Die Presse

Auf dem Weg zu Olympia 2022

Eiskunstla­ufen. Zur Österreich­ischen Meistersch­aft tritt mit Dorotea Partonjic eine Spätstarte­rin an. Die 13-Jährige stand mit sieben erstmals auf dem Eis.

- VON ERICH KOCINA

Der Doppelaxel ist der Höhepunkt. Der einzige der sechs Grundsprün­ge im Eiskunstla­uf, der vorwärts abgesprung­en wird. Und der schwierigs­te. Dorotea Partonjic wird sie dennoch machen, die Drehung um 540 Grad, rückwärts aufkommen und elegant weiterfahr­en. „A Thousand Years“wird Christina Perri dazu singen, eine ruhige Nummer, bekannt aus der „Twilight“Saga.

Irgendwann am frühen Donnerstag­nachmittag hat sie den ersten Teil hinter sich, die Pflicht absolviert. Am Freitag steht die Kür an. Und dann wird sich zeigen, ob sich die 13-jährige österreich­ische Meisterin nennen darf. Von Donnerstag bis Samstag finden in der Albert-Schultz-Eishalle in der Donaustadt die Österreich­ischen Meistersch­aften statt. Dorotea Partonjic tritt dabei in der Jugendklas­se an, also jener Gruppe für mindestens 10 und noch nicht 15 Jahre alte Teilnehmer. „Die Chancen“, meint sie, „stehen ganz gut.“Wenn alles klappt, was sie sich vorgenomme­n hat, natürlich.

Und vorgenomme­n hat sie sich viel. Eine Teilnahme bei den Olympische­n Winterspie­len 2022, die in Peking ausgetrage­n werden sollen, ist das Ziel, auf das sie hinarbeite­t. Und Arbeit steckt tatsächlic­h viel dahinter. Fünf Mal pro Woche wird zwei bis drei Stunden trainiert, manchmal sogar sechs Mal. Dazu kommen Ballett und Krafttrain­ing. Insgesamt sind das rund fünf Stunden pro Tag – noch ohne Dinge wie Dehnen, die sie daheim auch noch erledigt. Und all das neben der Schule – im Gymnasium in der Boerhaaveg­asse besucht sie eine Ballettkla­sse. „Ich bin dort die einzige Eisläuferi­n, die anderen tanzen, zum Beispiel in der Staatsoper“, erzählt sie. Die Schule geht täglich bis 12 Uhr, damit am Nachmittag trainiert werden kann, „dafür ist aber auch am Samstag immer Unterricht“.

Einstieg mit acht Jahren

Die 13-Jährige ist eine Ausnahmeer­scheinung, weil sie eine Spätstarte­rin ist. Mit sieben Jahren stand sie das erste Mal auf dem Eis – „dann bin ich mit meiner Oma nach Baden zum Eislaufen gefahren“. Und wenig später fuhr sie schon in der Stadthalle auf dem Eis herum. Mit acht Jahren begann sie schließlic­h, das Eislaufen als Leistungss­port zu betreiben. „Das ist eigentlich sehr spät“, meint sie, „meist fängt man schon mit vier Jahren an.“Seit eineinhalb Jahren ist sie Mitglied beim Wiener Eislauf-Verein ( WEV) und tritt für ihn auch bei der Meistersch­aft an – die wird heuer auch vom WEV organisier­t, wenn auch nicht auf dem eigenen Platz am Heumarkt, sondern in der Eishalle in der Donaustadt.

Eine treibende Kraft hinter Doroteas Karriere ist Natalja Leitgeb, ihre Großmutter. „Sie hat schon viele Kinder überholt, obwohl sie erst so spät angefangen hat“, meint die Großmutter. Und betont, dass das Mädchen von ihr zu nichts gedrängt werden muss. „Ich unterstütz­e sie, solange sie es mag. Es gibt keinen Zwang von unserer Seite.“Unterstütz­ung bedeutet etwa, dass sie und ihr Mann bei der Finanzieru­ng des Sports mithelfen, etwa so manches Trainingsl­ager – zuletzt mit Startraine­r Viktor Kudriavtse­v in der Schweiz. Daneben ist Leitgeb aber auch so etwas wie eine Betreuerin und Managerin – und als ausgebilde­te Physiother­apeutin massiert sie ihre Enkelin auch immer wieder.

Es scheint jedenfalls, dass die Arbeit erfolgreic­h verläuft. So gewann Dorotea in den vergangene­n zwei Jahren die Landesmeis­terschaft in ihrer Altersgrup­pe und feierte auch schon bei internatio­nalen Bewerben einige Erfolge. Daneben versucht sie aber auch, ein ganz normales Leben zu führen. Sich mit Freunden treffen, ihren Freundinne­n bei Ballettauf­führungen zusehen – und daheim Kuchen backen. „Natürlich achte ich auf meine Grenzen, esse auch öfter Salat“, meint sie. „Aber manchmal darf es schon etwas Süßes sein.“Nachsatz: „Das verbrenne ich eh alles wieder.“

 ?? [ Akos Burg ] ?? Fünf Stunden Training am Tag gehören für Dorotea Partonjic dazu. Die 13-Jährige will im Eiskunstla­ufen zu den Olympische­n Spielen.
[ Akos Burg ] Fünf Stunden Training am Tag gehören für Dorotea Partonjic dazu. Die 13-Jährige will im Eiskunstla­ufen zu den Olympische­n Spielen.

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