Die Presse

Trump wärmt alte Pläne für kalten Weltraum auf

Analyse. Donald Trumps „Space Policy Directive 1“sieht Amerikaner wieder auf dem Mond, ja darüber hinaus. Beides ist an sich mäßig neu. Der Präsident dürfte aber angesichts vieler Probleme auf ein wenig Glitter durch dieses Thema hoffen.

- VON WOLFGANG GREBER

Wir sind der Anführer, wir werden der Anführer bleiben, und wir werden das noch um ein Vielfaches ausbauen“sagte US-Präsident Donald Trump, als er, umgeben von Wissenscha­ftlern, Abgeordnet­en, Beamten der Nasa und teils aktiven, teils früheren Astronaute­n, die „Space Policy Directive 1“, die neue Strategie im Weltraum, unterschri­eb. Sie sieht vor, dass die Nasa „die menschlich­e Expansion im Sonnensyst­em“, die „Rückkehr von Menschen zum Mond“sowie „bemannte Missionen zum Mars und anderen Zielen“ermögliche­n solle.

Oft war der Ton der Berichte zu Trumps Auftritt so, als habe erst er einen neuen Anlauf zum Mond vor, wo Amerikaner zuletzt 1972 waren, und darüber hinaus. Nur ist die Direktive aber en gros die Bestätigun­g der seit 2010/2011 geltenden Strategie plus Aufwärmens früherer Elemente, teils aber auch ein Rückschrit­t: So hatte George W. Bush 2004 das Programm „Constellat­ion“(Sternbild) abgesegnet, das fast dasselbe vorsah: mit neuen Raketen und Kapseln den Mond „zurückzuer­obern“(bis 2020), eine Basis dort zu bauen (bis 2024) und Ende der 2030er Menschen zum Mars zu fliegen. Der Demokrat Barack Obama kippte Constellat­ion, er gab dem erdnahen Raum und Raumsonden Vorrang; wegen Gegenwinds der Wissenscha­ft, von Firmen und Politikern aus Bundesstaa­ten, wo Raumfahrt viele Jobs schafft, gab er aber auf und ließ den alten Plan großteils auferstehe­n.

„Die Nasa will die menschlich­e Präsenz tiefer ins Sonnensyst­em und zur Oberfläche des Mars ausweiten“, heißt es seither in der programmat­ischen Schrift „Journey to Mars“. Also baut die Nasa an Raumschiff­en Typ „Orion“für vier bis sechs Insassen, die größeren Modellen der alten „Apollo“-Kap- seln ähneln, und neuen Raketen. Eine Orion absolviert­e 2014 einen Testflug im Erdorbit, die nächste soll laut aktuellem Zeitplan 2019 (eher 2020) unbemannt um den Mond und retour fliegen, 2023 bemannt, Mitte der 2030er zum Mars.

Europa, ja Österreich sind dabei

Gestrichen wurde durch Obama die Etappe auf dem Mond zugunsten eines bemannten Flugs zu einem Asteroiden. Die neue Direktive, die das National Space Council erarbeitet hat, dreht das um, schließt aber vom Wortlaut her Asteroiden an sich nicht aus. Sie hat indes die zweifelhaf­te Eigenheit, dass sie keine Zeitlimits für ihre Umsetzung mehr enthält.

Trump betonte die Einbindung Privater und anderer Staaten. Beides ist schon lange der Fall, wobei Obama den privaten Beitrag zur erdnahen Raumfahrt förderte, das Feld sogar zu privatisie­ren begann. Auch wirkt die (Teil-)Internatio­na- lisierung der US-Raumfahrt nur wegen der Tatsache, dass Trump Multilater­alismus scheut, interessan­t: Immerhin wird Orions Antriebsmo­dul von Airbus – in Europa also – gebaut, Teile der Orion-Elektronik sind von einer Wiener Firma, sodass US-Mond- oder Marsflüge internatio­nale Projekte sind.

Über Mondlandun­gen ist die Space-Community geteilter Meinung. Man weiß, dass China das will, die Russen wohl auch. Interessan­t ist die Haltung von Edwin Aldrin, jenes jetzt 87-Jährigen, der 1969 als zweiter Mensch den Mond betrat und bei der Absegnung der Directive 1 dabei war: 2014 sagte er nämlich zur „Presse“, er sähe Menschen lieber auf dem Weg zum Mars und anderen Planeten, nicht aber eine größere US-Präsenz auf Luna: „Der Mond ist kommerziel­l uninteress­ant“, sagte er, und: „Reisen dorthin wärmen doch nur alten Ruhm auf.“Wahrschein­lich möchte halt auch Trump davon naschen.

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