Freundschaftsbande zwischen Meistern und Interpreten
Wiener und Berliner Philharmoniker mit Buchbinder im Musikverein.
Oft genug betrachtete man die Wiener und Berliner Philharmoniker als Konkurrenten, klangliche, historische und organisatorische Unterschiede werden breitgetreten. Nun gastierte das vor zehn Jahren auf ausdrücklichen Wunsch von Sir Simon Rattle aus Mitgliedern beider Orchester gebildete Kammerorchester Wien-Berlin mit Rudolf Buchbinder wieder im Musikverein. Und im Zusammenspiel war von all den angeblichen Differenzen nichts zu hören.
Unter der unaufdringlichen Leitung von Konzertmeister Rainer Honeck schlug auch das Programm Brücken: Von höchster Wertschätzung war ja auch das Verhältnis der beiden befreundeten Genies Mozart und Haydn getragen.
Mit Mozarts Symphonie in G-Dur (KV 74) spielte man sich warm, zunächst schleppten die Triller noch, schienen die Striche der Violinen gar zu kantig und hart. Im letzten Satz allerdings arbeiteten die Musiker vor allem die fülligeren Phrasen und rasanten Läufe der RondoCouplets prägnant heraus.
Auf solchem Klangteppich durfte sich Rudolf Buchbinder dann ausbreiten und in Mozarts „Jenamy“-Klavierkonzert seine artikulatorische Finesse hie und da bis hin zum Einzelton bewusst demonstrieren, um gleich wieder melodische Bögen großzügig verfließend ins musikalische Geflecht einzubinden. Nur abschnittsweise übernahm der Pianist wirklich aktiv die Leitung des Orchesters, etwa dort, wo Melodielinien des Klaviers solistisch von anderen Instrumenten aufgenommen wurden, oder wo Klavier und Oboe ins Zwiegespräch kamen.
Mit knapp gehaltenen, fast gleichzeitig mit der Hauptnote angeschlagenen Vorschlägen im Finale gab Buchbinder bereits einen Vorgeschmack auf das folgende Klavierkonzert in D-Dur von Joseph Haydn, in dessen abschließendem Rondo all’Ungarese sich die humorvolle Finesse auf die Spitze treiben ließ. (esa)