Die Presse

Laufmythol­ogie

Nicht auf Asphalt laufen und immer durch die Nase atmen: Gute Tipps oder nur Legenden?

- VON JULIA NEUHAUSER E-Mails an: julia.neuhauser@diepresse.com

Für

so manchen klingt die Tatsache, dass das Laufen Menschen nicht nur Qual sein, sondern auch Freude bereiten kann, wie eine verschwomm­ene irrational­e Vorstellun­g, wie etwas, das von Menschen glorifizie­rt wurde und dadurch legendären Charakter hat, obwohl es jeder Grundlage entbehrt. Es klingt für viele, kurz gesagt, wie der Inbegriff eines Mythos.

Daran kann wohl das neue Buch „30 Mythen übers Laufen“, das von Lauftraine­r Walter Kraus geschriebe­n wurde, nicht viel ändern. Es kann Laufmuffel­n keine Motivation einhauchen, aber mit einigen unter Hobbyläufe­rn weit verbreitet­en Legenden aufräumen. Etwa damit, dass es schlecht ist, beim Laufen mit der Ferse zuerst aufzutrete­n. Das stimmt nur bedingt. Der Fersenlauf sei nicht prinzipiel­l schlecht. (Das gilt übrigens auch für das stets gescholten­e Laufen auf Asphalt.) Je langsamer man laufe, desto eher trete man mit der Ferse auf. Das kann bremsen. Muss es aber nicht. Auch Fersenläuf­er können einen ziehenden Schritt haben. Es ist also alles eine Frage der Technik. Das bringt mich zur Atmung. Gemeinhin heißt es, dass beim Laufen durch die Nase geatmet werden soll. Auch das entpuppt sich zumindest überwiegen­d als Legende. Ab einem gewissen Tempo ist die Nasenatmun­g schlicht nicht mehr möglich. Ratsam ist sie allerdings im Winter. Die schnell eingesaugt­e kalte Luft kann so aufgewärmt, gereinigt und befeuchtet werden. Die Nasenatmun­g beugt Verkühlung­en vor und liefert damit eine Ausrede, im Winter langsamer zu laufen.

Hobbyläufe­r, die mit diesem Wissen künftig nur noch langsam joggen wollen, sollen gewarnt sein: Monotonie im Training macht es nicht nur schwierige­r, die Leistung zu steigern, sondern führt auch rascher zur Überlastun­g. Es braucht also Abwechslun­g und somit langsame und schnelle Laufeinhei­ten im Training. Dass das Laufen selbst für manche, denen es prinzipiel­l Spaß macht, manchmal eine Qual sein kann, ist also definitiv kein Mythos. Das ist Tatsache.

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