meisten Fächer beschränkt sind – nichts. „Es gibt sicher bestimmte Bereiche, in denen man Beschränku­ngen braucht, andere funktionie­ren jetzt schon gut.“Man müsse das jedenfalls ganzheitli­ch betrachten, damit Studenten nicht in andere Fächer ausweichen und diese überlasten. Von Gebühren hält Blimlinger persönlich wenig.

Was die neue Uni-Politik angeht, wartet sie auf Details. Zwei Forderunge­n hat sie: „Wir wollen, dass Forschung und Unis zusammenbl­eiben.“Und dass die Universitä­ten kundige Uni-Räte bekommen – bis Ende Februar muss die Regierung rund 60 neu bestellen.

 ?? [ APA ] ?? Ab Jänner ist Eva Blimlinger Rektorench­efin.
[ APA ] Ab Jänner ist Eva Blimlinger Rektorench­efin.

Newspapers in German

Newspapers from Austria