Das schöne Spiel, es regiert wieder
Premier League. Dank David Silva und Kevin De Bruyne, dem derzeit besten Mittelfeld-Duo der Welt, hat Pep Guardiolas Ballbesitzphilosophie nun auch das Mutterland des Fußballs erobert.
Er ist der Spieler, der in wichtigen und in heiklen Momenten nach vorn tritt.
Manchester/Wien. Ein ganze Heerschar von englischen Fußballexperten wird von Pep Guardiola und Manchester City gerade eines Besseren belehrt. „Die Leute haben gesagt, wir könnten in England nicht so spielen wie in Barcelona“, erinnerte der ehemalige Barca-¸Coach. „Aber es ist möglich, und wir haben es getan. Es freut mich, an die Stamford Bridge und nach Old Trafford zu gehen und dort so zu gewinnen.“Chelsea und Manchester United wurden vom überlegenen Tabellenführer in ihren Heimarenen besiegt, Liverpool und Arsenal zuhause vor den CityFans abgefertigt. Heute wartet eine vermeintlich leichtere Aufgabe bei Swansea (20.45 Uhr, dazn.com), am Samstag folgt dann der nächste Kracher gegen Tottenham.
Verantwortlich dafür, dass Guardiolas Ballbesitzfußball nicht nur wie einst in La Liga, sondern nun auch im Mutterland des Fußballs regiert, bei Regen, Wind und Minustemperaturen, sind David Silva, 31, und Kevin de Bruyne, 26. Wären da nicht die hellblauen City-Trikots, könnte man auch meinen, es sind die früheren Guar- diola-Schützlinge Xavi und Andres Iniesta, die hier am Werk sind. Silva und De Bruyne harmonieren ähnlich, sind mit je acht Assists die besten Vorlagengeber in England, darüber hinaus aber noch torgefährlicher als ihre Vorgänger in der Kategorie „bestes Mittelfeld-Duo der Welt“.
Chef auf dem Platz ist Silva, auch am Sonntag im Derby gegen United war er der beste Mann. Unter den Hünen der Premier League, erinnert der 1,73 m große und nicht sonderlich athletische Spanier daran, dass Fußballspiele doch noch mit Kreativität, Technik und Spielverständnis gewonnen werden. Silva vertraut auf seinen Instinkte, er weiß längst seine nächsten Schritte, noch bevor er den Ball bekommen hat, er kommuniziert mit seinen Pässen, variiert dabei Richtung und Tempo und nimmt mit seinen Zuspielen den Teamkollegen bereits die Entscheidung über den nächsten Spielzug ab. So wie es eben die Kunst eines wahren Spielmachers ist, so wie wie es Xavi zelebriert hat, mit dem Silva schon 2008 im Happel-Stadion gemeinsam Spaniens EM-Titel fixiert hat.
Bei Real Madrid wurde dem Teenager aus Gran Canaria einst erklärt, er sei zu klein für einen Profifußballer. Von Valencia kam er schließlich für 29 Millionen Euro nach Manchester, gerade hatten die Scheichs aus Abu Dhabi den Klub übernommen, der kleine Spanier mit der japanischen Mutter war ihr bisher bestes Investment. Siebeneinhalb Saisonen später nennen sie ihn bei City ob seiner Fähigkeiten „Merlin“und „El Mago“, gerade hat er bis 2020 verlängert – auf ausdrücklichen Wunsch von Guardiola. „Ich achte viel darauf, wie Spieler in heiklen Momenten reagieren. David ist immer da und das ist so wichtig für den Klub“, sagt der Coach. Mit der Erfahrung von über 500 PremierLeague-Partien erklärte LiverpoolIkone Jamie Carragher Silva kürzlich zum größten Spieler der CityHistorie, Arsenal-Legende Thierry
Pep Guardiola über seinen Schützling David Silva.
Henry meinte, er sei der beste kreative Mittelfeldspieler, der je in England gespielt hätte.
Der belgische Schüler
Sein kongenialer Partner De Bruyne war Flügelstürmer, wurde erst von Guardiola ins zentrale Mittelfeld zurückbeordert. Er ist noch dynamischer als Silva, hat mehr Zug zum Tor, ist auch ein ausgezeichneter Distanzschütze. Die beiden funktionieren gerade wegen dieser Unterschiede so gut nebeneinander. Für den Belgier ist Silva der Lehrmeister. „Es ist verrückt, dass nicht jeder über ihn spricht. Er ist sehr unterschätzt. Er hat über 100 Mal für Spanien gespielt, hat alles gewonnen“, sagt De Bruyne. „Ich war ein Hochrisikospieler, habe Chancen kreiert und genützt, aber auch den Ball öfters verloren. Ich habe viel von ihm über Ballbesitz gelernt.“
Noch sind die Rollen in Citys Mittelfeld also klar verteilt. TV-Experte Carragher aber wagte bereits den Blick in die Zukunft: „Ich habe nicht geglaubt, dass ich jemand besseren sehen werde als Silva, aber so wie De Bruyne in dieser Saison spielt, könnte er ihn in den nächsten fünf Jahren übertreffen.“