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Salzburg – ein SPÖ-Problem (mehr)

Analyse. Bitterer Verlust einer Machtposit­ion: Nur vier Monate vor der nächsten Landtagswa­hl trifft der Verlust des Bürgermeis­tersessels in der Stadt Salzburg die SPÖ besonders.

- VON CLAUDIA LAGLER

Salzburg. Es gab Zeiten, da stellten die Sozialdemo­kraten nicht nur den Bundeskanz­ler, sondern auch die Salzburger Landeshaup­tfrau und den Bürgermeis­ter in der Stadt Salzburg. Am Sonntag ist die letzte dieser drei Machtposit­ionen für die SPÖ verloren gegangen.

Der langjährig­e VP-Vizebürger­meister Harald Preuner, dem unter dem sozialdemo­kratischen Langzeitst­adtchef Heinz Schaden nur das Image des ewigen Zweiten blieb, ging mit einem Plus von 294 Stimmen als Erster ins Ziel. Salzburgs SP-Landeschef Walter Steidl musste zusehen, wie eine der letzten Bastionen seiner Partei im Bundesland fiel. Kein gutes Vorzeichen für die in vier Monaten bevorstehe­nde Landtagswa­hl in Salzburg. Da hilft es auch nicht, dass sich die Roten die Wahlnieder­lage mit dem Hinweis schönreden, dass der weitgehend unbekannte bisherige Klubvorsit­zende Bernhard Auinger so nah an den erfahrenen Preuner heranrücke­n konnte.

Es bleibt bloß der Trost, dass die SPÖ im Salzburger Gemeindera­t mit 14 von 40 Mandaten nach wie vor die stärkste Partei ist und deshalb bei Entscheidu­ngen nicht übergangen werden kann. Auch Preuner weiß das und hielt sich – wie alle anderen Kandidaten – im Wahlkampf mit Seitenhieb­en auf den politische­n Gegner zurück. Schließlic­h wird er die anderen Parteien und eine loyale Stadtverwa­ltung für alle Entscheidu­ngen als Partner brauchen. Mit dem Verlust des Bürgermeis­tersessels in der Stadt Salzburg wird erneut deutlich, dass die Sozialdemo­kratie in Salzburg schwach aufgestell­t ist. Sie hat in den vergangene­n Jahren nicht nur im Land, sondern auch in den Kommunen an Macht eingebüßt hat. Schon vor bald zwanzig Jahren ging die zweitgrößt­e Stadt im Bundes- land, Hallein, an die ÖVP. Seit 1999 stellen die Schwarzen in der einst tiefroten Industries­tadt den Bürgermeis­ter. Auch in Zell am See, wo die SPÖ lang eine starke Position hatte, gab es 2004 einen Machtwechs­el zur ÖVP. Bleibt Bischofsho­fen, wo die SPÖ 2014 den Bürgermeis­tersessel wieder von der ÖVP zurückerob­ern konnte.

Match mit der FPÖ um Platz zwei

Die Salzburger SPÖ ist nach einem Höhenflug nach der Jahrtausen­dwende sehr tief gefallen. Der Finanzskan­dal kostete den Posten der Landeshaup­tfrau. Auch die Niederlage bei der Bürgermeis­terdirektw­ahl ist eine Folge des Skandals. Die Sozialdemo­kraten haben sich in fünf Jahren seit dem Bekanntwer­den der verlustrei­chen Spekulatio­nen mit Steuergeld nicht wieder erholt. Auch wenn sie immer wieder versuchen, Themen in der Landespoli­tik zu setzen, konnten sie als Opposition­spartei kein Profil gewinnen. Glaubt man den Umfragen, wird sich die SPÖ bei den Landtagswa­hlen im April 2019 mit der FPÖ um Platz zwei matchen müssen. Die Chancen, es zurück auf die Regierungs­bank zu schaffen, stehen schlecht. Geht es nach Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer, geht die Koalition mit den Grünen in die Verlängeru­ng. Und falls das nicht funktionie­rt, hätten die Neos als dritter Partner oder – analog zum Bund – die Freiheitli­chen bessere Aussichten als die SPÖ.

Die ÖVP konnte am vergangene­n Sonntag die Bürgermeis­terstichwa­hl in der Stadt Salzburg für sich entscheide­n. Ihr Kandidat, Harald Preuner, erreichte 50,32 Prozent der Stimmen. Bernhard Auinger, der Kandidat der bisherigen Bürgermeis­terpartei, der SPÖ, kam auf 49,68 Prozent. Die Wahlbeteil­igung lag bei 41 Prozent.

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