Die Presse

Macron-Fanklub formiert sich

Europawahl 2019. 70 Abgeordnet­e aller Anschauung­en aus 21 Ländern bieten sich Frankreich­s Präsidente­n als Basis im EU-Parlament an.

- Von unserem Korrespond­enten OLIVER GRIMM

Straßburg. Der sozialisti­sche französisc­he Europaabge­ordnete Gilles Pargneaux präsentier­te in der jüngsten Ausgabe der Fernsehsen­dung „La faute a` l’Europe“auf France Info ein unerwartet­es Weihnachts­geschenk für Emmanuel Macron. Er habe die Zustimmung von 70 Europaabge­ordneten aus 21 Mitgliedst­aaten, sich in einer informelle­n Gruppe zusammenzu­schließen, um das politische Programm des französisc­hen Staatspräs­identen bei den nächsten Europawahl­en im Jahr 2019 voranzubri­ngen. Es handle sich um Liberale, Christdemo­kraten, Grüne, Sozialdemo­kraten.

Doch was auf den ersten Blick danach aussieht, als würde Macrons neue Partei „La Republique´ en Marche!“sich nun auch europaweit organisier­en, ist bei näherer Betrachtun­g eher der Versuch vor allem französisc­her sozialisti­scher Mandatare, nach dem Zusammenbr­uch des Parti Socialiste bei den heurigen Präsidente­n- und Parlaments­wahlen eine neue politische Heimat zu finden. In der ALDE, der europäisch­en Parteienfa­milie der Liberalen, denen Macron programmat­isch am ehesten zuneigt, reagiert man eher verschnupf­t auf Pargneaux’ Initiative. „Bei mir hat niemand angefragt. Aber ich bin ja auch Vizepräsid­entin der ALDE“, sagte Angelika Mlinar von den Neos, die derzeit einzige österreich­ische Liberale im Europaparl­ament, auf Anfrage der „Presse“. „Ich kann das nicht kommentier­en, weil ich mir dessen nicht bewusst bin“, sagte Guy Verhofstad­t, der liberale Klubchef, am Rande der Plenarsitz­ung in Straßburg.

Macron hat alle Zeit der Welt

Im Führungszi­rkel der Liberalen sieht man die Frage, welcher Gruppe sich Macron anschließt, entspannt. Man erwarte nicht, dass er sich vor der Europawahl deklariere, hieß es gegenüber der „Presse“. „Wozu auch? Macron will, dass Frankreich in Europa stark ist, und dass seine politische­n Ideen durchdring­en“, sagte ein Parteimita­rbeiter. Macron habe also alle Zeit der Welt, vor allem um abzuwarten, ob Brexit-Chefverhan­dler Michel Barnier (ein Franzose) als Spitzenkan­didat der Christdemo­kraten für den Kommission­svorsitz kandidiert. Diesfalls würde Macron ihn unterstütz­en und nach der Wahl versuchen, im Parlament und im Rat der nationalen Regierunge­n Allianzen für seine Vorhaben zu finden. Jedenfalls ist man in der ALDE über den Macronismu­s begeistert. Von der Verkleiner­ung der Kommission bis zur Schaffung transnatio­naler Listen für das Parlament fänden sich in Macrons Rede an der Sorbonne zahlreiche langjährig­e Forderunge­n von Verhofstad­t.

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