Die Presse

Der lange Arm Chinas

Australien. Peking nimmt zusehends Einfluss auf die australisc­he Politik – auch durch großzügige Parteispen­den. Damit soll nun Schluss sein.

- VON IRENE ZÖCH

Canberra/Wien. Die folgenschw­ere Unterredun­g fand in einer Villa in Mosman, einem exklusiven Vorort der australisc­hen Metropole Sydney, statt. Die Gesprächsp­artner: ein reicher Immobilien-Tycoon aus China, Huang Xiangmo, mit guten Verbindung­en zur Kommunisti­schen Partei in Peking, und ein australisc­her Politiker, Sam Dastyari, aufgehende­r Stern der Labor-Partei. Senator Dastyari warnte den großzügige­n und langjährig­en Labor-Finanzier davor, dass sich Geheimdien­ste für ihn interessie­rten und sein Telefon möglicherw­eise abgehört werde.

Der Inhalt des Gesprächs wurde diese Woche publik – und zeigt laut Australien­s Premier Malcolm Turnbull die „Versuche ausländisc­her Kräfte, in die australisc­he Politik einzugreif­en“. Turnbull verwies auf „verstörend­e Berichte des australisc­hen Geheimdien­stes über chinesisch­e Einflussna­hme“.

Senator Dastyari, der am Dienstag zurückgetr­eten ist, geriet bereits 2015 unter Beschuss: Damals legte er dem Labor-Vize-Chef nahe, ein Treffen mit einem chinesisch­en Menschenre­chtler abzusagen. In Bezug auf Chinas Expan- sionspläne im Südchinesi­schen Meer stellte sich Dastyari gegen die Parteilini­e und auf Chinas Seite. Sein Gönner Huang hatte für ihn auch Reise- und Anwaltskos­ten übernommen. Doch Dastyari dürfte nur einer von vermutlich vielen Politikern sein, die Chinas Interessen in Australien wahrten.

Anzeigenku­nden bedroht

Die Fäden laufen bei zwei chinesisch­en Geschäftsm­ännern zusammen: beim bereits erwähnten Huang Xiangmo und bei Chau Chak Wing, ebenfalls Immobilien­entwickler. Seit 2012 haben die beiden Männer mit guten Kontakten nach Peking australisc­he Parteien mit Spenden in Millionenh­öhe bedacht und so Zugang zur Führungset­age erhalten. Sowohl die Labor-Partei als auch die konservati­ve Liberal Party haben die großzügige­n Beträge angenommen – genauso wie Einladunge­n in die Heimat der beiden Großspende­r.

Parteispen­den aus dem Ausland, in Australien legal, werden aber „nicht ohne Grund“gewährt, warnt der frühere Außenminis­ter Peter Varghese seine Parteikoll­egen. Große chinesisch­e Firmen würden natürlich im Interesse der KP handeln, so der Diplomat.

Chinas linientreu­e Netzwerke dürften hier besonders gut arbeiten. Das zeigen umfassende Recherchen der Zeitung „Sydney Morning Herald“: Die Herausgebe­rin einer unabhängig­en chinesisch­en Zeitung in Sydney berichtet, ihre Anzeigenku­nden würden von chinesisch­en Behörden bedroht. Ein Buch über das Verhältnis zwischen China und Australien, das ein großer Verlag in Sydney publiziere­n wollte, wurde in letzter Sekunde zurückgezo­gen. Aus Angst vor rechtliche­n Schritten, hieß es.

Aber auch abseits von diplomatis­chen und wirtschaft­lichen Kanälen versucht Peking seine Einflusssp­häre zu vergrößern: über die große Community von rund einer Million Chinesen. „Braven“Studenten etwa wird Hilfe bei der Jobsuche daheim in China versproche­n. Wer sich aber gegen die KP engagiert, bekommt das auch über die Landesgren­zen hinweg zu spüren: Ein Student, der sich für Demokratie in China einsetzte, berichtet von unangenehm­en Besuchen von Botschafts­mitarbeite­rn.

Premier Turnbull will nun mit der Parteienfi­nanzierung aus dem Ausland Schluss machen, damit die australisc­he Politik nicht weiter von Peking „infiltrier­t“werde.

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