„Im Unterricht haben Handys nichts verloren“
Verbot. Der oberste Lehrergewerkschafter, Paul Kimberger, wünscht sich einen restriktiveren Umgang mit Mobiltelefonen in Schulen. Es soll ein Regelwerk und bei Verstößen dagegen auch Konsequenzen für Schüler geben.
Wien. Die französische Regierung bastelt, wie die „Presse“berichtete, an einem Handyverbot in Schulen. Im Unterricht war es schon bisher verboten. Der Bann der Geräte soll ab nächstem Schuljahr aber auch auf die Pausen und das Mittagessen ausgeweitet werden. Es kommt ein Komplettverbot. Fände ein solches auch in Österreich Anklang?
Wohl nur teilweise. Hierzulande gibt es derzeit keine bundesweiten gesetzlichen Vorgaben zur Nutzung von Mobiltelefonen in Schulen. Die einzelnen Standorte gehen mit dem Thema unterschiedlich um. In manchen Schulen sind die Geräte verboten. In anderen erlaubt. Festgelegt wird das in der Hausordnung, und über die wird im Schulform oder im Schulgemeinschaftsausschuss zwischen Eltern, Lehrern und Kindern mit Zweidrittelmehrheit abgestimmt.
Tablets für alle? „Verfehlt“
Paul Kimberger, der oberste Pflichtschullehrervertreter, ist zwar „kein großer Freund von Verboten“, wie er im Gespräch mit der „Presse“erklärt, er findet dennoch, dass „die Dosis der Handynutzung drastisch zurückgefahren“werden sollte. In den Schulen sollte mit Smartphones „viel restriktiver umgegangen“werden. „Im Unterricht haben Handys nichts verloren“. Sie seien „eine massive Ablenkung und ein Konzentrationskiller“.
Deshalb wünscht sich Kimberger ein „Regelwerk“bzw. eine „Verhaltensvereinbarung“. Halten sich Schüler nicht an die Vorgaben, sollte ihnen das Mobiltelefon von Lehrern vorübergehend entzogen werden können, so Kimberger. Laut Bildungsministerium kann das schon jetzt in der Hausordnung vereinbart werden.
Einen Widerspruch mit der viel beschworenen Digitalisierung in Schulen sieht der Gewerkschafter hier nicht. In Kindergärten und Volksschulen hätten Smartphones keinen Platz. In der Sekundarstufe sei das freilich anders. Aber auch hier müsse über die Dosis gesprochen werden. Dass jedes Kind, wie vor allem von der SPÖ gewünscht, ein Tablet bekommen soll, hält Kimberger für „eine vollkommen verfehlte Debatte“.
Zurück zum Handyverbot. Das lehnt auch Pflichtschulelternvertre- ter Karl Dwulit ab. „Lernen, Bildung und Verbote passen für uns Eltern nicht zusammen.“Es sei gut, dass darüber am Standort entschieden werde, immerhin sollen die Eltern, wenn es um die Erreichbarkeit ihrer Kinder geht, ein Mitspracherecht haben. Außerdem seien Handys auch Teil des Unterrichts.
„Verbot ist nicht exekutierbar“
Ähnlich argumentiert AHS-Vertreter Herbert Weiß. Die Lehrer würden die Smartphones zum Teil gerne im Unterricht einbauen. Außerdem sei ein Verbot nur schwer zu exekutieren. Dazu würde es Securities brauchen. Generell sei die teils exzessive Handynutzung aber kein Problem der Schulen, sondern der Gesellschaft. „Das können wir nicht alleine lösen“, so Weiß.