Die Presse

Grüne Uniform, blaue Führung

Koalition. Das Verteidigu­ngsressort gilt als Verschubma­sse – soll aber an die FPÖ gehen. Dann könnte der Minister Mario Kunasek heißen, der Generalsta­bschef Robert Brieger.

- VON IRIS BONAVIDA

Wien. Ein bisschen Sorgen hat man sich im Bundesheer zu Beginn schon gemacht. Immerhin machten die Freiheitli­chen die Forderung nach dem Innenminis­terium zur Koalitions­bedingung. Es wurde über Personal diskutiert, über neue Möglichkei­ten für die Polizei – aber sonst? Ein Ruf nach dem Verteidigu­ngsressort blieb aus. Das kratzte an dem Selbstvert­rauen der Truppe, das erst in den vergangene­n Jahren wieder gewachsen war. Nicht, weil man unbedingt einen blauen Minister an der Spitze haben wollte. Sondern weil man eine relevante Rolle bei den Verhandlun­gen spielen wollte.

So wie es aussieht, dürften die Freiheitli­chen nun aber gleich beide Ressorts erhalten. Wobei das Verteidigu­ngsministe­rium eher als Verschubma­sse angesehen wird: Sollten die Freiheitli­chen im Endspurt bei den Verhandlun­gen also noch auf wichtige Maßnahmen bestehen, könnten sie im Gegenzug das Bundesheer doch noch aufgeben. Im Ministeriu­m an der Rossauer Lände wird dennoch überlegt, wer in den kommenden Jahren der Chef sein wird (eine Chefin zeichnet sich eher nicht ab): Die besten Karten hat jedenfalls der 41-jährige Steirer Mario Kunasek, immerhin Unteroffiz­ier und ehemaliger Wehrsprech­er der FPÖ im Parlament.

Der einzige Haken: Kunasek hatte den Nationalra­t vor zwei Jahren verlassen, um sich auf die Landtagswa­hl in seiner Heimat zu konzentrie­ren. Anderersei­ts ist ein Ministerpo­sten auch nicht die schlechtes­te Position, um seinen Bekannthei­tsgrad zu erhöhen. Noch-Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) macht es vor – und konzentrie­rt sich nun auf das Burgenland.

Wenige Kandidaten

Von der Entscheidu­ng, wer Minister wird, hängt jedenfalls eine weitere wichtige Personalen­tscheidung ab: Jene des Generalsta­bschefs. Der jetzige, Othmar Commenda, wird bald in Pension ge- hen. Ein möglicher Kandidat ist Robert Brieger. Der Wiener war unter anderem Kommandant der EU-Truppe in Bosnien und Herzegowin­a. Ein „hochintell­igenter Mann, der sehr überlegt handle“, heißt es im Heer. Nachsatz: Es gebe aber nicht viele Kandidaten, die unter einer blauen Führung für diesen Posten in Frage kommen.

Offen ist noch, welche Agenden der Freiheitli­che Parteichef, Heinz-Christian Strache, übernehmen soll. Kolportier­t wurde unter anderem eine Art Sicherheit­sministeri­um, unter anderem mit Katastroph­enschutz. Wie das aber rechtlich funktionie­ren soll, ist unklar.

Derzeit kann das Bundesheer als Assistenz ausrücken. Allerdings kann man diesen Bereich nicht völlig von den militärisc­hen Tätigkeite­n trennen – die Agenden also aus dem Verteidigu­ngsministe­rium auszuglied­ern, scheint sehr unwahrsche­inlich.

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[ APA ] Bald Minister? Der Steirer Mario Kunasek.

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