Die Presse

Tillerson bietet Nordkorea Dialog an

Unklar ist, ob Trump seinen Außenminis­ter stützt.

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Washington. Schon einmal hat sich US-Außenminis­ter Rex Tillerson öffentlich einen Tadel seines Chefs in Sachen Nordkorea eingehande­lt: Nachdem jener öffentlich eingeräumt hatte, die USA unterhielt­en Gesprächsk­anäle zu Pjöngjang, kanzelte ihn US-Präsident Donald Trump via Twitter mit den Worten ab, der Minister „verschwend­et seine Zeit“. Am Mittwoch stand daher ein großes Fragezeich­en über Tillersons jüngsten Äußerungen zu Nordkorea: Hat er die Rückendeck­ung des Weißen Hauses?

In der Nacht auf Mittwoch hatte der frühere Ölmanager dem Regime von Diktator Kim Jong-un Verhandlun­gen über Nordkoreas Atomwaffen ohne Vorbedingu­ngen angeboten. „Lasst uns einfach zusammenko­mmen“, sagte er vor dem Atlantic Council in Washington. Bisher haben die USA den Kurs verfolgt, dass Pjöngjang vor Gesprächen akzeptiere­n muss, über ein Ende des Atomwaffen­programms zu reden.

Lobende Worte aus China

Trump selbst reagierte zunächst nicht. „Die Sicht des Präsidente­n auf Nordkorea hat sich nicht geändert“, erklärte dagegen das Weiße Haus. „Nordkoreas Handlungen sind für niemanden gut – und ganz sicher nicht für Nordkorea.“

Im Gegensatz zu seinem Außenminis­ter hatte Trump sich nach mehreren Atom- und Raketentes­ts wenig gesprächsb­ereit gezeigt – im Gegenteil: Er hatte dem Land mit „totaler Vernichtun­g“gedroht und Jongun als „kleinen Raketenman­n“verspottet. Hinzu kommt: Tillerson selbst gilt seit Monaten als angezählt und könnte bald abgelöst werden.

Bei seinem Vortrag bekräftigt­e Tillerson zwar die US-Position, dass ein mit Atomwaffen ausgerüste­tes Nordkorea nicht hinnehmbar sei. Die USA wollten den Streit mit dem Land aber auf diplomatis­che Weise lösen. „Wir sind bereit, das erste Treffen ohne Vorbedingu­ngen abzuhalten.“Es müsse aber eine Phase der Ruhe ohne Atomund Raketentes­ts geben. China begrüßte ausdrückli­ch die Aussagen Tillersons. (Reuters/red.)

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