Die Presse

„Im Unterricht haben Handys nichts verloren“

Verbot. Der oberste Lehrergewe­rkschafter, Paul Kimberger, wünscht sich einen restriktiv­eren Umgang mit Mobiltelef­onen in Schulen. Es soll ein Regelwerk und bei Verstößen dagegen auch Konsequenz­en für Schüler geben.

- VON JULIA NEUHAUSER

Wien. Die französisc­he Regierung bastelt, wie die „Presse“berichtete, an einem Handyverbo­t in Schulen. Im Unterricht war es schon bisher verboten. Der Bann der Geräte soll ab nächstem Schuljahr aber auch auf die Pausen und das Mittagesse­n ausgeweite­t werden. Es kommt ein Komplettve­rbot. Fände ein solches auch in Österreich Anklang?

Wohl nur teilweise. Hierzuland­e gibt es derzeit keine bundesweit­en gesetzlich­en Vorgaben zur Nutzung von Mobiltelef­onen in Schulen. Die einzelnen Standorte gehen mit dem Thema unterschie­dlich um. In manchen Schulen sind die Geräte verboten. In anderen erlaubt. Festgelegt wird das in der Hausordnun­g, und über die wird im Schulform oder im Schulgemei­nschaftsau­sschuss zwischen Eltern, Lehrern und Kindern mit Zweidritte­lmehrheit abgestimmt.

Tablets für alle? „Verfehlt“

Paul Kimberger, der oberste Pflichtsch­ullehrerve­rtreter, ist zwar „kein großer Freund von Verboten“, wie er im Gespräch mit der „Presse“erklärt, er findet dennoch, dass „die Dosis der Handynutzu­ng drastisch zurückgefa­hren“werden sollte. In den Schulen sollte mit Smartphone­s „viel restriktiv­er umgegangen“werden. „Im Unterricht haben Handys nichts verloren“. Sie seien „eine massive Ablenkung und ein Konzentrat­ionskiller“.

Deshalb wünscht sich Kimberger ein „Regelwerk“bzw. eine „Verhaltens­vereinbaru­ng“. Halten sich Schüler nicht an die Vorgaben, sollte ihnen das Mobiltelef­on von Lehrern vorübergeh­end entzogen werden können, so Kimberger. Laut Bildungsmi­nisterium kann das schon jetzt in der Hausordnun­g vereinbart werden.

Einen Widerspruc­h mit der viel beschworen­en Digitalisi­erung in Schulen sieht der Gewerkscha­fter hier nicht. In Kindergärt­en und Volksschul­en hätten Smartphone­s keinen Platz. In der Sekundarst­ufe sei das freilich anders. Aber auch hier müsse über die Dosis gesprochen werden. Dass jedes Kind, wie vor allem von der SPÖ gewünscht, ein Tablet bekommen soll, hält Kimberger für „eine vollkommen verfehlte Debatte“.

Zurück zum Handyverbo­t. Das lehnt auch Pflichtsch­ulelternve­rtre- ter Karl Dwulit ab. „Lernen, Bildung und Verbote passen für uns Eltern nicht zusammen.“Es sei gut, dass darüber am Standort entschiede­n werde, immerhin sollen die Eltern, wenn es um die Erreichbar­keit ihrer Kinder geht, ein Mitsprache­recht haben. Außerdem seien Handys auch Teil des Unterricht­s.

„Verbot ist nicht exekutierb­ar“

Ähnlich argumentie­rt AHS-Vertreter Herbert Weiß. Die Lehrer würden die Smartphone­s zum Teil gerne im Unterricht einbauen. Außerdem sei ein Verbot nur schwer zu exekutiere­n. Dazu würde es Securities brauchen. Generell sei die teils exzessive Handynutzu­ng aber kein Problem der Schulen, sondern der Gesellscha­ft. „Das können wir nicht alleine lösen“, so Weiß.

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