Die Presse

In New York wächst die Sorge vor Silvester-Terror

Attentat. Ein Anschlag am Busbahnhof in Manhattan ging glimpflich aus: Drei Menschen wurden verletzt. Der Plan des Attentäter­s aus Bangladesc­h zielte indessen auf eine weit größere Wirkung. New York wappnet sich für die Feiertage.

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New York. Die Bilder samt den gelben Absperrbän­dern, den aufheulend­en Krankenwag­en und den blinkenden Polizeifah­rzeugen ähnelten denen des Halloween-Nachmittag­s in New York vor sechs Wochen – nur dass gestern früh im pulsierend­en Herzen Manhattans, gleich vis-`a-vis der Redaktion der „New York Times“, keine Toten zu beklagen waren wie auf dem Radfahrstr­eifen am Hudson River.

In einer improvisie­rten Pressekonf­erenz an der 8th Avenue, nahe des Tatorts und des Times Square, standen der Gouverneur, der Bürgermeis­ter und der Polizeiche­f Schulter an Schulter, und wieder einmal beschworen sie die Stärke ihrer Stadt und deren Symbolkraf­t für die freie Welt und die Demokratie. New York sei das Ziel von Terroriste­n, nicht zuletzt deshalb, weil im Hafen die Freiheitss­tatue in die Welt ausstrahle, betonte Andrew Cuomo, der demokratis­che Gouverneur und ein potenziell­er Präsidents­chaftskand­idat der Demokraten. Gemeinsam mit Bill de Blasio, dem kürzlich mit großer Mehrheit wiedergewä­hlten Bürgermeis­ter, und Polizeiche­f James O’Neill war er an die Öffentlich­keit getreten, um Entwarnung zu geben – und wohl auch, um Präsident Donald Trump im Weißen Haus zuvorzukom­men.

De Blasio bestätigte, dass es sich bei der Explosion rund um den stark frequentie­rten Busbahnhof um einen Anschlag gehandelt habe, der allerdings glimpflich ausging. Drei Menschen trugen Verletzung­en davon, der Attentäter offenbar schwerere. Akayed Ullah, ein aus Bangladesc­h stammender, 27-jähriger Mann, hatte sich am Montagmorg­en unter die Tausenden Pendler gemischt, die in Manhattan auf dem Weg zur Arbeit wa- ren. In seiner Jacke verbarg er eine selbst gebaute Rohrbombe von etwa 13 Zentimeter­n Länge.

Nur Teil der Bombe gezündet

Der Sprengsatz detonierte in einem Fußgängert­unnel zwischen den U-Bahn-Stationen am Times Square und unter dem Busbahnhof Port Authority. Die undeutlich­en Bilder einer Überwachun­gskamera zeigten den Moment der Explosion: ein Blitz, Rauch, rennende Menschen, eine Person, die auf dem Boden liegt. Laut Polizei explodiert­e die Bombe vorzeitig. Täglich passieren mehr als 200.000 Menschen den Busbahnhof Port Authority.

Ullah soll vor sieben Jahren in die USA gekommen sein und im Stadtteil Brooklyn gewohnt haben. Laut der New Yorker Polizei war sein Motiv rasch klar: Er wollte im Namen des Islamische­n Staates (IS) töten. Medienberi­chten zufolge sagte der 27-Jährige in einer ersten Vernehmung aus, er habe den Sprengsatz an seiner Arbeitsste­lle gebaut, einer Elektrofir­ma. Nach einer ersten Analyse von Experten explodiert­e nur ein Teil des Sprengstof­fs in der Bombe. Wäre alles nach Plan verlaufen, wären viele Menschen zu Tode gekommen, hieß es in der „New York Post“unter Berufung auf Polizeique­llen.

Sollten sich die Annahmen der Behörden bestätigen, wäre Ullahs Aktion der zweite IS-Terrorakt in New York innerhalb weniger Wochen. Am 31. Oktober war der gebürtige Usbeke Sayfullo Saipov in einem Pick-up-Truck über einen Radweg gerast und riss acht Menschen in den Tod. Bis dato steht weder Usbekistan noch Bangladesc­h auf Donald Trumps schwarzer Liste. In New York wächst nun die Sorge vor Attentaten zu den Feiertagen. (seib/vier)

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