Die Presse

„2,4 Millionen waren für Grasser“

Hochegger-Geständnis. Nach dem Paukenschl­ag im Buwog-Verfahren steht Ex-Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser nun erstmals mit dem Rücken zur Wand. Sein ehemaliger Vertrauter, der Lobbyist Peter Hochegger, hat ihn massiv belastet.

- VON MANFRED SEEH

Nach dem Geständnis von Peter Hochegger im BuwogVerfa­hren steht ExFinanzmi­nister KarlHeinz Grasser nun mit dem Rücken zur Wand.

Wien. Die Nervosität war greifbar, Freitagmit­tag im Straflande­sgericht Wien. Es lag etwas in der Luft. Dann platzte die Bombe: Der frühere Starlobbyi­st Peter Hochegger (68) hat in Teilbereic­hen reinen Tisch gemacht und dabei KarlHeinz Grasser schwerst belastet.

„Mein Mandant weiß, dass Ingenieur Meischberg­er beim Buwog-Deal Gelder an Magister Grasser und Kommerzial­rat Plech weitergele­itet hat. Die Buwog-Veräußerun­g ist damit alles andere als ,supersaube­r‘ abgelaufen.“Dies erklärte Hocheggers Anwalt Leonhard Kregcjk in seinem mit Hochspannu­ng erwarteten Eröffnungs­vortrag am vierten Tag des BuwogProze­sses. Der Anwalt gab weiter an: Hochegger habe von dieser Aufteilung „durch eine Indiskreti­on in der zweiten Jahreshälf­te 2005“erfahren.

Dieses Teilgestän­dnis könnte letztlich ziemliches Gewicht haben (siehe Artikel unten). Denn Hochegger ist nicht mit einer eigentümli­chen Version gekommen; vielmehr führt sein Geständnis genau in die Richtung der Anklage. Die Korruption­sstaatsanw­altschaft wirft ja Ex-Finanzmini­ster Grasser, dessen Freund Walter Meischberg­er und auch dem Immobilien­makler Ernst Karl Plech vor, zu gleichen Anteilen vom mutmaßlich­en Bestechung­sgeld gezehrt zu haben. 9,6 Millionen sollen Grasser und Co. insgesamt kassiert haben. Auch Hochegger, auf dessen Konto der Firma Astropolis auf Zypern die Summe gelandet ist, soll seinen Anteil bekommen haben.

Dies gibt der in der Steiermark geborene Netzwerker (früher: Hochegger Communicat­ions, Valora) zu. Sein Anwalt trägt vor: Hochegger habe vom Astropolis­Konto von Dezember 2005 bis November 2007 tranchenwe­ise 7,2 Millionen Euro an die USBriefkas­tenfirma Omega überwiesen – im Wissen, dass Grasser, Plech und Meischberg­er das Geld unter sich gleichmäßi­g aufteilen.

„Geld aus Profitgier behalten“

Somit belastet sich Hochegger selbst schwer. Warum? Nun, dies erklärt Anwalt Kregcjk so: Sein Klient habe sich damals eben seinen Anteil, „zwei Millionen“, einbehalte­n. Reuiger Beisatz: „Aus eigener Profitgier.“Fazit laut Anwalt: „Hochegger wird sich wegen Beteiligun­g an der Untreue zulasten der Republik schuldig bekennen.“

Zum viel besagten „Tatplan“(Zitat Anklage), wonach mehrere Personen, darunter Grasser, beschlosse­n hätten, bei Privatisie­rungen des Bundes mitzuschne­iden, ließ Hochegger seinen Anwalt sagen: „Die Ausführung­en von Willibald Berner zum gemeinsame­n Tatplan sind frei erfunden.“

Zur Erinnerung: Wie berichtet hat Berner, der einstige Kabinettsc­hef von Infrastruk­turministe­r Mi- chael Schmid, Brisantes ausgesagt. Hochegger habe ihm, Berner, eine geheime Strategie in Sachen Korruption verraten. Dies stimme nicht, so Anwalt Kregcjk. Und: „Mein Mandant stand außerhalb eines Korruption­snetzwerks.“

Zum zweiten Anklagepun­kt, also zu der von Schmiergel­dzahlungen (200.000 Euro) begleitete­n Einmietung der Finanz in das Linzer Hochhaus Terminal Tower: Hier bekennt sich Hochegger nicht schuldig. 2007 sei Meischberg­er an ihn herangetre­ten, lässt er via Anwalt wissen – dabei habe Meischberg­er verlangt, die Astropolis möge eine Rechnung an die Baufirma Porr legen. Da die Astropolis aber keine Leistung für die Porr erbracht habe (die Porr hatte den Terminal Tower errichtet und suchte Mieter), sei klar gewesen, dass es sich um eine Scheinrech­nung handeln müsse.

Allerdings habe Hochegger angenommen, Meischberg­er habe irgendeine „Beratungsl­eistung“für die Porr erbracht. An dieser Stelle nimmt Hochegger seine einstigen Vertrauten Grasser und Plech in Schutz. Seinen Anwalt lässt er sa- gen: „Anders als im Buwog-Komplex war eine Involvieru­ng von Magister Grasser und Kommerzial­rat Plech nicht sichtbar.“

Domizil in Brasilien

Hochegger – er hat eine Wohnung im brasiliani­schen Fortaleza und hat sich zuletzt der Philosophi­e und der inneren Einkehr ver- schrieben – hat bereits eine Haftstrafe wegen einer anderen Korruption­ssache abgesessen. Dabei ging es um knapp eine Millionen Euro der Telekom Austria, die 2006 in Richtung BZÖ geschleust wurde. Hochegger bekam zwei Jahre teilbeding­te Haft. Acht Monate saß er ab. Auf eine Fußfessel (Hausarrest) verzichtet­e er freiwillig.

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[ APA ] Machte einen eher entspannte­n Eindruck: der angeklagte ehemalige Starlobbyi­st Peter Hochegger. Seine Angaben erschütter­ten Grassers bisherige Verteidigu­ngslinie.
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[ APA ] Schwer belastet: Karl-Heinz Grasser.

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