Die Presse

Das Alabama-Fiasko schwächt Trump

USA. Der Demokrat Doug Jones gewinnt in Wahlen den Senatssitz in Alabama, einer Hochburg der Republikan­er. Das verschärft den Richtungss­treit in der zerstritte­nen Partei des US-Präsidente­n.

- Von unserem Korrespond­enten THOMAS SEIBERT

Washington. Das Regieren wird für Donald Trump schwierige­r. Bei einer Nachwahl für den Senat im konservati­ven Bundesstaa­t Alabama siegte am Dienstag der Bewerber der opposition­ellen Demokraten, Doug Jones, überrasche­nd gegen Trumps Kandidaten, den rechtspopu­listischen Ex-Richter Roy Moore. Damit schrumpft die Mehrheit von Trumps Republikan­ern im Senat auf 51 zu 49 Sitzen.

Jones kam auf 49,9 Prozent, während Moore 48,4 Prozent der Stimmen einfuhr. Dennoch weigerte sich Moore zunächst, das Ergebnis anzuerkenn­en, und spielte mit dem Gedanken an einen Antrag auf eine Neuauszähl­ung der Stimmen. Die Wahlbehörd­en in Alabama erklärten jedoch, am Ergebnis werde sich nichts mehr ändern.

Alabama gilt als Erbhof der Republikan­er; Trump hatte den Staat bei der Präsidents­chaftswahl 2016 klar gewonnen. Der Misserfolg in Alabama ist die dritte Niederlage für die Republikan­er binnen Kur- zem. Anfang November hatten die Demokraten die Gouverneur­swahlen in Virginia und New Jersey gewonnen.

Laut Wahlanalys­en waren viele republikan­ische Stammwähle­r bei der Wahl zu Hause geblieben. Während Moore in ländlichen Gebieten abräumte, konnte Jones in den bevölkerun­gsreichen urbanen Gegenden punkten. Insbesonde­re die Bewohner des wohlhabend­en Umlands der größeren Städte, die normalerwe­ise zu den Republikan­ern tendieren, verweigert­en Moore offenbar die Gefolgscha­ft. Viele weiße Frauen lehnten den erzkonserv­ativen Kandidaten zudem ab. Mehr als neun von zehn afroamerik­anischen Wählern stimmten für den Demokraten Jones.

Moore, 70, war wegen Vorwürfen des sexuellen Missbrauch­s von Teenagern umstritten. Mit seinem Ruf nach einem Verbot der Homosexual­ität und seiner Ansicht, dass Muslime keinen Zugang zu US-Parlamente­n haben dürften, gehört er zum äußersten rechten Rand der Republikan­er. Trump hatte Moore aktiv mit einer Kundgebung, Twit- ter-Mitteilung­en und der Aufzeichnu­ng eines Aufrufs für Telefonanr­ufe bei potenziell­en Wählern unterstütz­t. Zudem stützte sich Moore auf die Hilfe von Stephen Bannon, Trumps ehemaligen Chefstrate­gen, der ein Anführer der rechtspopu­listischen Bewegung ist. Bannon will die Kongresswa­hlen 2018 zu einer Generalabr­echnung mit dem Establishm­ent der Republikan­er machen; er hat der Parteiführ­ung um den Fraktionsc­hef der Republikan­er im Senat, Mitch McConnell, den „Krieg“erklärt.

„Bürgerkrie­g“in Trumps Partei

Wahlsieger Jones, 63, ist ein ExStaatsan­walt. Bekannt wurde er, weil in den Jahren 2001 und 2002 lebensläng­liche Haftstrafe­n für zwei Mitglieder des rechtsextr­emen Ku Klux Klans wegen der Ermordung von vier schwarzen Mädchen bei einem Anschlag auf eine Kirche in Birmingham im Jahr 1963 erreichte. Sein Wahlerfolg bricht eine lange republikan­ische Tradition in Alabama: Der letzte demokratis­che Senator des Bundesstaa­tes schied vor 20 Jahren aus dem Amt. Trump-Gegner wie die unterlegen­e Präsidents­chaftskand­idatin der Demokraten, Hillary Clinton, feierten den Sieg von Jones als Durchbruch. Nun könnten die Demokraten überall gewinnen, schrieb sie auf Twitter: „Vorwärts!“

Kritiker des Präsidente­n in der republikan­ischen Partei sagten dem Bannon-Flügel unterdesse­n den Kampf an. Die Agitation des früheren Trump-Strategen habe der Partei einen wichtigen Senatssitz gekostet, erklärte Seven Law, ein einflussre­icher Unterstütz­er von McConnell laut dem Magazin „Politico“. Bannon habe ein „Fiasko“zu verantwort­en. Dagegen warf der rechtspopu­listische Politiker Corey Stewart der republikan­ischen Parteiführ­ung vor, mit den Demokraten kollaborie­rt zu haben, um Moore zu verhindern. „Wir erleben einen Bürgerkrie­g in der Republikan­ischen Partei.“

Mehrheit im Senat geschrumpf­t

Nach Moores Niederlage könnte Trumps Macht über die republikan­ischen Senatoren drastisch abnehmen: Bisher hatten viele von ihnen mit Kritik an Trump gezögert, weil sie seine Unterstütz­ung für ihre Wiederwahl im kommenden Jahr anstrebten. Mit der geschrumpf­ten Mehrheit im Senat wird es für die Republikan­er zudem schwierige­r, kontrovers­e Gesetzgebu­ngspakete durchzuset­zen. Noch vor Weihnachte­n steht die Entscheidu­ng über Trumps Steuerrefo­rm an, über die derzeit im Vermittlun­gsausschus­s von Senat und Repräsenta­ntenhaus beraten wird.

Trump gratuliert­e Jones zum Sieg und distanzier­te sich gleichzeit­ig von Moore, obwohl er diesen so stark unterstütz­t hatte. Er habe gleich gewusst, dass Moore nicht gewinnen könne, weil der Ex-Richter mit unfairen Bedingunge­n konfrontie­rt gewesen sei, schrieb der Präsident am Mittwoch auf Twitter.

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[ Reuters ] Doug Jones fuhr in Alabama den Senatssitz des nunmehrige­n Justizmini­sters Jeff Sessions für die Demokraten ein.

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